„narzisstisch“ wie der griechische Schönling
Die griechische Sage um Narziss ist Ursprung des heutigen Schimpfwortes und dem Heldennamen entsprechend, wird „narzisstisch“ mit einem Doppel-„s“ geschrieben.
Im Griechischen hieß der eitle junge Mann „Narkissos“, was eventuell von dem Wort „narke“ kommen könnte, das mit Schlaf und Taubheit zusammen hängt, quasi der Tatenlosigkeit, die einen überkommt, sobald man sich in seinem Spiegelbild verloren hat.
Wenn Selbstverliebtheit zum Verhängnis wird
Der Sage nach war Narziss der Sohn von Flussgott Kephisos und Leriope und so schön, dass ihn alle begehrten.
Die wohl bekannteste Version der Legende berichtet von der Waldnymphe Echo, die sich unsterblich in Narziss verliebte, aber von ihm verschmäht wurde. Aus lauter Liebeskummer und Nichtachtung wurde sie immer unscheinbarer, bis nur noch ihre Stimme übrig war.
Um seine Ignoranz zu strafen verfluchte die Rachegöttin Nemesis daraufhin den jungen Mann. Narziss geriet kurze Zeit später an einen Fluss und neigte sich hinunter, um etwas Wasser zu trinken. Als er sein Spiegelbild zum ersten Mal in der Oberfläche erblickte, verliebte er sich, bekam jedoch kurz darauf mit, dass es sich um sein Gesicht handelte. Vor Gram, dass diese Liebe unerfüllt bleiben müsse, verstarb er. Nach seinem Tod wuchs an seiner Stelle die allseits beliebte Narzisse, ein letztes Geleit der mitfühlenden Echo.
Der Tod des Narziss wird in vielen Versionen erzählt, was bleibt ist die Moral, dass man nicht so narzisstisch sein soll, damit man darüber hinaus nicht sein Leben verschenkt. Aber davon ausgehend, dass wir gegenwärtig sowieso schon viel zu selbstkritisch sind, schadet ein gewisser Hang zum Narzissmus eigentlich nicht, um das Ego wieder auf Vordermann zu bringen. Solange man darauf achtet, dass man keine Rachegöttinen erzürnt, ist der Blick in den Spiegel also genehm.