Kunst inmitten von Natur (und nicht immer zum Anfassen)

In dem großzügig angelegten Park können Besucher das ganze Jahr über wechselnde Kunststücke betrachten. Auf einer Wiese leuchtet mir eine riesige gelbe Skultur entgegen, erst bei näherem Hinsehen entpuppt es sich als Propeller und einem Stahlgebilde, das eine Blume darstellt. Es heißt: „Sunflowers for Vincent" (Mark di Suvero). Am Wiesenrand, neben einer hohen Tanne, blickt ein Hahn auf Rollen auf uns. Es wurde nach dem Modell des trojanischen Pferdes kreiert, als „Trojan Chicken" (Richard Rothschild). Ich finde die Kunst hier sehr spielerisch, sie regt zum Nachdenken an und am meisten zum Anfassen. Auf einem Wiesenstück – die Wiesenabschnitte haben alle einen eigenen Namen auf der Karte wie zum Besipiel School Plaza, West Lawn oder South Field – liegt ein Kopf aus Granit „Listening Stone". Der Kopf ist nur von einer Seite zu sehen, das andere Ohr ist auf die Erde gepresst, um die Schritte der besucher zu hören oder das Rauschen des Waldes.

Am schönsten ist es in einem Abschnitt, der in den Wald hineinführt, wahrscheinlich lockt auch die Kühle angesichts der brennenden Sonne heute. Zwischen Bäumen hängen flugzeugähnliche Objekte; der Titel des Kunstwerks („Pine Sharks" von Kitty Wales) macht mich allerdings darauf aufmerksam, dass es Haie sind. Mein Fehler, jetzt sehe ich auch die Schwanzflossen deutlich. Haie im Wald, fliegend, genial. Der Wald als Ozean, wir schwimmen auf die nächste Skulptur zu, eine Spirale aus Stein (Caroline Blessing „Spiral in Flux"), farblich so in die braune Umgebung eingepasst, dass man sie erst bemerkt, wenn man davor steht.

Kunst ganz nah: zwei schwarze Herzen von weitem sichtbar. Bei näherem Hinsehen erkenne ich eingearbeitete Details, eine Hand, ein Hammer, Fingerspuren – ich kann mir direkt vorstellen, wie jemand in die Masse reingreift und sich des Materials erfreut. Nicht alles dürfen die Betrachter anfassen. Ein Auto („Requiem for the 20th Century", Nam June Paik), das nun wirklich sehr stabil aussieht und zum drauf rumklettern einlädt, ist besonders fragil (Übersetzung: wahrscheinlich meinte sie ‚wertvoll‘, es handelt sich nämlich um einen Chrysler aus dem Jahre 1936). Wir werden aufgefordert, einen Schritt zurückzutreten. Von vorn sehe ich, dass die Frontscheibe bearbeitet wurde und ich nun in zwei Fenster hineinblicke, in denen ein Film läuft. Aus Lautsprechern schallt Musik.

Besucher nehmen die Kunst in sich auf, sitzen im Gras davor, beim Picknick, Kinder krabbeln auf den Objekten rum, auf denen es erlaubt ist, verstecken sich in Lücken. Es hat schon was für sich, diese Kunst außerhalb eines Museumsgebäudes zu sehen, ohne Glaskasten mit Alarmanlage, der die besonders wertvollen Stücke schützt.

Auf dem Rückweg laufe ich noch an einer von Duchamp inspirierten Skulptur vorbei, die „Hosen und Rock" heißt und wie Wäsche aussieht, die im Wind auf der Leine trocknet. Alltagsobjekte umgearbeitet zur Kunst. Das bringt den DeCordova Skulpturenpark auf den Punkt.

3 Meinungen

  1. Kolumnistenschwein

    Falsch! Wir haben es geschafft: Microsoft ist verrückt geworden!

  2. jo, ich komm dann gleich mal und helf dir, das Bier in deinem stuhl alle zu machen… Andererseits: eine gelbe flüssigkeit, die am stuhl runterläuft? Na dann geh mal in dein Wohnzimmer und wasch dich!

  3. …die Gebrüder Grimm hatten also doch Weitsicht…es gibt Tischlein-Deck-Dich! Aber wer glaubt schon an Märchen? PC-Besitzer doch nicht!

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