Jugendhilfe: welche Angebote zur Erziehung sind möglich? Was tun in Krisensituationen?

Die Erziehung unserer Kinder ist oft begleitet durch Schwierigkeiten. Viel zu intensiv ist die heutige Zeit: Arbeit, Haushalt, Behördenkram, Schule und insgesamt das „Paket“ Familie unter einem Hut bringen, frisst oft viel zu veil Zeit. Man will allem gerecht werden und manchmal bleibt einfach zu wenig Zeit für die Kinder. So manch einer kompensiert die fehlende Zeit mit großzügigen Geschenken oder „parkt“ die Kinder vor Computer und Fernsehen. Irgendwann rächt sich das.

In meiner Sprechstunde sitzen täglich nicht wenige verzweifelte Eltern. Sie lieben ihre Kinder und verstehen die entstandenen Probleme oft genug nicht. Ausreißer, Schulbummelanten, frühzeitiger Rauschmittelkonsum bis hin zu gewalttätigen Übergriffen der Kinder auf andere und sogar auf die Eltern- es findet sich alles. Oft genug stellt sich heraus, dass sich die Probleme über Jahre aufgebaut haben, der Weg zum Jugendamt aber erst erfolgt, wenn gar nichts mehr geht. Hartneckig hält sich der uralte Zopf, dass die Jugendämter die „Kinder wegnehmen“. Doch das ist nicht Aufgabe der Jugendhilfe. Eine „Wegnahme“ der Kinder erfolgt stets nur in absoluten Gefährdungssituationen und auch nur wenn „gar nichts mehr geht“ und die Eltern nicht mehr bereit sind, das Wohl ihrer Kinder zu sichern.

Ratsuchende Eltern mit Problemen in der Erziehung haben mit solch einer Maßnahme gar nicht zu rechnen. Jugendhilfe ist- auch vom Gesetz her- auf vorbeugende Maßnahmen ausgerichtet. Und die sind vielfältig und werden immer individuell geprüft. Voraussetzung ist ein Antrag der Eltern/des Sorgeberechtigten auf Hilfe. In mehreren Gesprächen wird der Sozialarbeiter Ihre familiäre Situation mit Ihnen besprechen. Er wird sich ein Bild über die häusliche, die schulische Situation machen und Gespräche mit den Eltern, ggf. auch Oma und Opa und mit den Kindern selber führen. Erst wenn ein umfangreiches „Ermittlungsverfahren“ abgeschlossen ist, wird der Sozialarbeiter mit Ihnen über mögliche Hilfen der Jugendhilfe reden können. Und es gibt einiges: Familienhilfe, Einzelfallhelfer, Schulbegleitung, Lerntherapie- selbst niederschwellige Hilfen im Rahmen von Einkaufshilfe (beratend) oder auch Freizeitangebote unterschiedlicher freier Träger sind denkbar, sowie eine Kombination mehrerer Hilfen. Das letzte Mittel der Wahl ist die Heimerziehung: dann, wenn nichts mehr geht und auch nur, wenn Eltern und Kinder zustimmen.

Jugendhilfe: Was wird benötigt?

  • ein Termin zum Erstgespräch im Jugendamt
  • Ein Nachweis über das Sorgerecht
  • Der absolute Wille, etwas verändern zu wollen

 

Jugendhilfe in Anspruch nehmen!

