Kings Cross: Ein Bahnhof mit Geschichte

Vor allem durch die „Harry Potter“-Filme ist der Kings Cross in London zu einem Hotspot für Touristen geworden. Hier, am „Zauberbahnhof“ ließ Joanne K. Rowling die zauberhafte Reise ihres Helden beginnen. Genauer: vom Bahngleis 9 ¾ , wo an einer Säule mittlerweile ein Schild für die Besucher angebracht wurde.

Kings Cross – In Wirklichkeit St. Pancras und Thameslink

Dass in den meisten Filmen der prachtvolle Backsteinbau mit dem malerischen Turm aber in Wirklichkeit St. Pancras, der benachbarte Zwillingsbahnhof ist, sei mal dahingestellt. Mittlerweile gehören die beiden Bahnhöfe längst zusammen, weshalb das keine Rolle mehr spielt. Unterhalb der Railway Station befindet sich die weitläufige U-Bahn-Station St. Pancras, wo sechs Linien im Bahnhof London zusammenlaufen. Auch die unterirdische Station Thameslink ist nur fünf Gehminuten davon entfernt. So verbindet die Railway Station die Eisenbahnlinien aus dem englischen Nordosten mit den Lineien aus Schottlands Osten. Die Züge verkehren dort unter anderem nach Durham, Cambridge, Newcastle, York und Edingburgh. Entworfen hat den Kings Cross Architekt Lewis Cubitt und eröffnet wurde dieser dann am 14. Oktober 1852.

Der Mythos

Seinen Namen verdankt der Bahnhof dem Kreuz König Williams IV, dessen Regierungszeit bis zu seinem Tod nur sieben Jahre betrug. Das Kreuz fungierte danach als ein Denkmal zur Erinnerung an ihn und wurde auf dem Gelände des damaligen Pockenkrankenhauses, auf dem später der Bahnhof gebaut werden sollte, aufgestellt. Eine weitere Legende besagt, dass sich der Bahnhof über dem Schlachtfeld gebaut wurde, auf dem die britannische Königin Boudicca ihren Tod fand. Ihre Leiche wurde damals direkt auf diesem Unglückspunkt begraben und liegt daher wahrscheinlich irgendwo unter den Gleisen.

Aber wirklich berühmt wurde Kings Cross durch einen legendären Zug, den Flying Scotsman. Von 1862 fuhr er zwischen London und Edingburgh hin und her. Auf die Minute genau startete er um zehn Uhr morgens und kam zehneinhalb Stunden später an. Später meisterte man die Strecke schon in achteinhalb Stunden.

Alte Fassade ist nur noch teilweise sichtbar

Besucht man den berühmten Bahnhof, ist man zunächst enttäuscht und ein wenig verstört: Wo bleibt der malerische Bachsteinbahnhof von Lewis Cubitt mit seiner weiten Landschaft? Wo ist die rote Dampflok hin? Trotz Denkmalschutz ist die Fassade seit 1972 halb verborgen von einem weniger ansehnlichen flachen Erweiterungsbau überdeckt. Dennoch ist er einen Besuch wert. Denn Kings Cross ist ein Bahnhof, der in unseren Köpfen auch weiterhin so malerisch und imposant bleiben wird, wie wir ihn aus Film, Literatur und Musik kennen und lieben, auch wenn er in der Realität ein anderer ist: Ein Bahnhof mit Geschichte, ein Bahnhof im ständigen Wandel, ein Abbild von Fortschritt und Veränderung.

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