Als ich mich gestern Abend gemütlich vor den Fernseher setzte, um Joachim Bublaths Sendung zum Thema Alternativmedizin zu sehen, war mir klar, dass dieses Segment kritisch beleuchtet wird. Das ist auch gut so, denn der boomende Gesundheitsbereich zieht auch Anbieter an, die mit einem unverantwortlichen Null-Wissen, dafür aber reichlich Hokuspokus auf Patientenfang gehen. Doch am Ende der Sendung war ich dann doch etwas verärgert. OK, ich kann gut verstehen, dass ein Naturwissenschaftler wie Joachim Bublath nichts von Geistheilern oder Schamanen hält. Es ist sicher auch nicht verkehrt, den Ayurveda-Hype kritisch zu betrachten. Auch über giftige Bestandteile in ayurvedischen Produkten, fragwürdige Substanzen in Medikamenten aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) oder unhygienische Produktionsstätten im Ausland muss gesprochen werden. Dass aber die Alternativmedizin kompletter Blödsinn ist, Heilpraktiker im Tal der Ahnungslosen leben oder die Homöopathie per se nicht funktionieren kann, war mir dann doch zu viel. Wie vielen Medikamenten und Therapien aus der Schulmedizin könnte man den gleichen Vorwurf machen? Doch darüber oder über unsinnige Operationen wird nicht gerne gesprochen. Warum eigentlich nicht?
An der immer wieder aufkommenden Diskussion um die Wirkung von homöopatischen Mitteln möchte ich mich gar nicht erst beteiligen. Ich bin auch kein glühender Verfechter dieser Alternativmedizin und doch kann ich von einer interessanten Erfahrung berichten. Seit einigen Jahren bekomme ich Mittel gegen meinen Heuschnupfen verschrieben. Wer es wissen will, die Mittel heißen Xusal und Flutide. Die Wirkung war eher mäßig. Als letztes Jahr mein Hausarzt in eine andere Stadt zog und ich mich nicht gleich um einen neuen Arzt bemühte, stand ich im Frühling ohne Medikamente da, dafür aber mit einer explodierenden Nase und rot geränderten Triefaugen. Wer Heuschnupfen hat, der weiß, dass man das nicht lange aushält. Was also auf die Schnelle tun? Zufällig bekam ich die Heuschnupfen-Broschüre eines Homöopathie-Unternehmens in die Hand. Was soll´s, dachte ich mir, probier es aus. Da der andere Heuschnupfenkram aus der Apotheke bei mir wirkungslos ist, kaufte ich mir zum ersten Mal homöopathische Tabletten. Zu meiner Verblüffung funktionierten die relativ gut, wenn nicht sogar besser als die Medikamente meines alten Hausarztes. Wohlgemerkt: ich habe die Tabletten in meiner Haupt-Heuschnupfen-Phase (April/Mai) genommen. Alles Zufall? Einbildung oder gar Placeboeffekt? Die Bewertung dieser Erfahrung hängt sicher davon ab, welchem medizinischen Lager man angehört.
Ich für meinen Teil finde es nicht OK, Homöopathie oder Klostermedizin mit Geistheilern in einen Topf zu werfen. Die wenigsten Menschen düften sich einem exotisch aussehenden, wild gestikulierenden und "ommmmmhhh"-singenden Medizinmann anvertrauen. Auch unter den Heilpraktikern gibt es gut ausgebildete Leute, die ihre Arbeit ernst nehmen. Doch haken wir diesen Bereich mal ab. Viel interessanter finde ich die Frage, warum immer mehr Menschen gezielt nach alternativmedizinischen Angeboten suchen. Sicher liegt das nicht allein an dem "Zurück zur Natur"-Feeling, das in vielen von uns steckt. Liegt es vielleicht daran, dass wir uns bei der Alternativmedizin besser aufgehoben fühlen, weil wir dort als Individuum und nicht als Krankheit bzw. Befindlichkeitsstörung auf zwei Beinen mit eingebauter Versichertenkarte behandelt werden? Sind wir doch mal ehrlich, fast jeder Kassenpatient hat schon die Erfahrung gemacht, dass er mehr oder weniger freundlich durch eine Praxis geschoben wird. Manchmal wartet man Stunden, um dann in 5 Minuten abgefertigt zu werden. Oder man wird gar nicht ernst genommen. Ich zum Beispiel bin seit fast vier Jahren chronisch verschleimt. An Diagnosen mangelt es nicht. Hier eine kleine Auswahl: Kehlkopfentzündung, diffuse Dysfunktion, allergische Reaktion, Globus Hystericus usw. Nun kann ich mir ein Krankheitsbild aussuchen, doch meine Verschleimung nehme ich wohl mit ins Grab. Schulmedizin prima? Alternativmedizin Mist? So einfach kann man es sich wirklich nicht machen. Wie auch immer, ich werde weiterhin Joachim Bublaths Sendungen einschalten. Meistens liegt er ja richtig, aber … Wie heißt es doch so schön: Irren ist männlich!
100% Zustimmung! Joachim Bublath mag keine Alternativmedizin und scheint unter dem Skeptiker-Syndrom (siehe: Edgar Wunder) zu leiden.Lesenswert auch der Kommentar im „H.Blog: Homöopathie & Forschung“:http://www.psychophysik.com/h-blog/?p=87Tim
Ich wollte mich mal an dieser Stelle bedanken für die vielen wertvollen Tipps die ich hier gelesen habe. Ich bin immer wieder von neuen erstaunt, was es doch so alles gibt.
Bei Auffassungen wie denen vom Herrn Bublath bin ich mir nicht sicher ob ich lachen oder weinen soll…aber mal im Ernst – WER HEILT HAT RECHT