Neue GEMA Tarife für 2013: Und das Internet tobt

„GEMA verliert Augenmaß“, so der Slogan der derzeitig laufenden Petition gegen die Pläne der GEMA, die von der Bundesvereinigung der Musikveranstalter e.V. ins Leben gerufen wurde. Die überwiegende Mehrheit ist sich einig, was auf der Pressekonferenz als Entgegenkommen zugunsten der kleinen Clubs verkauft wurde, ist irreführend und schlichtweg falsch.

Neue GEMA Tarife: Kleine Clubs profitieren nur in Abstellkammern

Es sei denn, man meint mit „klein“ nicht die Einnahmen, bzw. die Gästeanzahl, sondern die wortwörtliche Definition, denn ein großflächiger Club muss demnächst ordentlich in die Tasche greifen, egal, ob er nun gefüllt ist oder nicht. Das war vorher zwar auch schon so, aber genau das war auch vorher schon ein Problem für die „kleinen“ Clubs, die sich nicht immer aussuchen können, welche Räumlichkeiten sie zur Verfügung haben.

Neben der Fläche wird es auch sehr dekadente Steigerungen in der Berechnung der Eintrittsgelder geben, wer mehr als 3€ pro Abend verlangt (was jeder sein dürfte, der seinen Club weder im Dorf, noch mit finanzieller Unterstützung, etwa als Studentenclub,hält).

Um Konzerte geht es bei den neuen GEMA Tarifen nicht, das wird auch in der Pressekonferenz mehrmals beteuert, wie ungemein ironisch, das in den folgenden Beispielen ausschließlich von Veranstaltungen mit „Live Musik“ geredet wird. Den Unterschied müssen sie uns dann wohl noch einmal an anderer Stelle erklären, aber gehen wir einfach mal davon aus, dass wirklich nur Tanzabende und Co angesprochen sind.

GEMA Tarife auf zwei herunter gebrochen

Während die Tarife vorher in viele Gruppen aufgeteilt waren, die auch für finanziell schwächer gestellte Clubs von Vorteil waren (wenn auch nicht außerordentlich von Vorteil), gibt es nun nur zwei Tarife (Live und Tonträgermusik), die von Eintritt und Veranstaltungsgröße abhängig gemacht werden. Gerade bei Demonstrationen und Stadtfesten kann es nun also heikel werden, wurde schon erwähnt, dass diese Tarife für 5 Stunden Musik gelten und diese danach noch einmal um 50% teurer werden? Wer schon einmal in England die 22Uhr bis 3Uhr Partys mitgemacht hat, weiß, wie aufregend es ist, mitten im Song hinaus gescheucht zu werden.

Da solche Änderungen eigentlich immer im Gespräch mit der Vereinigung der Musikveranstalter entstehen, ist es umso überraschender, dass eben diese empört ist. Aber genau das lässt noch offen, wie fest diese Pläne eigentlich stehen, denn auch laut GEMA sind die Gespräche noch nicht beendet, anscheinend wird es zu einem Schiedsverfahren kommen müssen, daher kann es sehr wohl sein, dass die derzeitig gruselig klingenden Änderungen noch stark abgeschwächt und daher bezahlbar gemacht werden.

Die 5 Hauptprobleme der neuen GEMA Tarife:

1. Kleine Clubs profitieren nur mit Limitierungen

Ein winziger Club mit wenig Personal, der sich mit einem Eintritt von 2€ zufrieden gibt, mag tatsächlich von den neuen Tarifen profitieren, dass diese Profite absolut minimal sind, konnten nicht einmal die Beispiele der GEMA Pressekonferenz verheimlichen (da lag das beste Beispiel bei 100€ Einsparungen, dass andere Veranstaltungen um das vielfache, auch im 1000er Bereich, teurer werden, scheint da ein prekäres Missverhältnis). Sobald dieser kleine Club jedoch mehr Eintrittsgelder nimmt (es gilt bei Ermäßigungen der höchste Preis) oder aber eine große Tanzfläche hat, bzw. länger als 5 Stunden Musik spielt, wächst der Tarif um ein Ausmaß, das kaum noch tragbar ist.

2. Außenveranstaltungen sind im Nachteil

Es gibt keine Ausnahmeregelung bei Veranstaltungen im Freien, es gilt der gesamte Platz, auf dem Musik gespielt wird. Einzig die 5 Stunden Regelung wird weggelassen. Wer seine Nachbarn sowieso nicht leiden kann, hat jetzt die beste Gelegenheit, das Stadtfest auf seinen Vorgarten einzugrenzen, damit es nicht zu teuer wird.

