Kartellvorwurf: Bier von Herstellern nach Absprache verteuert?

Kartellvorwurf: Bier von Herstellern nach Absprache verteuert?

Nach Diesel-Kartell kommt das Bier-Kartell: Fünf namhafte Brauereien stehen im Verdacht heimlich Preise abgesprochen zu haben. Die Ermittler sind vom hinreichenden Tatverdacht überzeugt, deshalb soll es demnächst in eine Hauptverhandlung gehen.






Dem Kölner Stadtanzeiger liegt eine Stellungnahme der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft vor. Darin ist von einem bevorstehenden Prozess gegen fünf namhafte Brauereien die Rede. Neben den Multi-Konzernen Carlsberg (Holsten-Gruppe) und Radeberger (Oetker-Gruppe) stehen auch die Kölner Brauereien Früh und Gaffel im Visier der Kartellfahnder.

Verdacht auf illegale Preisabsprachen zwischen elf deutschen Brauereien

Sie sollen einem Kartell aus elf deutschen Brauereien angehört haben. Weil diese Unternehmen Widerspruch gegen den Vorwurf der illegalen Preisabsprachen einlegten, stehen sie nun im Fokus. Ihnen wird vorgeworfen, 2006 bis 2008 Bierpreise untereinander abgesprochen zu haben.

Sechs beschuldigte Brauereien zahlten bereits ihre Strafe von insgesamt 107 Millionen Euro, darunter Krombacher, die Bitburger-Gruppe, Warsteiner und Veltins. Auch Anheuser-Busch InBev (Beck’s) soll Teil des Kartells gewesen sein. Weil vonseiten des Konzerns jedoch der entscheidende Tipp an die Ermittler gelangte, blieben sie von Geldstrafen verschont.

Der Vorwurf kommt zu einer Zeit, in der die Branche ohnehin schwächelt. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes ging der Ausstoß an Bier im ersten Halbjahr 2017 um 2,1 Prozent zurück. Darüber hinaus nahmen auch die Exportmengen ab, 5,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum gingen in andere EU-Länder. Nach Übersee lag das Minus an Exporten sogar bei 7,3 Prozent.

Verantwortliche Manager müssten ebenfalls Strafen zahlen

Würde sich der Kartellverdacht erhärten, wäre es das größte seiner Art in der deutschen Geschichte. Besonders den beiden Multi-Konzernen unter den Beschuldigten drohen hohe Geldstrafen. 60 Millionen Euro müsste Carlsberg zahlen, 160 Millionen die Oetker-Gruppe. Im Fall einer Verurteilung würden nicht nur die Konzerne, sondern auch die verantwortlichen Manager zur Kasse gebeten werden. Die Führungsriege der Kölsch-Brauereien zum Beispiel gab laut Stadtanzeiger aber an, von dem Deal nichts gewusst zu haben.

Die Beweislage zeigt laut der Kölner Tageszeitung, dass die Absprachen auf Verbands- und Ausschusssitzungen der Brauereibranche vonstattengingen. Die Verantwortlichen hätten sich je nach Sachlage zwei Jahre lang auf Preise verständigt. Mal hoben sie den Preis fürs Pfand, mal verteuerten sie die Verpackung, mal die ganze Flasche. Weitere Indizien deuten darauf hin, dass solche Absprachen schon zwei Jahrzehnte lang liefen.

Kartelle sind illegal, da sie die freie Wirtschaft hemmen und dem Gemeinwohl schädigen. Sie bremsen durch die Absprachen die Konkurrenz aus, verhindern Innovationen und lassen Staat und Verbraucher zu hohe Preise zahlen.


Bildquelle: Pixabay, 1995774, manfredrichter

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