Der Mann heißt Moritz Nauer und er ist «Senior Management Consultant» bei SAM Headhunting in der Schweiz. Er schreibt: «Man ist sich einig, dass schriftliche Mitteilungen möglichst sec und auf den Punkt gebracht kommuniziert werden sollten». Der unerbittliche Monarch in seinem «Wortreich», der mich auf diesen Knödelbariton hinwies, schreibt dazu: «Das heisst: Schreiben Sie einfach!».
Jeder Text über Text ist unbarmherzig, füge ich hinzu: Schließlich klagen wir unseren tumben Jüngling deshalb der Vergewaltigung an, weil er um ein besonders sprödes Thema freite. Anders als in «einer Powerpoint-Präsentation vor versammelter Kadermannschaft» darf das angehende Alphamännchen hier aus einem unpersönlichen «man» – gemeint ist natürlich immer «ich» – noch lange keine «Einigkeit» von Menschen folgen lassen. Die zumindest das, was «man» zum Ausdruck brachte, niemals so ausgedrückt hätten. «Man» flanscht auch nicht, wenn «man» sich um Stil bemüht, die Bürokratievokabel von den «schriftlichen Mitteilungen» aufs ächzende Satzgefüge. Während «man» auch darauf verzichtet, kokett – und damit einfach nur affig – von der Spitze des Janzen den Fuchsschwanz des geborenen Schnittchenjägers herabbaumeln zu lassen: «sec und auf den Punkt gebracht».
In einem einzigen Punkt allerdings hat er recht: So etwas darf «man» schon gar nicht mehr «schreiben» nennen, das ist wirklich bereits «kommuniziert». Auch der Rest des Textes lohnt die Lektüre, insbesondere für Leser, die dank abschreckender Beispiele etwas mehr «über Orthographie und Stil» zu erfahren hoffen.
Zitat Nauer! „““Ich hielt es daher für angebracht, mich dem Berater-Berufsstand entsprechend zu präsentieren. Die Rechnung ging auf und ich konnte mich professionell in Szene setzen – was natürlich auch ohne Krawatte möglich gewesen wäre „““Ein Mensch mit dem Berufsverständnis eines Staubsaugervertreters?
Aber mit «Kravatte» wäre es – laut Eigenauskunft des possierlichen Wesens – ganz und gar unmöglich gewesen. Die Öffnung des Staubsaugers sitzt bei ihm oberhalb des Krawattenknotens … 😉
Sec? Trocken oder secure? Schon blöd, wenn „man“ die Sprache der Jugend nicht mehr spricht.
Bei einem Schweizer gehe ich einfach mal davon aus, dass einige welsche Elemente seinen Sprachschatz schmücken. Nach Nerd klingt er jedenfalls nicht. Es geht ja auch darum, dass hier jemand eine Weisheit verkündet, der die Form seiner Weisheit widerspricht. Das ist weder „sec“ im einen noch im anderen Sinne …
Nichts gegen «sec». Es ist eines der letzten französischen Wörter, die auch Schweizer Hardcore-Frühenglisch-Forderer noch beherrschen. Aber wohl nicht mehr allzu lange, lässt es sich doch mit dem affigen taff scheinbar ersetzen, ja übertreffen :-(.
Auch meine Erfahrung ist es, dass sich in der Sprache nur solche Neologismen durchsetzen, die es entweder «Jung» gestatten, sich von «Alt» abzusetzen, oder die durch Verkürzung Ökonomiegewinne beim Sprechen erzeugen (z. B. «Prof» statt «Professor»). Zwischen «sec» (in hier angesprochener neuer Bedeutung) und dem existierenden «save» kann ich einen sprachlichen Rationalisierungsgewinn nicht erkennen, im Gegenteil würde die Neubildung die Konfusion durch Verwechselbarkeit erhöhen. Keine Chance in der Umgangssprache also, noch nicht einmal im Jugend-Jargon. Unser Hochtrabender hat also «sec» im Sinne von «trocken» oder «knapp» verwenden wollen. Vielleicht kannte er ja «taff» noch gar nicht? 😉