Zwei Leuchten ihrer Zunft sind dort just wieder aufeinander getroffen. Erst forderte der Frischling Olaf Scholz von der SPD, der sich als neuer Arbeitsminister profilieren muss, einen "flächendeckenden Mindestlohn". Sein ’natural born counterpart‘, der Herr Wirtschaftsminister Michael Glos von der CSU, warnte daraufhin vor einem "Dammbruch".
Um dieses Wörtchen also geht es hier. Wobei ich mir sicher bin, dass sich der Herr Glos "gar nicht groß ’nen Kopp darum gemacht hat". Trotzdem ist "Dammbruch" eine Metapher – die eine ganze Bildwelt bedingt. So kann ein Dammbruch nur bedrohlich sein, wenn ringsum das Wasser bereits höher steht. Deutschland wäre sozusagen die tiefer gelegte Insel der Seligen, ein Klein-Holland, wo der wackere Unternehmer noch trockenen Fußes vom Punkt A zum Punkt B seiner Erfolgsbilanz gelangen kann, ohne knietief durch Mindestlöhne zu waten. Sollte aber der Deich brechen – – – dann, ja dann wird’s überall schlimmstenfalls so wie überall woanders in Europa auch.
Wahrscheinlich ist es ja die bekannte Neuschwanstein’sche Festungsmentalität, die der CSU-Politiker Glos aus dem schönen Bayern mitbrachte, die ihn zu dieser Wortwahl greifen ließ. Ein echter Bayer sieht um Alm, Kirche, Brauchtum und Familie eben ständig nur die Dämme brechen. Implizit aber – und ohne dass er das wollte – wies Glos uns höchst bildkräftig darauf hin, dass ringsum im europäischen Ausland der Mindestlohn längst Realität sei, dass bei einem Dammbruch schlimmstenfalls ein Niveauausgleich stattfinden könne. Zu seinem politischen Anliegen passte also seine Metapher wie zum Feuerlöschen Benzin. Dumm gelaufen … denn Bilder prägen sich unweigerlich ein, die Logik der Sprache wirkt in ihnen fort.
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Vielleicht hat er aber auch etwas ganz anders gemeint, etwas anatomisches z.B.