Die „Generation Mitte“ steckt in einem Stimmungstief: Die 30- bis 59-Jährigen in Deutschland haben Sorgen und blicken angstvoll in die Zukunft. Wie schlecht die Stimmung unter den Deutschen ist, hat selbst die Forscher überrascht. Seit 1949 führt das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) die Umfrage zur Lage im Land durch. Nur bei der der Öl-Krise 1973, den Terroranschlägen in New York 2001 oder der Finanzkrise 2008 waren die Umfrageergebnisse zur Stimmungslage in Deutschland ähnlich schlecht. Die Deutschen blicken vor allem vier Bereichen skeptisch entgegen.
Zweifel an der Lage der Nation
Im Auftrag des Versicherungsunternehmens GDV hat das IfD im Juni 1.100 deutsche Männer und Frauen zwischen 30 und 59 Jahren zu ihrer persönlichen Lage und der allgemeinen Lage in der Bundesrepublik befragt. Sie stellen die „Mitte der Gesellschaft“ dar, weil sie für 70 Prozent der Erwerbstätigen stehen und 82 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte ausmachen. Während die persönliche Situation – materieller Sicherheit sei Dank – weitgehend gut eingeschätzt wird, lässt die allgemeine Lage sehr zu wünschen übrig.
Nicht einmal die Hälfte der Deutschen sieht Hoffnung für das kommende Jahr
Die Sorgen der Deutschen wachsen: Obwohl 75 Prozent der Befragten ihre Lebensqualität als gut oder sogar sehr gut einschätzen, sehen nur 43 Prozent von ihnen dem kommenden Jahr mit Hoffnung entgegen. Ein Jahr zuvor war das noch umgekehrt: Mit 57 Prozent hatten mehr als die Hälfte der Deutschen Hoffnung für die kommenden zwölf Monate. Auch die Skepsis wächst: Während 2015 nur knapp ein Drittel (30 Prozent) skeptisch in Bezug auf die Zukunft waren, sind es 2016 schon 42 Prozent.
Gründe für die Skepsis: Mangelnde Sicherheit, Altersarmut, Flüchtlingskrise
Was sind die Gründe für die Hoffnungslosigkeit und Skepsis? Vor allem die Angst vor Kriminalität und Altersarmut führen laut den Studienautoren zu einer pessimistischen Einschätzung der Zukunft.
Insgesamt haben die Deutschen den Eindruck, dass die innere Sicherheit wackelt: 68 Prozent glauben, die Kriminalität nehme in Deutschland zu. 2015 hatten 27 Prozent der Umfrageteilnehmer Angst, Opfer eines Einbruchs oder Diebstahls zu werden. In diesem Jahr ist diese Zahl um acht Prozent gestiegen. Die Zahl derer, die Angst vor einem Terroranschlag oder Gewaltverbrechen haben, hat sich indes sogar verdoppelt: Etwa jeder Vierte fürchtet sich davor.
Mehr als jeder zweite (60 Prozent) der „Generation Mitte“ befürchtet, im Alter unter einem zu geringen Einkommen leiden zu müssen. Und das obwohl 40 Prozent angeben, ihre wirtschaftliche Lage verbessert zu haben. Im vergangenen Jahr hatten 44 Prozent der Befragten Angst vor Altersarmut.
Daneben führen die wachsende soziale Ungleichheit sowie die Zuwanderung zu mehr Skepsis. Die Deutschen stehen der Umfrage zufolge der Zuwanderung nicht mehr so offen gegenüber, wie es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Vor allem die Integrationschancen von Flüchtlingen werden skeptisch gesehen: 67 Prozent finden diese weniger oder gar nicht gut. Nur ein Prozent hält die Eingliederungsmöglichkeiten für sehr gut, 21 Prozent immerhin noch für gut.
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