6:50 Uhr. Der Flieger der Luftfahrtgesellschaft Walter steht zum Boarding bereit. Es ist ein ziemlich kleines Gerät. Weder beim Einsteigen noch beim Aufsuchen des Sitzplatzes kann ich stehen. Es gibt zwei Sitze pro Reihe. Dazwischen liegt etwas, das man selbst beim besten Willen nicht als Gang bezeichnen würde. Sogar Catwalk-erfahrene Models hätten Schwierigkeiten, diesen Streifen unbeschadet zu begehen. Ich setze mich auf den linken Sitz, strecke meinen Arm aus und berühre die rechte Außenwand. Ich bin beunruhigt. Während des Fluges entsteht wiederholt Achterbahnfeeling. Aus reinem Selbstschutz versuche ich zu schlafen. Nach einer knappen Stunde landet das Gerät unbeschadet in Leipzig. Ich beginne, an Gott zu glauben… Kurz.
8:00 Uhr. Leipzig hat einen großen Flughafen. Warum… Ich laufe mehrere Kilometer zum nächsten CheckIn. Ungefähr 40 Gäste sind vor mir da. Trotz dieser relativ überschaubaren Menschenansammlung benötigen zwei Fachkräfte des Tuifly-Bodenpersonals eine runde halbe Stunde, um sich bis zu dem Punkt in der Warteschlange vorzuarbeiten, an dem ich geduldig der Dinge harre, die da kommen werden.
8:30 Uhr. Checkin erledigt. Wo sind denn die Gates? Ja, da müssen Sie hier rechts und dann geradeaus und und und. Sie meinen, ich muss dahin zurück, wo ich hergekommen bin? Ich laufe mehrere Kilometer zurück und begebe mich in den Sicherheitsbereich. Personalausweis, bitte. Das ist der zweite Befugte, der meine Papiere in Leipzig sehen will. Die Leibesvisitation fällt so intensiv aus, wie man sie sich vorstellen kann. Mehr wäre nur nackt möglich gewesen. Mein Handgepäck wird völlig zerlegt.
8:45 Uhr. Ich möchte den Warteraum vor Gate B22 betreten. Zwei Polizisten wollen schon wieder meinen Personalausweis sehen. Diesmal wird er sogar gescannt. Bei einer mitgebrachten Tasse Kaffee warte ich auf das Boarding.
9:30 Uhr:. Boarding. Die Fachkraft vom Bodenpersonal möchte meine Bordkarte und ? Richtig! meinen Personalausweis sehen. Ich betrete das Flugzeug. Es handelt sich um eine Boeing 737. Das erste positive Gefühl des Tages stellt sich ein.
10:05 Uhr. Nun scheine ich einen Lauf zu haben, wie man in Zockerkreisen sagen würde. Als nächstes stellt sich nämlich heraus, dass die beiden Sitze neben mir frei bleiben. Ich liege eineinhalb Stunden quer im Flieger.
11:20 Uhr. Gerade als ich in die Tiefschlafphase eintreten will, rüttelt eine Stewardess an mir. Landeanflug auf Rijeka.
11:35 Uhr. Die Landebahn scheint seit längerem zu bestehen und noch nie gewartet worden zu sein. Rollgeräusche und Vibration lassen die Eindruck entstehen, man befände sich auf Kopfsteinpflaster. Das Flughafengebäude gerät in Sicht. Ein Plattenbau ist ein architektonisches Meisterwerk dagegen. Später finde ich heraus, dass Fluganreisen nach Istrien eher unüblich sind und man von daher keinen Bedarf an einer Modernisierung des total maroden Aerodroms hat.
11:40 Uhr. Die Koffer trudeln auf dem Band ein. Das Band hat unüblicherweise ein Ende, lädt also Koffer gnadenlos in eine Sackgasse. Will man nicht in einem Kofferhaufen wühlen, heißt es, Augen auf und schnell sein.
11:45 Uhr. Ich verlasse das Gebäude. Das Wetter ist sonnig, aber recht frisch. Gefühlte 16 Grad. Anstelle des erwarteten Begrüßungskommittees, bestehend aus meiner Tochter, ihrer Freundin und deren Eltern sehe ich … nichts, respektive niemanden. Jedenfalls niemanden, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Telefonisch nehme ich Kontakt auf. „Wir finden den Flughafen nicht. Wo ist denn der?" Ich äußere Unkenntnis, gelobe aber, soweit möglich, Orientierungshilfen anzubieten. Entsprechend beginne ich unverzüglich mit der Suche. Nichts zu machen. Ich werde wohl zu Fuß die einzige Straße nehmen müssen, die vom Flughafen weg führt.
