Mein erstes Auto

Das Auto stand ebenfalls schon vor der Tür. Einziger Nachteil: Ich war noch nicht 18. Die härtesten 14 Tage meines Lebens.

Was für ein Auto? Mein Vater: "Für einen Fahranfänger ist ein VW-Käfer das richtige Fahrzeug." Meine Großmutter überraschte mich mit 5.000 DM. "Kauf Dir davon einen kleinen Flitzer", meinte sie. Im Autohaus bin regelmäßig um einen FIAT 850 Sport Coupé herum geschlichen. Mensch, Kunstleder Sportsitze, über 50 PS, das macht schon was her. Mein Vater: "Oh, Gott, bloß keinen FIAT – denk an den Rost." Am Ende war es ein cremefarbener ca. 10 Jahre alter VW-Käfer für etwa 1.650 Mark. Meine Großmutter war enttäuscht: "Junge, dass ist doch kein Sportwagen." Und ich – na, der Traum von einem Auto ist es wirklich nicht. Was tun? Als erstes wurde der unsportliche Schaltknüppel abgesägt und durch eine Sportschaltung ersetzt.

Porsche-Stahlfelgen mit sagenhaften 155er Gürtelreifen waren schon drauf. Kurz entschlossen: Klebeband gekauft, auf jede Tür einen orangefarbenen riesigen Punkt geklebt, Steifen auf die Fronthaube (schwarz abgesetzt) und auf das Heck geklebt. Ein Nachbar schaute sich das Kunstwerk an und meinte nur: "Oh ja." Der Spruch musste auch noch auf das Autodach – und "Oh ja" war fertig. Der auffälligste VW-Käfer in Herbert Grönemeyers Heimatstadt Bochum war startklar.

Die Punkte auf den Türen machten meinen "Flitzer" zwar nicht schneller, aber zu einem Unikat. Meine Großmutter war immer noch beleidigt. "Junge, warum hast Du keinen Sportwagen gekauft?" Der sollte erst über 20 Jahre später kommen. Meiner Oma war es leider nicht vergönnt, meinen Sportwagen, einen Porsche 944, zu bestaunen.

Irgendwann hat meine damalige Freundin und jetzige Frau mir gestanden, dass Sie einmal Blut und Wasser geschwitzt hätte, weil sie plötzlich die sagenhafte "Sportschaltung" abgerissen hatte. Kaum zu glauben für einen 18-Jährigen: Von dem Geldgeschenk meiner Großmutter habe ich damals Rentenpapiere gekauft.

Keine Meinungen

  1. Dieser Beitrag hat Erinnerungen in mir wachgerufen. An mein erstes Auto. Meine Eltern wollten damals meinen Ehrgeiz etwas anstacheln und versprachen mir bei einem Abi von mindestens 3,0 ein kleines Auto – da wir etwas außerhalb wohnten und mein Freund über 20 km entfernt war, war das der Weg in die persönliche Freiheit. Ich hab gelernt wie eine Blöde. Und alle wussten warum, inklusive der Lehrer. Am Tag der Notenverkündung kam ich ins Büro des Kollegstufenbetreuers und er sah mich betrübt an. „Das mit der 3,0 hat leider nicht geklappt!“ Bestanden oder nicht war mir in diesem Moment so was von egal, meine Freiheit war dahin, ich war verzweifelt. Doch der Herr Lehrer hatte noch was zu sagen. Mit einem fetten Grinsen im Gesicht verkündete er mir die Endnote von 2,7. Ganze drei Tage später hatte ich einen kleinen silbernen R5, wunderschön und mit einem daraufgemalten Sonnenaufgang…. Es durfte nur nicht allzu warm werden darin, denn der Vorbesitzer des Autos war eine Hähnchenbraterei und die damit verbundenen Düfte waren für eine überzeugte Vegetarierin nur schwer auszuhalten. Aber trotzdem: An dieses Auto werde ich mein Leben lang voller Zuneigung denken. Ich habe es geliebt!

  2. Danke für die nette Geschichte. Dann macht bloggen auch Spaß! Bitte MEHR Einträge. Liebe Grüße GK

  3. Echt cool von Deiner Oma 🙂 Das hätte meine Oma nie gesagt. Eher schon mein Vater, der fuhr als erstes einen fetten BMW von seinem Großvater. Zum Käfer hätte er nur gesagt: „Junge, damit ziehst Du doch keinen Hering vom Teller“. Ich weiß bis heute nicht, ob das anrüchig gemeint war oder nicht 😉

  4. Danke an @Gebrauchtwagen Joe: Habe jetzt noch ein Bild eingepflegt.

  5. ich habe vor mir einen Gebrauchtwagen zu kaufen, habe seit März 08 meinen Führerschein, wie gehe ich vor ? kann ich gleich losziehn und mir das Auto kaufen?

  6. Vor dem Autokauf unbedingt ein Fixum festlegen, also mehr als 7.000 Euro will ich nicht ausgeben. Wichtig ist, wie teuer ist der Wagen in der Versicherung. Manchmal macht es Sinn den Wagen erst einmal bei Mama oder Papa zu versichern. TIPP: Prüfen ob ggf. noch eine alte Versicherung mit z.B. 80% ruht, Mutti hatte damals einen Zweitwagen usw.
    Weitere Info hier: http://blog.autoplenum.de/Kategorien/autokauf/

    Mit freundlichen Grüßen
    Gerd Kebschull

  7. Eine schöne Geschichte. Wer einen Käfer fahren kann, kann alles fahren, daher solltest du später nie Probleme haben, dich an ein anderes Auto zu gewöhnen. ;-). Gruss Thomas

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