Ray Rare Genius: The Undiscovered Masters

Aus Aufnahmen der 70er, 80er und 90er hat Produzent John Burk das Album Ray Rare Genius angefertigt. Die 41 Minuten Spielzeit sind eine Wanderung durch die Genres, die Ray Charles im Laufe seiner Karriere bereicherte. Von R’n’B, Blues und Jazz führt uns die Compilation zum Country und schließt mit einem besonderen Highlight ab: ein Duett mit Countrylegende Johnny Cash.

Das Vermächtnis des Ray Charles: John Burks Zusammenstellung Ray Rare Genius

Fans werden von der Platte ohnehin begeistert sein und die Stücke in das Gesamtlebenswerk einzuordnen wissen. Alle Stücke sind spielerisch ohne Frage von höchster Qualität. Wieso sie es vor dem Tod des Soulvaters nicht zur Veröffentlichung geschafft haben, ist wohl nur so zu erklären, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung nicht gegen die anderen großartigen Werke des Meisters ankamen.

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Blues-Nummern mit Big-Band-Unterstützung eröffnen die CD. Love’s Gonna Bite You Back und It Hurts To Be In Love, welches swingiger daherkommt. Wheel of Fortune ist ein Song, wie man ihn oft in verschlafenen Casinobars irgendwo in Las Vegas hören könnte. I’m Gonna Keep On Singin ist ein recht typischer Song für Charles‘ Popphase, durch welche ihn die Girlgroup The Raelettes begleitet hat.

Das sechste Stück, Isn’t It Wonderful, hat einen lockeren Jive, ausgelöst von einer gediegenen Staccato-Begleitung, der es zu meinem persönlichen Liebling macht. Mit I Don’t Want No One But You wechselt das Album wieder in eine schmusig-romantische Jazzrichtung.

Das Besondere an dem neunten Song, She’s Gone, ist die ambivalente Stimmung, in welcher dem Fan der Liebe der Vortrag gelingt. Es wirkt ironisch und trauernd zugleich. Den Schluss setzt Charles zusammen mit Johnny Cash. Why Me, Lord, fragen sie. Die letzten drei Songs des Albums haben eindeutige Countryelemente. Aber trotzdem nähern sich Charles und Cash im letzten Song nicht nur stilistisch einander an. Besonders das letzte Stück muss man öfter anhören, um die Verstrickungen herauszuhören.

Die Entstehung von Ray Rare Genius

Viele der Archivaufnahmen sind unvollständig. Baustellen, die der Meister verlassen und nie wieder betreten hat. John Burk ist es zu verdanken, dass es mit diesen nach Charles‘ Tod zu einem runden Ende gekommen ist. Einfügungen in die Songs werden vielleicht nur unbeirrbaren Kennern des Werks auffallen.

Obwohl das Album durch die verschiedenen Stile des Musikers führt, wirkt das Endergebnis in sich abgeschlossen. Schade, dass es nur zehn Stücke geworden sind. Man weiß nicht, welcher Renovierungen die anderen musikalischen Fundamente bedürften, dass sie ungebrochenen Hörgenuss ergäben.

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Ebenso schlecht kann man Fragmente aufarbeiten, ohne den Willen des Urhebers zu kennen und gegen ihn zu verstoßen. „Stars vollenden unvollendete Werke des Soulsängers“ – das wäre doch eine Idee für ein neues Projekt. Sein Vermächtnis ist groß, auf die ein oder andere Spätentdeckung können wir uns vielleicht noch freuen.

Interpret: Ray Charles
Album: Ray Rare Genius: The Undiscovered Masters
Plattenfirma: Concord Records
Erscheinungsdatum: 29. Oktober 2010

weiterführende Links:

http://www.countrymusicnews.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5163:charles-ray-rare-genius-the-undiscovered-masters&catid=29:cd-besprechungen&Itemid=125

2 Meinungen

  1. sehr schön, super dass ihr darüber berichtet – sonst hätt ich das nie mitbekommen!

  2. Ich bin Jazz Sängerin und Vocal coach.
    Ich liebe Balladen, Big band, Swing , Blues und natürlich RAY. He had a deep, deep. deep SOUL. Genau so tief trifft er mich mitten ins Herz mit jedem seiner Songs.
    Schön, dass es diese neuen Aufnahmen gibt. Er hat alle Genres Jazz, Blues, Country in seinem Lebenswerk vereinigt und uns die Vielfalt, Größe und Segnung durch die Musik fühlen lassen. Wir werden ihn sowieso nie vergessen. Er lebt in uns weiter.

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