Als ich heute morgen, Arminias Sieg noch immer in Gedanken, mit einem seligen Lächeln aufwachte, schaltete ich sogleich den Fernseher ein, um mich per Videotext nochmals der verbesserten Tabellensituation der Arminia zu versichern. Doch welche Schlagzeile war der Aufmacher der RTL-Startseite? Nicht etwa:
"Arminia nach Jahrhundert-Spiel wieder auf rettendem Ufer" oder "König Artur führt die Cherusker zum Sieg", nein:
"Middendorp total voll" musste ich da lesen! Auha, sofort schoss mir eine unangenehme Episode in Ernst Middendorps Trainerlaufbahn ins Gedächtnis:
Anfang der neunziger Jahre war es, als dem auch damals als Arminen-Coach wirkenden Middendorp die Bielefelder Straßenbahnschienen zum Verhängnis wurden. Die bedeuteten nämlich das Ende einer Fahrt unter Alkohol-Einfluss- er war stecken geblieben. Middendorp, ganz der Trainer-Fuchs, war damals so geistesgegenwärtig gewesen, sich schleunigst auf den Beifahrersitz zu schwingen, den Schlafenden zu markieren und der herbeigeeilten Polizei zu versichern, er sei nicht gefahren und könne sich auch sonst an nichts erinnern. Die nahm ihm das leider nicht ab; komisch.
Ungläubig auf den Teletext starrend, fragte ich mich: Sollte Ernst ein ähnliches Maleur wieder passiert sein? Es sollte:
Zunächst ließ mich der RTL-Text wissen, Middendorp sei in der Nacht von Samstag auf Sonntag offenbar unter Alkoholeinfluss am Steuer seines Wagens erwischt worden. Das Westfalen-Blatt informiert über die näheren Umstände: Um 02:53 Uhr nachts, auf dem Weg von seinem Stamm-Restaurant in Bielefeld zu seinem Domizil in Halle in Westfalen, sei der Trainer in seinem Fahrzeug mitten in Halle vorgefunden worden- schlafend, zusammengesunken über dem Steuer seines Wagens. Anwohner hatten die Polizei verständigt, weil der Wagen den Verkehr behinderte.
Per Rettungswagen wurde Middendorp ins Krankenhaus gebracht, wo ihm eine Blutprobe entnommen wurde. Das Ergebnis steht noch aus, gleichwohl hat der Trainer unmittelbar nachdem er seinen Verein über den Vorfall informiert hatte, seinen Rücktritt angeboten. Den hat Hans-Hermann Schwick, Präsident der Arminia, erstmal abgelehnt:
»Ich glaube nicht, dass Herr Middendorp mit einschneidenden Konsequenzen rechnen muss. Ich bin mir aber sicher, dass er diesen Vorfall sehr bedauert.«
Schwick hat sich sodenn auch bereit erklärt, Middendorp vor Gericht zu verteidigen. Gespannt sein, darf man auf das Ergebnis der Blutprobe. Ob man den Übungsleiter unabhängig vom Ergebnis dieser entlassen sollte, wird in den kommenden Tagen eine heissdiskutierte Frage im Bielefelder Blätterwald sein.
Aber wenn selbst die Bayern Claudio Pizarro nach dessen wiederholten Eskapaden weiterbschäftigen, warum sollte Arminia dann Power-Ernst feuern?