1. Vermeide möglichst alle Verben, zumindest aber die starken: "Zu glatt. Was stimmt. Irgendwie kalt auch. Ja durchaus. Eben so ein bisschen cheesy Dancepop. Naja. Na und?, vielleicht auch."
2. Lasse dir keine Gelegenheit entgehen, ein wenig verblüffendes Geschwurbel in den Text einfließen zu lassen. Beachte dabei die große Regel aller Kulturkritik: Wenn du dich selbst nicht mehr verstehst, wird dich auch der Leser nicht verstehen und ehrfurchtsvoll zu dir aufschauen: "Sehr Großstadt, sehr urban, sehr Club auch und trotzdem rutscht man entlang der kühlen Glätte dank seltsam musikalischen Einsprengseln und komplex selbstbewusster Texte mitten in ein musikalisches Moment voller Emotionen, die nicht nur was mit einem zu tun haben, sondern einen wegen dieser Glätte angenehm von sich selbst entfernen, indem sie sich an Oberflächen festhalten. Here we go, Ästhetik 2007." Jaja, an Oberflächen ‚festhalten‘. Haben die neuerdings Griffe?
3. Verstreue großzügig kulturelle Keywords, die deiner Leserschaft Zugehörigkeit signalisieren, wie dort oben geschehen: die ‚Oberfläche‘ dieser nachtästhetischen Key-Visual-Welten voller cheesy Grinsekatzen, ihre ‚kühle Glätte‘, darunter aber immer die ‚Emotion‘ nicht vergessen, denn die vorgebliche Existenz einer Gefühlsebene tief in ihrem Innern lassen sich auch die totgetanztesten Ecstasy-People nicht absprechen. Verständlicher ausgedrückt: Produziere Ästhetikwelten für einsame Refrigeratoren mit Frosta-Gefühlen.
4. Gliedere das Ganze dann um einen Begriff, wie sinnentleert auch immer. Der erwünschte Anschein von Zusammenhang stellt sich wie von selbst ein, der Text erhält ‚Oberfläche‘ aus Wort-Pailletten. Oder eine Zellophan-Hülle. Ernenne damit zugleich eine vermeintliche Schwäche zur Stärke. In diesem Fall das Wort ‚cheesy‘ resp. ‚cheesyness‘, was sinngemäß auf Falschheit und Verlogenheit mit Blendax-Lächeln verweist, auf gespieltes Gefühl: "cheesy Künstlichkeit …, ein durchaus zu cheesiges …, ein bisschen zu viel an Cheesyness". Sage jetzt, diese Cheesyness wäre in Wahrheit gut. Lobe den Widerspruch! Mach den Matthias Horx! Streiche dir – falls männlich – danach kongenial die Tolle aus der Stirn.
5. Kröne diesen cremig angerichten ‚cheesy Käse‘ mit einem letzten virtuosen Schlussschwurbel, der den Leser mit offenem Mund zurücklässt: " Die mittleren zwei Minuten sind “standing in the way of control” so dermaßen vollgestopft dicht, whew, um dann kurz den Track aufzuräumen und einem leicht melancholischen Gitarren, äh, Riff wohl, Platz zu machen, ’cause we live our lives, bevor dann ein von fettem Bass begleitetes Schlagzeug vollkommen irrsinnig geworden wild ausbrechen darf. Alles verquer hier und voller Widersprüche, die das Leben eben so bereit hält, wenn man durch den Tag geht. Let’s go."
Okay also, let’s go! Alle Zutaten sind vorhanden, Instant-Pop-Literatur ist gefragt: Hier erhaltet ihr das neueste Werk der Regensburger Domspatzen für eine zeitgemäße Rezension …
Hey, voll blogvilletauglich postmodern, dein Text mit seiner an Glätte vermeintlich festhaltenden Destrukturilsationstendenzen voller .. äh … crazy konnotiertem Cheesypop!Ich hab noch einen Ergänzungsvorschlag für besonders ambitionierte Alphablogger: Die cheesy Grinsekatzen müssen unbedingt noch mit Anspielungen auf die Cheshire Cat verstärkt werden. Sonst könnte die Leserschaft nicht deutlich genug mitkriegen, dass sich hier einer wirklich auskennt.Dann noch ein paar Hinweise auf mysteriös zurückbleibendes cheesy Grinsen, und alles ist Schwutter.:->
Und zu „keiner in meinem Kontext“ schreiben Sie gar nichts? Nachdem ich mir die „Rezension“ durchgelesen hatte, stellte sich mir die Frage: Was würde wohl die Interpretin zu der Kritik sagen? Ich glaube es zu wissen: „Häh?“Cheesige Grüße, auch an den Verein Deutsche Sprache.