Am Ende kam dann doch alles wie gehabt. Die spanische Fußballnationalmannschaft hat ihren außergewöhnlichen Triumphzug fortgesetzt und nach dem Gewin der EM 2008 und der WM 2010 auch die Krone der EM 2012 erobert.
Was vor dem Turnier einerseits stark angezweifelt, andererseits von Vielen aber wiederum erwartet wurde, ist also eingetrete.: Man hatte sich gefragt, ob Spanien zu satt, zu zufrieden, zu unmotiviert antreten würde und in einzelnen Partien konnte man diesen Eindruck durchaus bekommen. Andererseits trieb die Seleccion doch immer wieder auf der Erfolgswelle weiter und schließlich waren doch alle kaum überrascht das es Vincent del Bosques Team gelang, ins Endspiel zu gelangen und dort insgesamt souverän gegen Italien zu triumphieren.
Spanien dominiert nach der EM 2012 die internationale Fußballwelt weiterhin
Drei große Titel in Folge – dies ist bislang keiner europäischen Mannschaft geglückt. Dass diese herausragende Serie ausgerechnet den Spaniern gelingen würde und nicht etwa den Deutschen, Franzosen oder Italienern, ist einigermaßen überraschend. Während die Iberer im Klubfußball schon jahrzehntelang höchst erfolgreich waren blieb die Nationalmannschaft im gleichen Zeitraum chronisch erfolglos. Nun aber ist sie taktisch und spielerisch das fortschrittlichste Land der Welt und behielt diesen Status trotz einiger Schwächen auch bei der EM in Polen und der Ukraine. Abgesehen von den beiden Partien gegen Italien und dem lockeren Erfolg gegen die Iren stand Spanien vor allem gegen Kroatien und Portugal kurz vor dem Aus. Mit einer konzentrierten taktischen Einstellung gelang es beiden Teams den iberischen Offensivdrang ausreichend zu bremsen. Portugiesen wie Kroaten versäumten es nur, die wenigen sich ihnen bietenden Chancen zu nutzen. So blieb Antonio die Natales Treffer im Auftaktspiel das einzige Gegentor für Iker Casillas und die spanische Dominanz geht weiter. Werden sie auch 2014 noch nimmersatt sein oder ist dann endlich die Zeit für eine Ablsöung gekommen?
Südeuropa ist eindeutig der Gewinner der zurückliegenden WM. Im Gegensatz zur Wirtschaftslage wussten die Teams aus dem Mittelmerraum durchweg zu überzeugen. Neben Spanien waren dies Italien, Portugal und Griechenland. Alle drei hatte man in ihren Gruppenkonstellationen unterschätzt und keine allzu großen Sprünge zugetraut. Bei Italien beunruhigte ein heimischer Wettskandal die Fußballwelt und störte die Vorbereitungen empflindlich. Außerdem schien das neu generierte Team des gewieften Trainers Cesare Prandelli nach dem WM-Desaster in Südafrika noch nicht so weit zu sein. Doch ebenso wie 2006, als ein unterschätztes durch einen Skandal gebeuteltes Team in Deutschland Weltmeister wurde, schwangen sich die Azzurri zu ungeahnten Höhen auf. Dabei setzten sie aber nicht nur wie sonst üblich auf eine sichere Defensive, sondern spielten höchst ansehnlich nach vorne. Fast revolutionär wirkte dabei Prandellis Entscheidung, entgegen dem Trend auf zwei Stürmer zu setzen. Doch Cassano und das enfant terrible Mario Balotelli dankten es ihm durch gutes Zusammenspiel und entscheidende Tore. Erst im Finale war für Italien gegen herausragende Spanier Endstation. Das Ergebnis von 0:4 spiegelte aber nicht den Spielverlauf wieder.
Ein One-Man-Team und ein Team ohne Stars
Dass Portugal neben den Deutschen in der Todesgruppe B weiter kommen würde, war von den meisten Experten ebenso nicht abgesehen worden. Die Selecao schien ihre beste Zeit hinter sich zu haben und wirkte in den letzten Jahren nicht gefestigt genug, um sich gegen Deutschland, die Niederlande und Dänemark durchsetzen zu können. Doch dann gelang im wichtigen Vorrundenmatch gegen die Dänen mit einer großartigen Teamleistung ein wichtiger 3:2-Erfolg. Der Star der Mannschaft Cristiano Ronaldo war dabei weitgehend abgetaucht und schien dem portugiesischen Team eher im Weg zu stehen. Doch der Sieg gegen Dänemark weckte auch „CR7“ auf, der anschließend Weltklasseleistungen gegen die Niederlande und Tschechien zeigte, dabei drei Treffer erzielte. Der ganz große Höhepunkt blieb ihm und Portugal jedoch verwehrt, als man den Spaniern im Halbfinale ein stets ebenbürtiger Gegner war, jedoch keine der sich bietenden Möglichkeiten in der regulären Spielzeit nutzte und schließlich höchst unglücklich im Elfmeterschießen scheiterte.
