Held der Straße 2019: Mutig. Helfen.

Goodyear und der AvD engagieren sich seit über zehn Jahren mit der Aktion „Held der Straße“ für mehr Verkehrssicherheit. Zusammen mit dem Fachblatt TRUCKER werden jeden Monat selbstlose Heldinnen und Helden gesucht, die durch ihr vorbildliches Handeln Leben gerettet oder Unfallfolgen gemildert haben. Nun wurde der Held der Straße 2019 gekürt.

Menschen, die sich mutig und selbstlos in Not- und Gefahrensituationen im Straßenverkehr für andere eingesetzt haben, sind als Kandidaten für den „Held der Straße“ über die Website der Aktion unkompliziert vorzuschlagen. So wurde der Novemberheld Herbert Hertwig von der Jury aus den insgesamt elf Monatshelden 2019 zum Held der Straße 2019 gewählt. AvD-Präsident Ludwig Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg betonte bei dessen Auszeichnung am 18. Februar 2020 im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Berlin: „Gemeinsam mit Goodyear unterstützen wir die Aktion Held der Straße nun schon seit geraumer Zeit. Dem AvD ist es ein äußerst wichtiges Anliegen, auch weiterhin auf das Thema Erste Hilfe hinzuweisen und möglichst viele Teilnehmer im Straßenverkehr dazu zu motivieren, im Notfall selbst aktiv einzugreifen. Die vielen unterschiedlichen Beiträge der Heldinnen und Helden im vergangenen Jahr zeigen wieder einmal, dass jeder etwas tun kann!“

Desaströs: Lkw auf Stauende aufgefahren

„Ein äußerst bemerkenswerter Fall von Erster Hilfe”, befand Jürgen Titz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH: „Herbert Hertwig hat unglaublich selbstlos gehandelt und diese schwierige Bergungsaktion maßgeblich unterstützt. Sein Mut sowie sein Durchhaltevermögen haben absoluten Vorbildcharakter.“ Was war geschehen? Am 11. März 2019 befuhr der Olsberger gegen neun Uhr morgens auf der A 44 bei Werl unterwegs, als der Verkehrsfluss stockte. „Da kam von der rechten Spur ein weißer Lkw wortwörtlich herangeflogen, den ein grüner Lastwagen aus den Niederlanden getroffen hatte, als er auf das Stauende aufgefahren war. Ein weiterer Lkw und ein Kleintransporter wurden in Mitleidenschaft gezogen. Als alle Fahrzeuge standen, machte sich der Rentner sofort auf den Weg zur Unfallstelle und schaute, wer am ehesten seine Hilfe brauche. Das war nicht der relativ unversehrte Fahrer des umgekippten Transporters, sondern der des stark deformierten und qualmenden grünen Lkws.

Ruhe bewahren und trotzdem schnell agieren

Da die Türen verklemmt waren, drang der Ersthelfer über den unverändert qualmenden Motorraum zu dem Verunfallten vor. „Mit dem Kopf voran bin ich da durch, das ging mit meiner schlanken Statur gerade so“, schildert Herbert Hertwig die ungewöhnliche Situation: „Der Fahrer sah wirklich schlecht aus, aber noch bei Bewusstsein und halbwegs ansprechbar. Ich musste also schnell etwas tun. Ich fand in einer Tasche auf der Beifahrerseite etwas Wäsche. Mit dieser tupfte ich ihn ab, um zu schauen, ob er nicht etwa heftig aus einer Schlagader blutete. Das tat er nicht, jedoch konnte ich nicht seine Beine anschauen, denn die waren unerreichbar eingeklemmt.“ Neben den Beinschmerzen beklagte der Niederländer an diesem kalten Morgen zu frieren, woraufhin ihn der 62-Jährige in einen Schlafsack aus der Kabine ein und ihm die Rückenlehne bequemer stellte. „Ansonsten hielt ich ihn wach und versicherte ihm: ‚Alles gut, Hilfe ist alarmiert!‘“

Der Held der Straße 2019 blieb bis zum Schluss

Einsatzkräfte waren rund zehn Minuten später vor Ort, der Notarzt staunte über den rüstigen Ersthelfer. Nachdem für ihn Notarzt ein Gerüst zwecks Sichtkontakt mit dem Verletzten auf Höhe der Frontscheibe errichtet war, wollte der Arzt wissen, ob der Verunfallte Medikamente nimmt. „Ich hatte natürlich keine Ahnung, ich kannte ihn ja selbst nicht. Ich konnte jedoch in seiner Tasche ein Dokument finden, auf dem ein Medikament notiert war. Zusammen wurde ein Zugang gelegt, und ich musste dann dem Verletzten auf Anweisung des Arztes Morphium spritzen.“ Kein Problem, Spritzen zu verabreichen kannte der gelernte Schreiner von seinen Pferden. Der Notarzt überwachte die Vitalfunktionen des Niederländers, während Herbert Hertwig im Auftrag der Feuerwehr die beschädigte Elektronik im Führerhaus mit einem Seitenschneider entfernte. Nun konnten die Floriansjünger die Kabinentür mit einer Hydraulikschere abtrennen, und mit vereinten Kräften ließ sich der zum Sicherheit mit Helm und Schutzbrille versorgte Fahrer vorsichtig ans Freie befördern.

Lohn für die Erste Hilfe im Straßenverkehr

Die eineinhalbstündige komplizierte Bergung beeindruckte auch Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer, unter dessen Schirmherrschaft die Aktion steht. Neben der Auszeichnung als „Held der Straße des Jahres 2019“ erhält Herbert Hertwig einen Pokal sowie einen Einkaufsgutschein im Wert von 5.000 Euro. „Der Fall des aktuellen Jahreshelden ist sicherlich ein besonders spektakulärer. In vielen Situationen können jedoch auch schon kleine Handlungen von Ersthelfern Leben retten“, schloss Jürgen Titz: „Das Projekt Held der Straße zeigt verschiedene Beispiele von Erster Hilfe im Straßenverkehr auf und soll jeden ermutigen, im Ernstfall zu reagieren.“

Bilder: ©    Arild Eichbaum

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