Klassenkämpfer bis zuletzt
Der Abschied fiel trotzig-kämpferisch aus. Karl-Eduard von Schnitzler verabschiedete sich von seinen Zuschauern mit den Worten: „In diesem Sinne werde ich meine Arbeit als Kommunist und Journalist für die einzige Alternative zum unmenschlichen Kapitalismus fortsetzen: Als Waffe im Klassenkampf, zur Förderung und Verteidigung meines sozialistischen Vaterlandes. Und in diesem Sinne, meine Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Genossinnen und Genossen – auf Wiederschauen!“ Die DDR stand da bereits kurz vor dem Ende, bis zum Fall der Berliner Mauer sollte es nur noch wenige Tage dauern.
Glühender Kommunist mit blaublütiger Abstammung
Doch von Schnitzler blieb seiner Rolle als Kommunist und Klassenkämpfer bis zu seinem Tod im Jahr 2001 treu. Das Ironische daran: Von Schnitzler war der Sohn eines Bankiers und – für einen Propagandisten des Arbeiter- und Bauernstaats noch verfänglicher – ein Urenkel des deutschen Kaisers Friedrich III. Als Journalist war er direkt nach dem Krieg für die BBC tätig und baute dann Nordwestdeutschen Rundfunk mit auf, bevor er sich 1947 vom Westen abwandte , nach Ost-Berlin übersiedelte in die SED eintrat. „Der schwarze Kanal“ ging dann am 21. März 1960 auf Sendung. Vorbild war ausgerechnet eine westdeutsche Sendung namens „Die rote Optik“, in der Ausschnitte aus dem DDR-Fernsehen kritisch behandelt wurden. Von Schnitzler dreht den Spieß quasi um – und bediente sich an Schnipseln aus dem West-TV, um seine Thesen zu untermauern.
Der Plan, mit dem „schwarzen Kanal“ das Massenpublikum zu erreichen und ideologisch auf Linie zu bringen, ging jedoch nicht auf. Ende der 1980er lag die Einschaltquote bei fünf Prozent, im Frühjahr 1989 waren es gerade mal noch 0,5 Prozent. Im DDR-Volksmund wurde von Schnitzler denn auch „Karl-Eduard von Schni“ oder „Karl-Eduard Vonsch“ genannt, weil die Zuschauer angelich wegschalteten, bevor sein Name in der Ansage für die Sendung ganz genannt wurde.
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