Keine andere als Annette Humpe, die nach der Auflösung von „Ich & Ich“ wohl wieder etwas Neues suchte, um den deutschen Musikmarkt anzuführen, hat die Titel-gebende Zeile „Küssen kann man nicht alleine“ erdacht und sich daraufhin sofort (so die Pressetexte) an Herrn Raabe gewandt.
Spulen wir vor, haben wir ein ganzes Album vor uns, produziert und geschrieben von Frau Humpe, gesungen und mitgeschrieben – natürlich – von Max Raabe.
Max Raabe und Annette Humpe – Dreamteam?
Die Texte von Annette Humpe waren bereits bei „Ich & Ich“ nicht direkt preisverdächtig und schaffen auch den Übergang zum Chanson nicht so ganz. Die Ironie der modernen Referenzen in klassisch gehaltenen Songs wirkt ein wenig forciert, ebenso wie der Witz, der in den originalen Chansons üblicherweise sehr viel bissiger ist.
Das Orchester wurde zwar nicht zu hause gelassen, aber man merkt schon, dass der „moderne“ Raabe etwas Zurückhaltung von seinen Kollegen eingefordert hat.
Ein unentschiedenes Album
In den besten Momenten ist Max Raabe damit charmant, nostalgisch und so unglaublich mondän, dass es scheint, als würde seine Stimme durch die Rauchschwaden einer Zigarette gleiten, an deren Ende ihm eine Dame im rot-glitzernden Abendkleid schöne Augen macht.
Nicht selten gleitet dieses Flair jedoch in leicht unangenehm-öde Fahrstuhlmusik ab, über 12 Songs verteilt wirkt das Album etwas monoton und auch Raabes Gesang kann nicht immer überzeugen.
Damit ist „Küssen kann man nicht alleine“ leider kein wirklich modernes Werk, auch wenn das wohl das Ziel der Zusammenarbeit war. Das Hin- und Her zwischen 20er Jahre Anleihen und modernen Texten, sowie den scheinbar modernisierten Melodien und Arrangements ist am Ende weder Fisch noch Fleisch und dürfte damit kaum neue musikalische Wege beschreiten.
Manchmal ist neuer eben doch nicht besser.
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