Ein Bundespräsident hat als Staatsoberhaupt eine sehr spezielle Funktion.
Fernab von der aktiven Politik soll er das Land repräsentieren, Debatten anstoßen und den Menschen in diesem Land etwas geben, was man von Parteipolitikern nicht ewarten kann.
Für die Ausübung dieses Amtes braucht man folglich Vertrauen, das Vertrauen in Wulff ist jedoch erheblich geschwächt worden, das Kapital seiner Präsidentschaft ist verloren.
Juristisch unantastbar – Ist das Vertrauen in Wulff trotzdem gebrochen?
Die vielen Vorwürfe gegen den Bundespräsidenten möchte ich hier nicht im einzelnen Auflisten, auch vor dem Hintergrund, dass die Sache noch nicht vollends ausgestanden zu sein scheint. Doch der Eindruck vom schwachem Umgang mit der Sache, durch die scheibchenweise ausgesprochenen Geständnisse und Erklärungen ist offensichtlich. Auch wenn man Christian Wulff jetzt juristisch gesehen nichts vorwerfen kann, so hat er doch vieles getan, was man mit dem Attribut „Das schickt sich nicht!“ bechreiben könnte. Die starke Undurchsichtigkeit und Komplexität der gesamten Debatte ist nicht zu übersehen, Kritker deuten sie als Taktik, Nebelwolken statt Transparenz. Doch die Frage, welcher ich in diesem Artikel nachgehen möchte ist nicht jene der Vorwürfe, das überlasse ich BILD und SPIEGEL, ich möchte hier die Frage stellen wie dieser Bundespräsident, mal angenommen er übersteht die nächsten Wochen, sein Amt noch ausfüllen möchte ohne es zu beschaden.
Wulff hat seine Glaubwürdigkeit verloren
Wulff hat massiv an Glaubwürdigkeit verloren, das ist eindeutig. Wie soll man ihn in Zukunft ernst nehmen, wenn er sich für Pressefreiheit einsetzt? was soll man davon halten wenn er Transparenz fordert? Wie kann er sich in Zeiten der Staatsverschuldungskrise noch glaubhaft zu Dingen bezüglich finanzieller Seriösität äußern? Die Antwort auf diese Fragen ist in meinen Augen eindeutig. Er ist in diesen Dingen nicht mehr glaubhaft, und wenn ein Politiker wegen einer Sache an Glaubwürdigkeit eingebüst hat verliert er schnell an Ansehen, siehe Fall Guttenberg. Wenn Christian Wulff das Amt des Bundespräsidenten nicht beschädigen möchte, sollte er gehen. Diese Forderung mag populistisch klingen, doch sie hat einen ganz realistischen Hintergrund. Das Amt des Bundespräsidenten lebt vom Vertrauen in den Amtsausführer und vom Ansehen, welches er genießt. Noch wenn sein Wort Gewicht hat kann Wulff seriös agieren. Doch sein Wört verliert täglich an Gewicht, das Vertrauen in Wulff schwindet, der Rückhalt ebenso. Möchte Wulff weiteren schaden vom Amt fernhalten und sich nicht selbst zum Gespött der Satiriker und Kritiker machen, sollte er seinen Hut ziehen. Ansonsten würde es unweigerlich zu einer parteipolitisierung der Debatte kommen und das ist diesem Amt unwürdig, ebenso wie der Präsident selbst.
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