Kaserne umbenannt: Traditionswechsel bei der Bundeswehr

Die Verteidigungsministerin macht Ernst: Sie hat einer Kaserne in Hannover einen neuen Namen verliehen. Benannt wurde sie nach einem Bundeswehrsoldaten, der im Jahr 2011 in Afghanistan getötet wurde.

Feldjäger-Standort in Hannover

Die betreffende Kaserne hatte bis vor kurzem den Namen Emmich-Cambrai-Kaserne. Der Doppelname der Schule für Feldjäger und den Stabsdienst der Bundeswehr resultiert aus einer früheren Zusammenlegung der Emmich- und Cambrai-Kasernen. Die erste war ursprünglich nach dem preußischen General der Infanterie Otto von Emmich benannt, dem als ersten deutschem Offizier im Ersten Weltkrieg der Pour le Mérite verliehen wurde. Die Cambrai-Kaserne wurde nach der im selben Krieg von deutschen Truppen besetzten französischen Stadt benannt, in deren Nähe 1917 die erste größere Schlacht mit Kampfpanzern ausgetragen wurde.

Neubenennung nach einem Bundeswehr-Angehörigen

Die Kaserne heißt nun Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne. Der Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein versah zunächst seinen Dienst bei den Fallschirmjägern, um dann als Feldjäger und Personenschützer zu dienen. Lagenstein kam 2011 bei einem Selbstmordattentat in Afghanistan ums Leben.

Verteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen begründete die Umbenennung damit, dass Lagenstein sich mit seinem Leben für die Verteidigung deutscher Werte und der Freiheit eingesetzt habe und dass er damit für die Bundeswehr von heute stehen würde.

Gleichzeitig unterzeichnete die Verteidigungsministerin in der niedersächsischen Landeshauptstadt den neuen Traditionserlass der Bundeswehr. Er löst den alten Erlass aus dem Jahr 1982 ab. Der neue Erlass soll eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Bundeswehr ermöglichen. Weder die Wehrmacht des nationalsozialistischen Deutschlands noch die Nationale Volksarmee der ehemaligen DDR dürften Vorbild für die Bundeswehr von heute sein.

Weitere Umbenennungen angekündigt

Um dem neuen Umgang mit militärischen Traditionen innerhalb der Bundeswehr Momentum zu verleihen, hat die Verteidigungsministerin die Umbenennung weiterer Kasernen angekündigt. Vornehmlich sollen Kasernen mit den Namen von Wehrmachtsoffizieren neu benannt werden. Bundesweit handelt es sich dabei um etwa 20 Kasernen.

Allerdings: Nicht überall trifft diese Entscheidung der Ministerin auf Zustimmung. In Rothenburg hatten sowohl dort stationierte Soldaten als auch der Stadtrat sich gegen die Umbenennung der Lent-Kaserne ausgesprochen. Die ursprünglich nach dem Nachtjägerpiloten der NS-Luftwaffe Helmut Lent benannte Kaserne solle stattdessen mit einer Informationstafel versehen werden, die den Namen in einen historischen Kontext stellen soll.

 

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