Gute PR-Texte in fünf Minuten.

1. Stellen Sie Ihr Anliegen immer in den Mittelpunkt, auch wenn Sie sich am Rande der Gutenberg-Galaxie bewegen: "Immer mehr Menschen stellen das Bedürfnis nach guten Wanddübeln in den Mittelpunkt ihres Alltags …" Zack – das sitzt! Und zwar fest in der Wand.

2. Geben Sie niemals – NIEMALS! – einen Fehler zu. Reden Sie statt dessen bewusst ‚missverständlich‘ daher, dann hat den Fehler nämlich allemal der missverstehende Andere gemacht: "Natürlich wurde die Forderung nach einem Mindestlohn von höchstens 50 Cent vom politischen Gegner bewusst missverstanden …". Sehen Sie: Simsalabim!

3. Reißen Sie niemals etwas nieder, schaffen Sie niemals etwas ab, predigen Sie niemals Verzicht! Stattdessen sollten Sie zu wohligen Metaphern aus dem Gesundheitsbereich greifen: "Es kam uns bei den Restrukturierungsmaßnahmen darauf an, das Unternehmen für den Weltmarkt fit zu machen". Trimm dich, du faule Sau!

4. Wenn ihnen ihr kleiner Laden für Information und Tralafitti um die Ohren zu fliegen droht, dann zetern Sie niemals über Indiskretionen geschwätziger Ex-Mitarbeiter. Das ist unsportlich, so reden nur Loser. Wenden Sie alles ins Positive: "Es war schon immer unser Bestreben für höchstmögliche Transparenz zu sorgen. Das haben wir auch in diesem Fall getan." Schon stehen Sie im Licht und die anderen munkeln im Dunkeln …

5. Versuchen Sie als missverstandener ‚Marktradikaler‘ niemals, die Regeln des Grundgesetzes direkt abzuschaffen, auch wenn Sie’s gerne möchten. Schreiben Sie: "Es hat keinen Sinn, sich gegen die Gesetze des Weltmarktes zu stemmen, schon gar nicht in einer globalisierten Welt". Schon erhalten Sie dank dieses übergrundgesetzlichen Notstands die nötigen Zweidrittelmehrheiten …

6. Verunglimpfen Sie den politischen Gegner nie als ‚Ratte‘, ‚Schmeißfliege‘ oder mit anderen Ausdrücken, wie sie einstmals unter politischen Radaubrüdern üblich waren. Der Stil der Zeit erfordert mehr Feinsinn. Fassen Sie vielleicht die gegnerischen Ziele ins Auge und streichen Sie die kohlrabenschwarz an: "Wenn die Opposition mit Ihren Vorschlägen durchkäme, dann würde sich Stagnation wie Mehltau auf unser Land legen". Es weiß zwar keine Sau mehr, was Mehltau ist, auch ‚Stagnation‘ ist für die meisten Hekuba, aber was soll’s – Hauptsache, es klingt schrecklich …

7. Sie haben keine Interessen, Wünsche, Forderungen zu haben. Um Gottes willen! Sie sind immer ganz uneigennützig ein gesellschaftlicher Dienstleister: "Wir wollen mit unseren Maßnahmen einen Beitrag leisten für den Fortschritt und die Entwicklung in unserem Land".

8. Wenn Sie etwas ändern wollen, dann darf natürlich nichts so bleiben, wie es ist. Andererseits scheuen die Menschen aus geschichtlicher Erfahrung heraus die Veränderung wie der Teufel das Weihwasser. Was tun? Am besten, man redet den Menschen ein, sie müssten zu einem Duell antreten, der Handschuh wäre ihnen gar nicht von Ihren Interessen, sondern vom morgigen Tag ins Gesicht geklatscht worden: "Um die Herausforderungen der Zukunft zu bestehen, ist es unumgänglich …" ‚Unumgänglich‘ ist übrigens auch so’n Adverb – doch davon vielleicht mal später.

9. Sie mussten die Gaspreise erhöhen? Oder sonstwie an der Gebührenschraube drehen? Kein Problem: "Gesellschaftlicher Fortschritt ist bekanntlich nicht zum Nulltarif zu haben". Schon klappt es ‚bekanntlich‘ wieder mit der Kundschaft …

10. Sie müssen ja nicht gleich von der GEZ sein, es genügt schon die Absicht, anderen in die Tasche zu greifen. Machen Sie aus dem, was dann unumgänglich ist, ein wohlig-gefühliges Erlebnis: "Es war immer unser Bestreben, nah am Menschen zu sein …".

Sie sehen also, die Public Relations sind ein überaus attraktives Berufsfeld für junge Menschen, die anderen nahebringen möchten, wie es wirklich zugeht auf dieser Welt.

2 Meinungen

  1. Edward L. Bernays: „Die beste PR ist, wenn die Leute nicht bemerken, wie sie beeinflusst werden.“ Der Vater aller Spin-Doktoren ist unter Normalmenschen nicht wirklich bekannt. Immerhin für PR-Profis ist der Neffe Sigmund Freuds aber eine Art Guru und Gründervater.Sein PR-Buch “Propaganda” erscheint nach 80 Jahren das erste Mal auf Deutsch und wird einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. http://chefarztfrau.de/?p=37Beste Grüße

  2. es gibt kein Mensch der fehlerlos ist und man sollte zu seinen Fehlern stehen

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