Entdeckung neuer Emotionen, diesmal: Der neue (deutsche) Sozial-Neid

Mein Kunde schien verwirrt: Er sprach vom Niedergang der deutschen Gesellschaft, vom Sozial-Neid, vom Herkunftsneid, Kompetenzneid, Image-Neid und von vielen anderen Dingen, nur nicht von sich selbst. Dabei hatte er am Telefon wirklich bedrückt und vor allem: betroffen geklungen!

"Herr Seemann, was haben Sie für ein Problem mit Ihren Mitarbeitern, vom dem Sie am Telefon sprachen? –  Ich habe das – ehrlich gesagt – am Telefon vorhin noch nicht richtig verstanden. Da wollten wir doch eine Strategie entwerfen, wie Sie damit…. " – "Ach so, ja, die Geschichte mit  Sanders!" … "Meinen Sie die?!"  – "Herr Seemann, es kommt nicht so sehr darauf an, was ich meine, es kommt mehr darauf an, ob das die Geschichte ist, die Sie umtreibt, ärgert, bedrückt, ausbremst… Ich glaube, das waren Ihre Worte, vorhin am Telefon…" – "Ja, ja, richtig, der Seemann der macht mir mit seinem Hierarchie-Neid noch die ganze Abteilung kaputt!" – "Hierarchie-Neid?!" – "Ja, Hierarchie-Neid. Es ist ganz egal. Immer, wenn etwas von oben angeordnet wird, oder es kommt eine Frage, oder es passiert sonst irgendetwas, dann kommt er mit irgend so einem Sozialneid-Spruch…"… "Manchmal scheint es mehr Kompetenz-oder Ressourcenneid zu sein…!"

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, lieber Leser oder liebe Leserin, aber mir ging es in diesem Gespräch nicht besonders gut.  Ich war verwirrt durch die vielen verschiedenen Neid-Sorten, von der ausweichenden Haltung meines Coachees auf meine Fragen und ich konnte mir der ganzen Situation wenig anfangen. Ich bekam auch Bedenken, dass ich meinen Coachee nicht mehr ganz ernst nehmen konnte während des Gespräches.

Ich gestand ihm, dass ich völlig verwirrt war. Ich verstand den Unterschied zwischen den ganzen Neidarten nicht und sagte ihm das. Als er mir das erklärt hatte, stellten wir gemeinsam fest: "Neid ist Neid! Ziemlich egal, worauf" Und Neid bedeutet immer: Der Neidische beschäftigt sich anstatt mit seinen eigenen Möglichkeiten mit denen anderer, die er auch noch für unberechtigt erachtet. Das macht ihm schlechte Laune. Aber wer hat wirklich was davon? Nach eigenen Aussagen meines Kunden hatte sich in seiner Abteilung in letzter Zeit eine regelrechte Neid-Kultur entwickelt. Man könnte auch sagen: eine Kultur der Eifersucht vom einen auf den anderen. Um nicht miteinander sprechen zu müssen, hatten irgendwann alle angefangen, jeweils zu zweit oder dritt über einen weiteren Kollegen zu sprechen. Es entstand eine differenzierter Katalog von Neidbegriffen, der ganz offenbar dazu diente, den eigenen Neid nicht ganz so negativ bewerten zu müssen wie den Neid anderer. Wie das Ganze anfing, wusste schon niemand mehr. Irgendjemand hatte mal einen Artikel in einer Tageszeitung gelesen, wo das Wort "Sozialneid" vorkam, meinte sich mein Coachee zu erinnern. So wurde irgendwann der angebliche so genannte Genneid des Hausmeisters auf einen Abteilungsleiter oder der Körperneid des Buchhalters auf den Hausmeister bei weitem nicht so dramatisch beurteilt wie der angebliche "Sozial- und Bildungsneid" des Gruppenleiters Import auf den Gruppenleiter Export.

Gewissermaßen war die ganze Geschichte ansteckend gewesen, mein Kunde war voll infiziert! Ich entwickelte für Minuten einen regelrechten Problemneid auf meinen Kunden. Oder war es mehr der Neid auf seine Rolle als Coachee, dessen Probleme ich als Coach jetzt an der Backe hatte? Meine berufliche professionelle Distanz drohte sich zu verabschieden. Ich bekam einen unwiderstehlichen Drang zu lachen. Ich sagte zu meinem Kunden: "Jetzt sind Sie wahrscheinlich neidisch auf meinen Humor, oder?!" – Er prustete als erster los, als er mein mühsam gebändigtes Gesicht sah und versuchte ein geeignetes Wort zu finden: "Humorneid, Witzneid, Launenneid, ……..!" Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, entwarf er eine Strategie, wie er in Zukunft mit dem Thema umgehen wollte. In den folgenden Wochen machte er bei jeder Gelegenheit auf den seiner Meinung nach unsinnigen Sprachgebrauch aufmerksam und das ganze Thema verlief im Sande.

"Gott sei Dank!", wie er berichtete.

Ihr -Detlef Scheer

4 Meinungen

  1. Die Buteyko-Methode wird hierzulande zwar zur Heilung von Astma eingesetzt, dieser Ansatz ist aber auch für Reizhusten sehr interessant. http://www.thomasklueh.de/blog/

  2. Husten kann einen extrem nerven. Um ihn zu ueberwinden. koennt ihr hier mal einen Blick werfen, um euch besser ueber Husten zu informieren. Gruesse

  3. FRedy du hast uns coole Beitrage gezeigt, ich bin acu ein Fan der imedo Seite, weil ich dort einfach Antworten auf alle meine Fragen finde. Gruesse

  4. Als „Mittel zur Linderung der Beschwerden von Reizhusten“ hilft auch Thymian recht gut!

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