Eine Behauptung ist noch kein Faktum

Nehmen wir einfach das Erstbeste, also das hier: ‚Nachdem ich (immer noch im Nachlesen mancher spannender Beiträge nach dem Urlaub) gestern Nacht Jochen Krischs Beitrag über Facebook las und kommentierte (wie immer bei ihm lesenswert), habe ich noch einmal für mich zusammengefasst, was heute und gerade jetzt Facebook so spannend und aufregend macht‚. Wir konstatieren – zweimal ’spannend‘, einmal ‚lesenswert‘, einmal ‚aufregend‘ in nur einem Satz. Vier Adjektive behaupten da etwas, was schlicht nicht stimmt. Denn über ein geduldiges Medien-Muli wie Facebook wurde auf absehbare Zeit alles schon geschrieben, was es da zu schreiben gibt. Es handelt sich um den Sommerhit am Strand von Blogville. Aber – recht betrachtet – um den vom letzten Jahr …

Das Problem geht sprachlich tiefer: Eliminieren wir diese ‚Jubelperser‘, die an allen unpassenden Stellen in den Text eingestreut wurden, dann merken wir sofort, dass weniger mehr ist. Der Autor fände mehr ‚Goodwill‘ – und damit Leser. Der Text klänge dann z.B. so: ‚Nachdem ich gestern Nacht Jochen Krischs Beitrag über Facebook las und kommentierte, habe ich alles hier noch einmal zusammengefasst‚. Ich lege die Hand dafür ins Feuer, dass dieser sehr viel schlankere und seriösere Text mehr Leseinteresse fände, als die eitle und renommistische PR-Petersilie dort oben, die doch nur nach dem Motto verfährt: Lobst du meinen Mohren, lob ich deinen Mohren.

Woran aber liegt es? Nun, Ehrlichkeit zeichnet sich immer durch Schlichtheit aus: ‚Sie hat es nicht nötig‘. Sie trägt stilistisch gesehen eine Toga, und kein Zirkuskostüm, wie es die PR-Stylisten gern aus dem Kleiderschrank holen, die da meinen, sie müssten sprachlich ‚was stemmen‘ für ihr Geld.

Eine Meinung

  1. Ja, wenig ist so schwierig wie das Einfache. Ich denke aber, dass das Problem branchenübergreifend ist. Die Akademiker schwurbeln ebenso munter drauflos wie die PR-Mannschaften, und mit der Politik wollen wir gar nicht erst anfangen …

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