Sein reduziertes Schlagzeugspiel war fester Bestandteil der Krautrock-Gruppe „Can“: Der Drummer Jaki Liebezeit wurde mit seinem sparsamen Groove bereits zu Lebzeiten eine Legende gewesen. Jetzt ist er mit 78 Jahren verstorben.
Dresdner Wurzeln
Liebezeit wurde im Jahr 1938 in Dresden geboren und spielte bereits in den Sechzigerjahren in mehreren Free-Jazz-Formationen, unter anderem mit Chet Baker in Barcelona. Ende der Sechziger trat er dann der Band Can bei, die gerade von den Stockhausen-Eleven Holger Czukay und Irmin Schmidt in Köln ins Leben gerufen wurde. Seinen für die damalige Zeit reduzierten Stil entdeckte Liebezeit angeblich, als er von einem Hippie auf LSD den Tipp bekam, monoton zu drummen. So kam er zu seinem hypnotisch-repetitiven Stil, der zum Markenzeichen von Can wurde und unter anderem zukünftige Schlagzeuger wie Stephen Morris von Joy Division/New Order zu ihrem eigenen Schlagzeugspiel inspirierte. Dennoch waren Can nicht nur monoton, spröde und avantgardistisch: So komponierten Sie auch den Titelsong „Spoon“ für den Francis-Durbridge-TV-Straßenfeger „Das Messer“ aus dem Jahr 1971.
Früher Ruhm in GB
Vor allem in Großbritannien wurden Can in den Siebzigern gefeiert, waren Thema in den Feuilletons und bekamen sogar TV-Auftritte, was ihren Bekanntheitsgrad und ihren Einfluss auf zahlreiche Musiker und Bands der Postpunk/New Wave-Generation erhöhte – nicht zuletzt auch wegen Liebezeits maschinenartigem Groove. Nachdem sich Can vorübergehend auflöste, spielte der Schlagzeuger mit so illustren Musikern wie Depeche Mode, den Eurythmics, Brian Eno und Jah Wobble, dem Original-Bassisten von Public Image Ltd, zusammen. Außerdem begleitete Liebezeit Michael Rother, den ehemaligen Gitarristen einer anderen Kult-Krautrockband namens Neu!, über vier Soloalben lang an den Drums. Dabei erfand er auch das Drumkit teilweise neu: Sein von ihm selbst konzipiertes Schlagzeug kam zum Beispiel ohne Fußpedale aus.
Jetzt ist der Musiker mit 78 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben, wie auf der offiziellen Facebook-Seite der Band Can nachzulesen ist.
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