Pierluigi Collina: Porträt des Ausnahme-Schiedsrichters

Am 29. August 2005 reichte Pierluigi Collina seinen Rücktritt bei der internationalen Schiedsrichtervereinigung ein. Er hatte mit 45 Jahren das Höchstalter für international eingesetzte Schiedsrichter erreicht und zu der Zeit denselben Sponsor wie der AC Milan. Seine Unparteilichkeit stand in Frage, das höchste Gut, das ein Schiedsrichter haben kann.

Der Italiener mit dem klangvollen Namen ist der erste internationale Star aus der neutralen Ecke des Fußballfeldes. Er wurde sechs Mal in Folge von 1998 bis 2003 zum Weltschiedsrichter des Jahres gewählt, das ist ein bis heute unerreichter Rekord. Nie zuvor, und seitdem nie wieder, wurde einem Schiedsrichter so viel Respekt gezollt.

Der Weltschiedsrichter

Unparteilichkeit, Respekt, Leidenschaft, das sind unverzichtbare Attribute eines jeden Schiedsrichters, doch Collina wollte immer auch, dass ihm die Spieler vertrauen. In seinem 2002 erschienenen Buch „Meine Regeln des Spiels“ erzählt er darüber, „was mich das Leben über Fußball lehrte“. Er berichtet von seinen Anfängen als 17 -Jähriger und natürlich von den Höhepunkten seiner Karriere.

Als Weltschiedsrichter pfiff der Italiener, der auch als die „Glatze“ mit dem diktatorischen Blick bezeichnet wird, 1999 das Champions League Finale zwischen dem FC Bayern München und Manchester United. 2002 leitete er das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea zwischen dem Rekordweltmeister Brasilien und Deutschland. Die DFB-Elf verlor und Oliver Kahn wurde zur tragischen Figur. Pierluigi Collina ging nach dem Schlusspfiff zu Kahn und tröstete ihn, eine höchst unübliche Geste für einen Schiedsrichter.

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Meine Regeln des Spiels

Er war der Unparteiische und hat als solcher eine wahnsinnige Karriere gemacht, obwohl er eigentlich von Beruf schlichter Finanzberater ist. Schlicht ist allerdings kein passendes Attribut für den Mann, der auf dem Fußballplatz stets mit seinem ganzen Körper agierte, der mit eindringlichem Blick, intensiver Gestik und Mimik, mit jeder Entscheidung und jeder Karte eine kleine Oper inszenierte.

Ein guter Schiedsrichter fällt vor allem dadurch auf, das ihn keiner bemerkt. Diese Fußballweisheit gilt für Pierluigi Collina aus Bologna nicht. Fußball, das heißt für ihn Emotionen und es heißt, beim wichtigsten Spiel der Welt in Sekundenbruchteilen wichtige Entscheidungen treffen zu müssen. Zum Buhmann wurde er deswegen nie wirklich, denn Empathie und Witz konnte er auf dem Platz ebenso zeigen, wie Stärke und Durchsetzungsfähigkeit. Sein Buch ist noch immer sehr lesenswert und für Fußballfans eins absolutes Muss!

Pierluigi Collina: Meine Regeln des Spiels

Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Hoffmann und Campe; Auflage: 1., Aufl. (8. September 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3455093981
ISBN-13: 978-3455093988
Originaltitel: Le mie regole del gioco

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