Mondstaub

Es ist kein Werbegag einer Automobilfirma, wenn am 03. September ein SMART auf dem Mond aufschlägt, von vielen Teleskopen auf der Erde beobachtet. Es handelt sich um die europäische Mondsonde Smart 1, überhaupt die erste europäische Mondsonde. Und wenn sie aufschlägt, sollen die beobachtenden Teleskope neue Erkenntnis über die Zusammensetzung der Mondoberfläche aus dem aufgewirbelten Staub schließen. Das klingt nicht gerade heldenhaft, kaum medientauglich. Interessant ist es trotzdem, denn es sagt einiges über die Zukunft der Raumfahrt.

Früher waren Raumfahrtmissionen Bombastunternehmen wie ein Film von Roland Emmerich. Zu Hochzeiten der Apollo-Missionen arbeiteten mehr Leute dafür als in manchen Volkswirtschaften der Welt insgesamt. Es drehte sich um gewaltige Budgets, staatliche Steuerung und wenn alles gut ging, war eine Konfetti-Parade zwischen New Yorks Wolkenkratzern der Lohn. Ebenso groß gedacht der unendlich teure und katastrophengebeutelte Weltraumflieger Space Shuttle.

Heute werden andere Wege in den Kosmos erkennbar. Missionen zu Planeten werden plötzlich mit einem Bruchteil der Kosten durchgeführt, da sie an die Privatwirtschaft ausgeschrieben werden, mit der Vorgabe, technisch besser zu sein als die Lösungen der Dinosaurier a la NASA und gleichzeitig nur ein Zehntel zu kosten. Weltraumtourismus wird von privaten Magnaten in greifbare Nähe gerückt, von Leuten die uns vorher mit Mike Oldfield oder supereng bestuhlten Billigfliegern beglückten. Weg von gigantomanischer Bürokratie, hin zur pragmatischen privatwirtschaftlichen Lösung.

Und darin ein reiht sich eben auch die Mondmission der Europäer, wenn auch von dem europäischen NASA-Äquivalent ESA betrieben. Mit einem kleinen präzisen Projekt wird die neuste Technologie ausgetestet, wie z.B. das Ionentriebwerk, zu Zeiten meines Raumfahrttechnik-Studiums noch ein visionärer Wunschtraum für den sparsamen Weg in den interstellaren Raum. Mit rund 80 kg Sprit über 100 Millionen Kilometer fliegen, das wäre doch bei den derzeitigen Benzinpreisen etwas . . .

So symbolisiert die Staubwolke auf dem Mond eine billigere, modularere, kleiner dimensionierte Raumfahrt, eben deswegen auch eine zukunftsträchtigere.

http://www.esa.int/esaCP/SEM6RYIZBQE_Germany_0.html

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