Schneesturm – nix geht mehr

Seit Semesterbeginn hatten wir für den 13.12. eine Weihnachtsfeier mit den Studenten geplant. Weihnachtsdekoration gekauft, kleine Bäumchen, auf denen man mit Kerzenhaltern echte Kerzen befestigen konnte. Von den Kulinarischen Sachen mal ganz zu schweigen. Wir hatten Stollen aufgetrieben, der hier so beliebt ist, dass alle Filialen DREI Wochen vor Weihnachten bereits ausverkauft waren … Plätzchen, Kekse, eine riesige Kaffee-Urne (- englischer Begriff), mit der bis zu 60 Tassen gekocht werden können. Der Raum seit Wochen reserviert, Musik besorgt und Weihnachtslieder einstudiert – ich könnte die Liste endlos fortsetzen. Es würde mir dennoch keine Erleichterung bereiten.

Wir sind trotz Sturmwarnung von Boston nach New Bedford gefahren. Schneefall war für 14 Uhr angesagt. Bis dahin wollten wir längst wieder zurück sein. Weihnachtsfeier von 9 Uhr früh bis 12 Uhr mittags – damit sich der ganze Aufwand wenigstens ein bisschen gelohnt hat. Und die Studenten sind sowieso am Campus, denn sie leben alle in Wohnheimen dort. Die Party war ein voller Erfolg. Ich glaube, kulturell kam auch was rüber. Ich habe vom Weihnachtsmarkt erzählt, Weihnachtskalender gezeigt, das macht sich alles gut mit Essen wohin man schaut Glühwein war leider nicht möglich: Alkohol an Schüler unter 21 Jahren auszuschenken, ist verboten. Und das dann noch an einer Bildungseinrichtung – da stünde die Ausländerbehörde sicher am nächsten Tag vor der Tür.

10 vor 12 fielen die ersten Flöckchen. Wir fingen mit einpacken an. Die Universität entschied, dass aller Unterricht ab 14 Uhr nicht stattfinden wird: snow emergency. Es bildete sich langsam aber sicher eine dichte Schneedecke. Wir immer noch am Räumen. Die Uni legte ihre Schließung zeitlich nach vorn, jeder Unterricht nach 12 wurde abgesagt. Zum Auto rennen, alles einpacken und losdüsen – so weit der Plan. Diese Idee hatten noch ca. 200 andere Leute … bevor wir auf der Autobahn waren, umgab uns ein dichtes Schneegestöber. Von Stunde zu Stunde wurde es schlimmer. Zunächst sah alles noch schön weiß und weihnachtlich aus, passend zur Weihnachtsfeier, die wir gerade verlassen hatten. Der Schnee wurde aber zunehmend dichter, behinderte die Sicht. Ab 16 Uhr ging es nur noch schleppend voran. Wir krochen dahin wie Schildkröten. Aber wir bewegten uns noch vorwärts. Viele Autofahrer hatten nicht so viel Glück. Ihr Auto gab auf und sie liessen es mitten auf der Autobahn oder am Rand stehen. Schritttempo. Vor uns ein Lastwagen, der quer steht, Blinker an. Autoreifen quietschen – Chaos. Die Pausen im Vorankommen werden genutzt, den Schne von den Scheiben und Blinkern zu wischen. Die Autobahn zentimeterhoch mit Schnee bedeckt.

Später sehe ich in den Nachrichten, dass es so schlimm zum letzten Mal vor 30 Jahren war. Nicht unbedingt der Schnee, aber das Verkehrschaos. Leute, die ihre Autos stehen lassen mussten. Abschleppwägen, Schneeräumfahrzeuge überall; Feuerwehr, Polizei im Einsatz, die ganze Nacht hindurch. Die Strecke New Bedford-Boston, für die wir sonst 1,5 Stunden brauchen, dauerte gestern 8.

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