12:15 Uhr. Ich laufe und laufe, aber es ergibt sich keine Abzweigung. Nicht mal ein Verkehrsschild ohne unmittelbare Auswirkung weist auf eine Orientierungsmöglichkeit hin. Links und rechts von mir befinden sich Pinienwälder und Olivenhaine. Vor meinem geistigen Auge springen bereits kroatische Räuber aus den Büschen und erleichtern mich um sämtliche Wertgegenstände.
12:20 Uhr. Rechts von mir ertönt eine weibliche Stimme, noch dazu auf deutsch: „Sagen Sie, was machen Sie da? Sind Sie verrückt geworden?" Eine Dame in TUI-Outfit stoppt ihr Fahrzeug und fordert mich zum Einsteigen auf. „Sie können doch hier nicht einfach so rumlatschen. Wo wollen Sie denn hin?" Ich erzähle von Porec und dem Hotel Valamar Club Tamaris und den suchenden Abholern. „Meine Güte. Da sind Sie aber locker noch drei Stunden unterwegs. Selbst wenn Ihre Bekannten Sie hier finden sollten, ist das eine Mordstour. Ich fahre Sie jetzt ins nächste, nee besser ins übernächste Dorf. Von da können Sie Ihre Bekannten nochmal anrufen und ihnen eine vernünftige Orientierungshilfe bieten."
12:30 Uhr. Martina vom TUI-Team lädt mich im Restaurant Kastel in Omisalj ab und hinterlässt mir ihre Handynummer für den unwahrscheinlichen Fall eines Notfalles. Ich laufe eine Weile in Omisalj herum, suche ein Karte der Gegend und erfahre zweierlei:
Das zum Flughafen nächste Dorf hätte Voz geheißen. Wie hätte ich das erklären sollen? Holt mich bitte in Voz ab. Ich bin Martina dankbar.
In Rijeka gibt es zwei Flughäfen. Der internationale Flughafen liegt aber nicht in Rijeka, obwohl er so heißt, sondern auf Krk. Ungefähr eine halbe Stunde von Rijeka entfernt. Außerdem ist er nicht als Flughafen Rijeka ausgeschildert. Man kann ihn also nicht finden, wenn man nicht genau weiß, wonach man sucht.
13:45 Uhr. Ein vertrautes Fahrzeug gerät in Sicht. Schönes Wetter auf Krk. Wir beschließen, im Kastel zu speisen.
Zirka 15:00 Uhr. Der Rückweg ist gar nicht einfach. Mehrfach verfahren wir uns rund um Rijeka. Eine total verbaute Stadt mit unklarer Verkehrsführung.
Zirka 17:00 Uhr. Wir nähern uns Porec. Das Wetter verschlechtert sich radikal. Starkregen und Gewitter regieren das Urlaubsgebiet. Wir drehen spektakuläre Videos mit viel Spritzwasser, Hagel und überfluteten Straßen. Die zwei Meter vom Auto zur Hotel-Lobby reichen, um total durchnässt zu werden. Super. Das hätte ich auch in Deutschland haben können… Aber: Ich bin da!
Boah was für eine Tour. Dein Bericht ist klasse und spannend, ich konnte mir das die ganze Zeit gut vorstellen, war aber froh, nicht in deiner Haut gesteckt zu haben, sondern hier in der Stille und Ruhe Meck-Pomms zu sein. In anderen Ländern ist vieles anders, aber was macht man nicht alles für seine Kinder….hoffentlich sind sie einem später wenigstens ein bisschen dankbar dafür :)Internette Grüße,Judith
Ich finde den Bericht auch klasse. Bin erst jetzt darauf gestoßen, allerdings fliege ich auch erst im März nach Kroatien und freue mich schon wahnsinnig darauf. Unterkommen werde ich bei Freunden, aber dann habe ich umso mehr Möglichkeiten, die Insel zu erkunden, wenn ich nicht in einem rein-touristischen Gebiet bin 🙂
Dein Bericht über Kroatien ist klasse. war erst letztes Jahr dort, auf der Insel Vir. Aber mit dem Auto ab München.
Hey, Kroatien ist ein super reise land!! Ich kann KRK oder die Malin Losijn nur empfehlen, Vor allem als tauchre, traumhaft! Grußadriadiver
Kroatien ist ein tolles Reiseziel und das neue Mekka der Hollywood Stars. Nicky Hilton und Norah Jones sind nur 2 der Stars die im letzten Jahr die schönen Landschaft und die tollen Strände von Kroatien besucht haben. Ich freue mich auch schon auf meinen nächsten Besuch und hoffe es klappt in 2008.
Ich werde im Mai für eine Woche in Kroatien campen. Hoffentlich ist das Wetter dann besser als bei Dir. Weiß jemand wie es im Mai dort ist?! Bitte nicht so wie im Oktober …lg