Am Ende hatte er doch ein kleines Tränchen im Auge. Georg Uecker, zehn Jahre lang Gastgeber der Showreihe "Queer-Comedy", davon fünf Jahre im Souterrain des Berliner Friedrichstadtpalastes. Wenn es am Schönsten sei, solle man aufhören, meinte der Mime, der in jeder Show nicht nur Glanzlichter und Verrücktheiten der deutschen und internationalen Comedian-Szene auf die schmalen Bretter des Quatsch Comedy Clubs holte, sondern als Moderator immer auch tief ins eigene Gefühls- und Liebeslotterleben lugen ließ. Und so stellte sich Uecker noch einmal vor das Publikum und holte raus, was raus zu holen war. Zum Beispiel: "Die Frau, die immer die Wahrheit sagt, auch wenn es weh tut", Gaby Decker und "The Art of Mouth", ein geradezu wahnsinniges Komiker-Duo, das tatsächlich alles mit dem Mund macht. Musik, Sprüche, und Geräusche in einem Mix, der Nerven kostete, dafür aber alle Lachmuskeln trainierte. Unterhaltsam wie immer, die Gespräche, die Georg Uecker spontan aus dem Hut zauberte, indem er "Opfer" aus dem Publikum zu sich auf die Bühne holte. Obs der 33jährige "Gayromeo"-User war oder die bisexuelle Aktrice Salomé – sie alle hatten ihren kleinen Auftritt, wurden zu Stars des Abends.
"Queer Comedy" – eine Idee von Quatsch-Intendantin Thomas Hermanns und Georg Uecker, wohl auch, weil der ewige Dressler Doktor aus der Lindenstrasse mehr drauf hat, vor allem aber mehr will, als "bei Mutter Beimer Abstriche machen". So kam ein Konzept auf die Kleinkunstbühne, das Hochzeiten erlebte und rappelvolles Haus; das sich aber auch gegen den Trend der Normalisierung erwehren musste. Ein pur "queeres", also schwules Programm mit schwulen rsp. lesbischen Akteuren klang zuletzt dann doch zu sehr nach Vergangenem, nach 90er Jahre – obwohl das Programm die "Ich-bin-was-ich-bin"-Attitüde nie überstrapazierte. Der Jubel der frühen Jahre war mit der Zeit ein wenig verflogen und so kam es, dass Georg Uecker seinem Publikum sagte, es sei nun Zeit, neue Ideen zu entwickeln. Recht so. Im Zebrakleidchen und mit Königin-Agnetha-Perücke stolzierte denn auch Thomas Hermanns zur Verabschiedung auf die Bühne. Eine köstliche Überraschung zum Schluss.
Niemals geht man so ganz, sang einst die Trude, die Herr. Und darum sei gesagt, was – mit köllschem Zungenschlag – gesagt werden muss: Schorsch, Jung, fehl uns nit zu lang!