1

Rechtzeitig beraten lassen

Schildern Sie Ihr Problem ausführlich. Versuchen Sie Ihrem Sozialarbeiter zu vertrauen. Nur wenn dieser genaue Kenntnis über die Problemlage hat, kann er Ihr Problem erkennen, analysieren und richtig zuordnen. Auch wenn Sie glauben, eigene Fehler bei der Erziehung nicht eingestehen zu dürfen: doch, das können und sollten Sie durchaus. Möglicherweise ernten Sie kritische Worte, aber gerade die kleinen Eingeständnisse der Eltern sind oftmals der Schritt in die richtige Richtung: aufeinanderzu! Und bitte, liebe Eltern warten Sie nicht zu lange. In den Jugendämtern sitzen Sozialarbeiter mit pädagogischen Kenntnissen und Lebenserfahrung, jedoch keine Zauberkünstler und Super-Nannis. Und was über Jahre „schief“ lief, braucht lange, es wieder zu heilen. Je länger Sie warten, je unwahrscheinlicher wird es dann, dass Ihren Erwartungen, Ihrem Hilferuf relativ zeitnah entsprochen werden kann. Im grunde genommen kann jedem geholfen werden, doch man muss es wollen und intensiv im Rahmen der Hilfe mitarbeiten. Sozialarbeiter können Sie anleiten, „machen“ müssen die betroffenen Familienmitglieder allein. Ein sogenannter Hilfeplan ist Ihr „Fahrplan“ während der laufenden Erziehungshilfe und regelt Aufgaben, Ziele, Verabredungen und Zeiträume. Sämtliche ambulante Erziehungshilfen sind- unabhängig vom Einkommen der Eltern- kostenlos!

2

Kinder- und Jugendnotdienst

Sofern Krisen ganz akut auftreten und ein schnelles Handeln erforderlich wird, befindet sich in Ihrer Nähe mit Sicherheit ein Kinder- und Jugendnotdienst. Ihr örtliches Jugendamt gibt Ihnen die – in der Regel kostenfreie – Notrufnummer. Zögern Sie nicht sich an diese zu wenden, sofern eine akute Krisensituation auftritt. Diese Hilfe ist jedoch nur für den entscheidenen kriselnden Moment und entschärft lediglich weitere Situationen und verhindert ggf. eine Eskalation. Im Anschluss braucht es auch hier der Hilfe Ihres Jugendamtes. Überwiegend erhält das zuständige Jugendamt ohnehin eine Information, wenn Sie den Notdienst beanspruchen mussten.

3

Wenn Kinder und Jugendliche Hilfe suchen

Kinder und Jugendliche in Notsituation – auch diese gibt es leider all zu häufig – haben selbst auch die Möglichkeit sich zunächst ohne Zustimmung und Wissen der Eltern an den Notdienst und auch an das zuständige Jugendamt zu wenden.

Schwierigkeitsgrad:  
Werbung

4 Meinungen

  1. Hallo,ein sehr aussagekräftiger Artikel, der genau auf den Punkt trifft. Leider findet man die Problematik immer häufiger, aber eben auch, weil viele Eltern nur wenig Zeit, neben Job etc., haben, dennoch es auch Eltern gibt, denen es „egal“ ist, was ihre Kinder tun. Hauptsache sie „nerven“ nicht.Das da Kinder anfangen zu rebellieren, oder den Eltern das Vertrauen entziehen, ist nachvollziehbar.Beste GrüßeThomas

  2. Hallo,ein sehr aussagekräftiger Artikel, der genau auf den Punkt trifft. Leider findet man die Problematik immer häufiger, aber eben auch, weil viele Eltern nur wenig Zeit, neben Job etc., haben, dennoch es auch Eltern gibt, denen es „egal“ ist, was ihre Kinder tun. Hauptsache sie „nerven“ nicht.Das da Kinder anfangen zu rebellieren, oder den Eltern das Vertrauen entziehen, ist nachvollziehbar.Beste GrüßeThomas

  3. Hallo Thomas- ja, da sagst du was- ich habs als „täglich-Brot“. Aber das ist gut so. Lieben Dank für die netten Worte auf diesen Artikel. Manchmal denk ich, es könnte helfen, wenn ich es nicht nur täglich in der Arbeit sage, sondern der eine oder andere es nachliest, bevor der „Krieg“ anfängt. Ebenso beste Grüße!Schönes WELeniLeini

  4. Hallo Thomas- ja, da sagst du was- ich habs als „täglich-Brot“. Aber das ist gut so. Lieben Dank für die netten Worte auf diesen Artikel. Manchmal denk ich, es könnte helfen, wenn ich es nicht nur täglich in der Arbeit sage, sondern der eine oder andere es nachliest, bevor der „Krieg“ anfängt. Ebenso beste Grüße!Schönes WELeniLeini

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*