Frauenliteratur von Anna Licht bis Ildikó von Kürthy: Leicht muss nicht seicht sein

Ildikó von Kürthy beweist: Leicht muss nicht seicht sein

Man kann ja über die vorwiegend weiblichen Autorinnen solcher Bücher sagen, was man will, aber so manch eine von ihnen vollbringt eine wunderbare Leistung. Ildikó von Kürthy ist hier ein Paradebeispiel. Gelingt es ihr doch mit jedem neuen Buch Millionen von Leserinnen und sicher auch den einen oder anderen Leser zu begeistern und zu erheitern. Eine Kunst, die nicht jedem vergönnt ist und die diese, auch im realen Leben sehr eloquente Frau, perfektioniert hat. Aufgewachsen als Tochter einer Buchhändlerin und eines Hochschullehrers hat sie später in der Henri-Nannen-Schule das Handwerk des Schreibens von der Pike auf gelernt.

Ihr neuer Roman ‚Endlich!‘ ist ein Garant fürs Dauerschmunzeln. „Der Tag tut so,als sei nichts“ – allein dieser Satz, mit dem das Buch beginnt ist in sich genial und perfekt geeignet als Teaser, genau wie die ‚weisen‘ Sprüche aus Frauenmund – platziert zu Beginn eines jeden Kapitels. Hauptfigur Vera, gerade 40 und mit den damit oft einhergehenden Problemchen behaftet, muss feststellen, dass ihre Ehe so perfekt gar nicht ist. Ihr Mann betrügt sie und das wirft die Gute erstmal komplett aus der Bahn. Die Verwandlung allerdings, die sie aufgrund dieser Neuigkeit durchmacht ist ganz erstaunlich und zeigt: Wir Frauen können 40 sein und trotzdem glücklich – trotz Dellen am Oberschenkel und Krähenfüßen im Gesicht. Natürlich überzeichnet die Autorin wieder einmal total – aber genau das ist ja der Grund, warum so viele von uns sich irgendwo in einer der Figuren meist wiederfinden. Ein Erfolgsrezept, das aufgeht.

Ildikó von Kürthy: Endlich!, erschienen bei Wunderlich im September 2010, zu haben in gebundener Form für 17,99 Euro. Die ISBN lautet 978-3805208987

Leicht und trotzdem schön: Anna Licht

Auch der Germanistin Anna Licht ist mit ‚Blau ist grüner als Gelb‘ ein gutes Exemplar der Gattung Frauenliteratur gelungen. Hier stehen sich Mia, die brave Hausfrau und Mutter und Lena, die Ärztin, die gerade erst von ihrem Partner verlassen wurde, gegenüber. Nette Nebenfiguren: die biestige Sprechstundenhilfe und deren Nachfolgerin in Lenas Praxis, ein netter Kerl mit geschickten Handwerkerhänden und Mias Mann, der mit Andeutungen sein und ihr Leben auf den Kopf stellt. Der Autorin ist es gelungen, eine Sprache durchzuziehen, die von Wortwitz und Intelligenz zeugt und bei der es Spaß macht, die Geschichte zu verfolgen. Ein echter Lesegenuss, der ebenfalls beweist: Leicht muss nicht seicht sein.

Anna Licht: Blau ist grüner als Gelb, erschienen beim Aufbau Verlag im August 2010 als Taschenbuch für 8,95 Euro. Sie finden das Buch unter ISBN 978-3746626218

Silke Schütze: Als Tom mir den Mond vom Himmel holte

An sich ganzwitzig, aber tatsächlich reichlich seicht ist die Geschichte von Sophie und Tomin ‚Als Tom mir den Mond vom Himmel holte‘. Die beiden lernen sich auf einer Hochzeit kennen und Sophie schwindelt das Blaue vom Himmel herunter. Sie sei eine erfolgreiche Unternehmerin, habe einen Ferrari, etc. Als sich die beidenverlieben, wird es schwierig, denn in Wahrheit ist Sophie genauso arbeits- und antriebslos wie Tom.

Noch, denn ihre Lügen und die Tatsache, dass Tom auf Schwindeleien allergisch reagiert, treiben Sophie dazu, endlich ihren Hintern zu bewegen. Fragt sich nur, ob ihr Engagement nicht zu spät kommt. Ganz nett, diese Geschichte von Silke Schütze. Weltbewegend ist sie allerdings nicht, weder die Tatsache, dass Sophie mit ihrer Topfpflanze befreundet ist, noch die Nebenschauplätze Demenz und Homosexualität reißen einen als Leser vom Hocker.

Silke Schütze: Als Tom mir den Mond vom Himmel holte, erschienen im Oktober 2010 bei Knaur als Taschenbuch, zu haben für 8,99 Euro unter ISBN: 978-3426637968.

Gitty Daneshvari: Mehr seicht als leicht gibt es auch

Gitty Daneshvari allerdings langt mit ihrer ‚Prinzenrolle‘ so richtig tief in die Kitschkiste der weiblichen Literatur und bedient damit eher ein Publikum, dessen Anspruch an ausgefeilte Sätze nicht ganz so hoch ist.

Gut, die Geschichte des kleinen dicken Aschenputtels, das sich dank einer ‚Guten Fee‘ zur Prinzessin mausert, den Prinzen schlechthin findet, um ihn dann zum Frosch zu machen, könnte etwas haben. Die Art und Weise allerdings wie diese Autorin an das Thema Übergewicht herangeht und wie sie mit unnötigen selbstzerstörerischen Kommentaren auf ihrer Protagonistin herumhackt, ist weder einfühlig noch besonders geschickt und schon gar nicht witzig, sie ist eher beschämend.

Gitty Daneshvari: Prinzenrolle, ebenfalls Aufbau-Verlag, erschienen im Mai 2010, ISBN 978-3746626062, Preis 8,95 Euro.

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