Unglücklich war das Ausscheiden der Griechen im Viertelfinale gegen Deutschland nicht gerade und doch bewiesen auch die wirtschaftlich so gebeutelten Hellenen, dass man nach der Ära Otto Rehhagel noch im Spitzenfußball mithalten kann. In der zugegebenermaßen einfachsten Gruppe A setzten sie sich wie durch ein Wunder noch kurz vor Toresschluss gegen Russland durch und feierten den Einzug in die K.O.-Runde daraufhin wie den vorgezogenen EM-Titel. Auch gegen Deutschland bot Griechenland dann alles auf, was möglich war, doch die Qualität reichte nicht, um Jogi Löws Mannen zu widerstehen.
Die Verlierer: Deutschland ist dabei
Groß waren die Hoffnungen und Erwartungen nach den so begeisternden Auftritten der deutschen Nationalmannschaft bei der letzten WM, in der Qualifikation und einzelnen Freundschaftsspielen gegen Brasilien und die Niederlande. Diesmal sollte es klappen mit dem ganz großen Wurf unter Joachim Löw und der Bundestrainer hatte auch eine selten gesehene schlagkräftige Mannschaft beieinander. Und als die so schwierige Gruppe mit drei Siegen absolviert wurde, wuchsen die Träume der deutschen Fans endgültig in den Himmel. Diesmal sollte es klappen! Unter diesen Umständen muss daher das herbe Ausscheiden gegen Italien im Halbfinale als Enttäuschung gewertet werden, auch wenn der Gesamteindrck wieder einmal kein schlechter war. Doch im entscheidenden Moment versagten der Elf die Nerven. Sie stolperte über ihre eigene Formschwäche und auch ein wenig über ihre Arroganz. Doch auch Joachim Löw, den man immer wieder aufgrund seiner großen analytischen Fähigkeiten gepriesen hatte, griff diesmal bei der Aufstellung daneben und trug somit eine Mitschuld am überraschenden Ausscheiden. Deutschland wird sich mindestens zwei weitere Jahre für einen Titel gedulden müssen.
In Frankreich, den Niederlanden oder Polen muss das Gejammer in den deutschen Landen allerdings ein wenig wie Hohn vorkommen, denn sowohl die Leistung als auch die allgemeine Qualität des Kaders fällt immer noch deutlich hinter denen des deutschen Teams zurück. So sind die Franzosen als Geheimfavorit an den Start gegangen, konnten diese Erwartungen aber nur in den seltensten Fällen erfüllen. Schon in der mäßigen Vorrundengruppe hatte die Equipe Tricolore Probleme und profitierte trotz der abschließenden 0:2-Niederlage gegen Schweden davon, dass England in der Parallelpartie mit Hilfe des Schiedsrichters die Ukraine in Schach hielt. Quittung war allerdings eine Partie gegen den Titelverteidiger Spanien im Viertelfinale, bei der Frankreich zwar mithalten und doch selten den Eindruck erwecken konnte, jemals ein Tor zu erzielen. Es folgte weiterer Unfrieden unter den Spielern und Medien, infolge dessen Trainer Laurent Blanc zurücktrat. Eine neue Umbruchphase steht den Franzosen offenbar bevor.
Trauer in Osteuropa
Die EM 2012 war leider keine für die Ambitionen der Gastgeber. So hoffnungsvoll waren Polen und die Ukraine in das Turnier gestartet und trotz anfänglich ordentlicher Leistungen reichte es nicht für das Überstehen der Vorrunde. Dabei zerbrachen vor allem die Polen unter dem Erwartungsdruck, denn in der einfachen Gruppe A hätte mindestens Platz 2 drin sein müssen. Die Ukraine verkaufte sich dagegen in ihrer Gruppe als größter Außenseiter tapfer und scheiterte einerseits an den beschränkten spielerischen Möglichkeiten, andererseits auch an einigen unglücklichen Umständen.
Bis auf Tschechien erreichte somit kein osteuropäisches Team die K.O-Runde. Auch die hoch gehandelten Russen schieden vorzeitig aus, sie scheiterten jedoch am eigenen Unvermögen, die unzweifelhaft vorhandene Qualität in gute Ergebnisse umzusetzen. Nach dem berauschenden 4:1-Erfolg gegen Tschechien schaffte man weder gegen Polen (1:1) noch gegen Griechenland (0:1) den noch benötigten Sieg und musste völlig ernüchtert von der internationalen Bühne abtreten. Noch ärger erwischte es die Niederlande, die nicht einmal einen einzigen Punkt aus der Ukraine mitbrachten. Ein mit Topstars gespicktes Team brachte es nicht fertig, das nüchterne System Bert van Maarwijks auf den Rasen zu bringen wie bei der vergangenen WM, als man ins Finale einzog. So reihte sich eine weitere große Enttäuschung in die Fußballgeschichte der Oranje.