Der Jemen kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Seit bekannt wurde, dass der mutmaßliche nigerianische Terrorist Abdul Mutallab, dort ausgebildet und ausgerüstet wurde. Bei Verhören von US-Behörden gab der Vierundzwanzigjährige, der am ersten Weihnachtsfeiertag versucht haben soll eine Linienmaschine der Delta Airlines zu sprengen, an er sei durch das Terrornetzwerk Al-Quaida im Jemen geschult worden. Eine Geiselnahme vergangene Woche, bei der auch Deutsche entführt wurden, ist nur das letzte von vielen Terrorereignissen im Jemen.
Kämpfe und Krisen im Jemen
Seit Jahren kämpfen in dem Land am Golf von Aden Seperatisten – die Houti Rebellen – um die Unabhängigkeit. Unterstützt werden sie vom Iran, aber auch von Eriträa. Kurz nach dem gescheiterten Anschlag von Detroit erklärten auch die radikal-islamischen Al-Shabaab-Milizen im benachbarten Somalia, sie wollten den Kampf der Houti durch die Entsendung von Kämpfern unterstützen. Nach Berichten von somalischen Radiostationen erhalten die Al-Shabaab widerum Waffen und Muntion aus dem Jemen.
Während der britische Premierminister für Ende Januar eine Jemen-Konferenz in London einberufen hat, versuchen sich die Machtahber in Sanaa, als dem Westen verbunden und der Lage Herr zu präsentieren. Erst im November und noch einmal zum Jahreswechsel gingen Regierungstruppen zusammen mit Kräften und Luftunterstützung aus Saudi-Arabien gegen die Rebellen vor. Die Saudis fürchten ein Übergreifen des Aufstandes auf das eigene, politisch zersplitterte, Konigreich.
Jemen: Unterschlupf der Al-Quaida?
Internationale Beobachter fürchten seit Jahren, dass die unwegsame Bergregion im Norden des Jemen zum Rückzugs- und Operationsgebiet islamistischer Terroristen werden könne. Vor allem die schwache Staatsgewalt im Jemen, aber auch der stärkere Druck auf die Terroristen in Afghanistan begünstige eine solche Entwicklung. Unklar ist unterdessen, ob die jeminitischen Rebellen der Al-Quaida Lager zur Verfügung stellen, diese dort selbst im Raum unter Duldung der Rebellen operiert, oder ob gar Al-Quaida zu einer Franchise Marke im islamischen Terrorismus geworden ist.
Sowohl Westwelle, als auch andere Politiker und Militärs unterstrichen unterdessen das große Interesse, das der Westen an einem stabilen Jemen habe. Nicht nur, dass das Land auf der Arabischen Halbinsel zusehends auseinanderfällt – ein neues Afghanistan mit einer mehrere hundert Kilometer langen Küstenlinie zum handelwichtigen Golf von Aden, möchte sich keiner der Sicherheitsexperten ausmalen.
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