3. Die kleinen Künstler verdienen daran immer noch nicht mehr

Ein großes Problem war, ist und wird sein, dass etwa GEMA Künstler einer Indieparty kaum etwas von den Einnahmen sehen werden, denn allgemein wird an die Künstler verteilt, die am „erfolgreichsten“ Geld einnehmen und daher anscheinend (so spekuliert die GEMA) überall gespielt werden. Das könnte man gegebenenfalls umleiten, wenn alle DJs die Playlists an die GEMA weiterleiten würden, so dass die gespielten Künstler ihren Anteil kriegen würden. Solange das nicht passiert, ist es egal, wie viel jeder Club an Tarifen zahlt, Grönemeyer, Culcha Candela und Xavier Naidoo werden das Geld bekommen, was Indiebands auf einer Indieparty zustehen würde, ob diese Clubs also nun mehr oder weniger zahlen, bringt den Musikern, die es brauchen herzlich wenig.

4. Bands und Live Konzerte werden davon auch in Mitleidenschaft gezogen

Viele kleinere, selbst mittelgroße Clubs leben von ihren Partys. Konzerte sind oftmals Risiken, ebenso oft Liebhaberinvestitionen, die wenig auf Profit aus sind. Gerade unbekannte Bands oder Lieblingsbands der Inhaber, die nicht allzu bekannt sind, werden sich „geleistet“, wenn Partyreihen genug Geld einbringen, um auch mal einen Abend +/- 0 heraus zu gehen, bzw. sogar mit Minus.
Sind diese Partys jedoch nicht mehr haltbar, wird ein Club lange überlegen, ob er eine Band einlädt, die nicht genug Tickets verkauft.

5. Die Einzigen, die sich das leisten können: Großraumdiscos

Und wer ist in der finanziellen Lage, die Erhöhungen zu stemmen? Vollgestopfte Großraumdiscos haben nicht nur die „angenommenen“ Gäste der GEMA, sondern nehmen verhältnismäßig genug ein, um die Kosten zu decken. Ein kleiner Club, der auf seine 200qm kaum 50 Gäste balanciert (also nicht die von der GEMA angenommenen 130 Gäste) ist so schon im Nachteil. Kleine Clubs sind meistens klein aus einem Grund, kaum einer ist regelmäßig voll ausgelastet, solange also nicht per Abendeinnahmen gerechnet wird, sondern nach Eintritt und Fläche, werden die kleinen Veranstaltungen niemals profitieren. Was mit dem neuen Tarif passieren könnte, wenn er nicht noch abgeändert wird, bzw. Zusätze enthält, die allzu hohe Tarife für kleine Veranstalter ausschließt: kleine und mittelgroße Clubs könnten vor dem AUS stehen und auch viele Organisationen, die sich mit Feiern und Feten finanzieren, müssten evt. das Zeitliche segnen.

6. Zusatz: Die Clubs liegen in der Beweisschuld

Ein kleiner Bonus für Veranstaltungen mit GEMA-freier Musik: Gehört man zu diesen Veranstaltern, ist man in der Beweislast, durch ausführliche Playlists zu beweisen, dass jeder einzelne Song GEMA-freier Musik anhängt, eigentlich ein Unding (in dubio pro reo, irgendwer?), aber hey, das hat die GEZ und GEMA noch niemals interessiert.

Fazit:

Die Unruhe und Aufregung ist angebracht, aber noch ist das letzte Wort nicht gesprochen und man kann davon ausgehen, dass die GEMA ihre Neuerungen noch stark abändern wird, um Clubs entgegen zu kommen, denn die eh schon nicht allzu beliebte Künstlervertretung würde sich sonst keinen Gefallen tun und könnte auch einiges an Klientel verlieren, denn auch die Musiker wissen, dass eine derart straffe Änderung Clubtouren und DJ Abende stark einschränken könnten.
Zudem befindet sich eine Härtefallregelung in den Neuerungen, bei denen der angedachte Tarif herunter gesetzt wird, wenn er zu keinem Verhältnis der eigentlichen Einnahmen steht. Die Hoffnung stirbt zuletzt, die Clubszene stirbt hoffentlich niemals.

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