Die Liste der Lebensmittel, die uns dick machen oder schlecht für unsere Gesundheit sein sollen, wächst ständig. Laktose, Gluten, rotes Fleisch, Fruktose, Hefe –allesamt Teufelszeug, das von der Einkaufsliste verbannt gehört. Vegetarisch reicht auch nicht mehr, heute muss es vegan sein, wenn man in puncto Ernährung im Trend liegen will. Die Alternative zu den ganzen Essenregeln und Verbotslisten: Aufs Bauchgefühl hören – und essen, wonach einem ist.
Studien zur Ernährung gibt es massenhaft – doch viele widersprechen sich oder liefern keine eindeutigen Ergebnisse. Und oft revidiert die eine Ergebnisse einer anderen, und als „schlecht“ gebrandmarkte Lebensmittel erhalten ihre Absolution. Ein gutes Beispiel dafür sind die lange als ungesund gebrandmarkten Butter und Eier, die mittlerweile ernährungstechnisch rehabilitiert sind.
Freiwilliger Verzicht auf Basis von Spekulationen und Trends
Dafür stehen zig andere Lebensmittel auf der roten Liste, die aktuellen Ernährungstrends lassen sich unter der Überschrift „frei von“ zusammenfassen. So heißt übrigens auch eine Produktreihe von Rewe, die gluten- und laktosefreie Lebensmittel umfasst. Mit Ernährungstrends lässt sich nämlich viel Geld verdienen – und damit der Rubel rollt, müssen regelmäßig neue Trends aus der Taufe gehoben werden und die alten ersetzen.
Wer unter einer Unverträglichkeit leidet oder auf bestimmte Lebensmittel allergisch reagiert, für den sind solche „frei von“-Esswaren natürlich eine tolle Sache. Doch auch viele von denen, die im Prinzip alles essen könnten, kasteien sich selbst – und verzichten beispielsweise auf Laktose, obwohl sie diese problemlos vertragen. Dahinter steht der Glaube oder die Hoffnung, sich durch den Verzicht etwas Gutes zu tun und sich gesünder zu ernähren. Ob das im Falle von Laktose und bei vielen anderen vermeintlich „bösen“ Lebensmitteln tatsächlich so ist, ist aber meist nicht erwiesen.
Die Alternative: Essen, wonach uns ist
Experten raten daher zu mehr Gelassenheit, zu Freiheit und Abwechslung statt Reglements und Verboten. Bereits 2010 empfahl der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop in seinem Buch „Hunger & Lust – Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz“, dass wir uns bei der Ernährung an unserem Bauchgefühl orientieren sollten. Wir sollten essen, wenn wir Hunger haben, und das, worauf wir Appetit haben. Die Gefahr, dass wir uns dann nur mit Schokolade, Chips und Pizza vollstopfen, sein nicht gegeben, wenn wir auf unseren echten Hunger hören – statt aus Stress, Langweile, Frust oder antrainierter Essroutine zu Zucker- und Fettbomben zu greifen.
Die vielen guten Ratschläge, die ständig wechselnden Trends und die als Tatsachen präsentierten Behauptungen haben zudem den Nebeneffekt, dass sie viele Menschen verunsichern und davon abhalten, die Signale ihres Körpers zu beachten. Im schlimmsten Fall führt das dann zu Essstörungen. Der Gegenentwurf dazu ist eine ausgewogene, genussorientierte Ernährung, bei der wir einfach auf unser Bauchgefühl hören.
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