Durch den Wegfall der russischen Gaslieferungen als Folge des Ukraine-Krieges sucht die Regierung nach anderen Quellen, um die Energieversorgung zu sichern. Gleichzeitig gab es seitens der Politik viele Appelle, die zum Energiesparen aufforderten.
Jetzt schlägt die Bundesnetzagentur Alarm: Private Haushalte und das Kleingewerbe verbrauchen immer noch zu viel Gas.
Das Ziel: 20 Prozent weniger Verbrauch
Laut aktuellen Angaben der Bundesnetzagentur ist der Gasverbrauch in der letzten Woche stark angestiegen. Er lag mit 618 Gigawattstunden um etwa zehn Prozent höher als das durchschnittliche Verbrauchsniveau der Jahre 2018 bis 2021.
Laut Äußerungen des Präsidenten der Aufsichtsbehörde, Klaus Müller, ist das angesichts der Lage ein zu starker Anstieg. Die Lage könne sehr ernst werden, wenn Verbraucher und kleine Firmen den Gasverbrauch nicht deutlich reduzieren. Es müssten mindestens 20 Prozent eingespart werden, um eine Gasnotlage im Winter zu vermeiden, so Müller.
Zudem spart auch der Industriesektor zu wenig: In der Kalenderwoche 39 hat er 1.370 Gigawattstunden verbraucht, da sind lediglich zwei Prozent weniger als im selben Zeitraum der Vorjahre.
Rekordtief bei den Speicherfüllständen im nächsten Jahr
Laut einem Bericht der Bundesregierung sind die Gasvorräte in Deutschland knapp bemessen. So wird im nächsten Frühling ein Zehn-Jahres-Tief bei den Füllständen der Gasspeicher von nur noch zehn Prozent erwartet. Ein so tiefer Wert wurde das letzte Mal im Jahr 2013 registriert.
Am ersten Juli und ersten September 2023 werden zurzeit Füllstandwerte von 30 beziehungsweise 65 Prozent prognostiziert. Im laufenden Jahr lagen die Vergleichswerte bei 61 und 85 Prozent.
Auch die Speicherbetreiber warnen
Obwohl die deutschen Gasspeicher Ende September einen Gesamtfüllstand von über 91 Prozent aufwiesen, bleibt der Gasspeicherverband in Bezug auf die Gesamtversorgungslage skeptisch.
Zwar wurde die Vorgabe des Energiewirtschaftsgesetzes mit einer Füllmenge von 85 Prozent am ersten Oktober dieses Jahres erfüllt, aber die zurzeit fallenden Temperaturen und damit einhergehende steigende Verbrauchzahlen verringern die Speichermöglichkeiten. Zudem würden einige Speicher aus technischen Gründen die hohen Speicherziele nicht erfüllen.
Normalerweise sind die Speicher dazu da, Schwankungen beim Gasverbrauch auszugleichen – sie haben dabei eine Pufferfunktion für den Markt. Sie sind zu Beginn einer Heizperiode immer gut gefüllt, zum jeweiligen Frühjahr nehmen die Bestände dann ab.
Laut einem Statement des Speicherverbandes Initiative Energien Speichern (Ines) ist aufgrund der derzeit reduzierten Importmöglichkeiten für Gas davon auszugehen, dass die Speicher bereits im kommenden Winter stärker als sonst zur Versorgung eingesetzt werden müssen.
Die Höhe der Speicherreserven und die Dauer der Verfügbarkeit hängen dabei in hohem Maße vom privaten Verbrauch ab. Deshalb ist es so wichtig, dass die privaten Haushalte Gas sparen.
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