In Deutschland fehlen fast 50.000 Lehrkräfte! In ihrer Not stellen die Schulen vermehrt Quereinsteiger ein – was das für Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern bedeutet…
Ausgefallene Stunden, überfüllte Klassen, überforderte Lehrkräfte – an vielen deutschen Schulen schon viel zu lange Realität. Der Grund: zu wenige Lehrkräfte für immer mehr Schülerinnen und Schüler.
45.000 Stellen sind laut dem „Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“ im Bereich Erziehung und Unterricht in Deutschland unbesetzt. Besonders gravierend ist die Situation in Sachsen und Berlin.
Aber was kann man gegen die Misere tun? Immer mehr Bundesländer setzen jetzt auf Quereinsteiger – Sachsen besetzt mit ihnen sogar 45 Prozent der freien Stellen. Quereinsteiger bringen viel mit: Motivation, Berufs- und Lebenserfahrung sowie Fachwissen. Aber eben keine Lehramtsausbildung – vor allem keine pädagogische Ausbildung!
Ohne Unterrichterfahrung stehen die neuen Lehrkräfte dann vor einer Schulklasse. Oft merken sie erst dann, welche Herausforderung die Aufgabe mit sich bringt. Neben dem Unterricht bilden sich viele Quereinsteiger jedoch weiter, um neben der fachlichen Qualifikation auch eine pädagogische Qualifikation nachweisen zu können. Doch genügt das? Besonders in Sachen Didaktik und Methodik mangelt es den Quereinsteigern. Ein Problem, das vielleicht weniger an Gymnasien zutragen kommt, vermehrt aber an Grundschulen, Stadtteilschulen oder Haupt- und Realschulen. Denn: Besonders Schülerinnen und Schüler mit einem Förderbedarf, Konzentrationsschwächen und schwächeren schulischen Leistungen kommen zu kurz, wenn der Unterricht hauptsächlich frontal ausgerichtet ist. Die meisten Quereinsteiger kennen den Unterricht jedoch nicht anders. Ein Problem, finden Experten. Im Lehramtsstudium lernen Lehramtsanwärter nämlich hauptsächlich Methodik und Didaktik. Bei der zunehmenden Heterogenität der Klassen ist das essentiell, denn der Inhalt wird bestenfalls selbsterfahrend gelernt.
Eine pädagogische Weiterbildung neben der Lehrtätigkeit klingt also vernünftig und notwendig. Doch diese Weiterbildung ist nicht überall Pflicht. Auch, weil es nicht ausreichend Angebote der Nachqualifikation gibt. Das aber ist problematisch, wir brauchen also mehr Ausbildungskapazitäten für Lehrkräfte. Auch wenn Quereinsteiger schlechter bezahlt werden und meist nur befristete Verträge erhalten hilft das den Schülerinnen und Schülern nicht.
Doch zurzeit sind die Quereinsteiger eben eher die Regel. Das Positive daran: Für viele Menschen ist das die zweite Chance auf ihren Traumberuf – aber eben nur mit einer Weiterbildung!
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