
Die Finanzexpertinnen und -experten schauen weit positiver in die Zukunft als erwartet. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.
Bemerkenswertes Plus gegenüber dem Vormonat
Das aktuelle Stimmungsbarometer des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bringt es an den Tag: Die Stimmung unter den Investoren an den Börsen hellt sich merklich auf. Gegenüber dem Vormonat April stieg das Barometer um 39,2 Zähler auf ein Plus von 25,2 Punkten. Ökonomen hatten zuvor einen deutlich niedrigeren Wert prognostiziert.
Zudem hebt diese positive Entwicklung im ZEW-Index einen Teil des Negativtrends aus dem April wieder auf. Grund für die schlechte Stimmung im Vormonat waren hauptsächlich die Strafzölle, die US-Präsident Donald Trump im Rahmen seiner Handelspolitik erlassen hatte.
Optimismus durch aktuelle Entwicklungen in Politik und Wirtschaft
Für die neue Zuversicht auf dem Finanzmarkt gibt es gemäß den Expertinnen und Experten vom ZEW gleich mehrere Gründe: Da wäre zunächst die erfolgreiche Bildung der neuen Bundesregierung, gefolgt von Tatsache, dass Bewegung in die internationalen Streitigkeiten bei den Handelszöllen kommt.
Eine sich stabilisierende Inflationsrate trägt ebenfalls zur Stimmungsaufhellung bei, zudem erwarten die befragten Finanzexpertinnen und -experten einen Anstieg der stagnierenden Binnennachfrage innerhalb der nächsten sechs Monate.
Bessere Stimmung in vielen Branchen
Laut des ZEW-Stimmungsbarometers zeichnet sich im Mai auch für viele Branchen wieder eine positivere Perspektive ab. Das gilt besonders für den Finanzsektor, aber auch für die Automobil- und Chemieindustrie und den Maschinenbau. Auch für die Baubranche soll es wieder aufwärts gehen, der Grund hierfür ist laut den ZEW-Experten die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie weitere Zinssenkungen.
Verlangsamtes Konjunkturwachstum im Lauf der Jahrzehnte
Generell hat das deutsche Wirtschaftswachstum in den letzten Dekaden kontinuierlich an Fahrt verloren. Nach Boomjahren des Wirtschaftswunders traten erste Konjunkturdellen bereits 1967 auf, als eine geldpolitisch bedingte Rezession die bis dahin ungebrochene Wachstumsphase beendete. In den 1970er Jahren folgten dann weitere Krisen, vor allem ausgelöst durch die Ölpreisschocks 1973 und 1979.
Die Wachstumsraten gingen danach weiter zurück, und die Bundesrepublik erlebte in den Jahren 1974/75, 1981/82 und 1992/93 gleich mehrere Rezessionen. Auch die deutsche Wiedervereinigung 1990 führte kurzfristig zu wirtschaftlichen Verwerfungen, was in erster Linie am Zusammenbruch der ostdeutschen Wirtschaft lag.
Seit 2000 hat sich das Wachstum weiter verlangsamt. Im Durchschnitt wuchs das Bruttoinlandsprodukt zwischen 2000 und 2020 nur noch um 1,0 Prozent jährlich. Die schwersten Einbrüche der Nachkriegszeit erlebte Deutschland während der globalen Finanzkrise 2009 und der Corona-Pandemie 2020. Insgesamt ist die deutsche Wirtschaft von 1950 bis zum Jahr 2022 im Schnitt um 3,1 Prozent pro Jahr gewachsen, wobei das Wachstum in den letzten Jahrzehnten deutlich moderater ausfiel.
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