Und als Schiri Drees dann in der 90. Minute abpfiff gesellte ich mich zumindest in Gedanken zu den HSV-Freudentänzen in der Fankurve hinzu. Zudem fand ich auch ein kleines Freudentränchen auf meiner Wange wieder, als die Kamera auf den erleichterten Thomas Doll schwang. Seine Jungs hatten es endlich gepackt. Einen verdienten Sieg zu landen für Ihren uermüdlich arbeitenden Trainer, der sich auch bei schwersten Gegenwinden vor seine Jungs stellte.
Zu Beginn der Partie sah es dennoch wieder nach der typischen HSV-Seuche aus. Sanogo schoss, nachdem er Keeper Butt stehen gelassen hatte, am leeren Tor vorbei. Pechvogel Ljuboja setzte einen Kopfball an den Pfosten und nochmals Sanogo setzte einen Volleyschuss abermals neben das leere Tor. Der reinste HSV-Wahnsinn! Selbstverständlich musste irgendwann auch der Führungstreffer für die Werkself fallen. Natürlich wieder durch einen individuellen Fehler der Hintermannschaft. Kurze Flanke von Schneider in den 5-Meter Raum, Kirchstein hält die Pille zuerst fest, wird aber von Atouba behindert. Der Ball fällt und Voronin staubt gnadenlos zum 1:0. War ja nicht anders zu erwarten. Übliches Spiel also? Nein!
Der HSV wirkte durch die Umstellung im Mittelfeld und die Rückkehr von Heilsbringer van der Vaart um einiges motivierter und sicherer. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass der Hamburger Sportverein mit einer Menge Power aus der Kabine kam und im Laufe der zweiten Hälfte immer mehr auf den Ausgleich drängte. Unter anderem ein schöner Fallrückzieher von van der Vaart landet „nur“ in Butts Armen. Es fehlte die nötige Durchschlagskraft um die Bayer-Defensive zu überwinden. Bis Super-Joker Paolo Guerrero kam.
Dieser lochte zwei Minuten nach seiner Hineinnahme in der 71. Minute zum Ausgleich ein, nachdem ihn Trochowski mustergültig in Szene setzte. Ein Bärenanteil an diesem Tor hatte auch Atouba, der Trochowski mit einem 30 Meter Steilpass in Gegners Strafraum schickte. Ein Traumpass!
Normalerweise wäre ich mit diesem Punkt zufrieden gewesen, weil die tolle Moral für mich sichtlich erkennbar war. Aber in der 86. Minute war es der eingewechselte Fillinger, der Sorin auf links außen frei spielte. Der ehemalige Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft flankt in den Strafraum und wer steht da? Natürlich, Paolo Guerrero, der seinen Fuß hinhält und mit dem 2:1 Führungstreffer alle Gefühlsdämme brechen lässt. Die restlichen 5 Minuten wird auf der HSV-Bank nur noch gezittert und gebetet. Thomas Doll verschließt seine Augen in den letzten Minuten. Er kann das Geschehen nicht mehr live mitverfolgen. Und dann ist er endlich da, der ersehnte Schlusspfiff.
Mit 8 Punkten ist der HSV nun runter von den Abstiegsplätzen. Da gehörte diese Truppe nämlich auch einfach nicht hin. Vom internationalen Geschäft will ich jetzt gar nicht anfangen zu schwafeln, aber die Auftritte von vdV und Feilhaber als Abräumer können uns alle sehr zuversichtlich stimmen. Als nächstes empfängt der HSV den Angstgegner aus Hannover. 96 kassierte am Wochenende die erste Pleite unter Dieter Hecking. Und gegen den „neuen“ HSV wird es in zwei Wochen die nächste Schlappe setzen.
Wurde auch Zeit. Ich bin sehr froh das Doll beim HSV bleibt.
die vernunft hat gesiegt.
Wie sich die Jahre doch ähneln. Diesmal gerade noch den Absprung geschafft.