Echo 2017: Neustart mit altbekannten Gewinnern

Gestern Abend wurde in Berlin der Echo verliehen – ohne Liveübertragung. Erst heute Abend ist die Verleihung im Fernsehen zu sehen. Erstmals beim Privatsender Vox. Nur zwei von mehreren Veränderungen beim Musikpreis, der seit 1992 jährlich verliehen wird.

Neuer Sender, neue Jury

In den vergangenen Jahren strahlte die ARD die Verleihung live im Fernsehen aus. Doch nachdem im letzten Jahr Rapper Sido nach Entgegennahme der Auszeichnung den Preis schlechtmachte, mussten sich auch die Verantwortlichen bei der ARD eingestehen: Der Echo ist „erschöpft und müde“.

Ein neuer Sender musste her. Mit Vox, der mit Sendungen wie „Sing meinen Song“ musikalische Affinität auszustrahlen schien, war ein passabler Partner gefunden. Die beiden Sänger Sasha und Xavier Naidoo rührten die Werbetrommel – und moderierten gestern in den Messehallen in Berlin durch den Abend.

Die komplette Echo-Preisverleihung wird heute um 20.15 Uhr auf Vox ausgestrahlt.

22 statt 31 Kategorien

Der Echo 2017 sollte echter, besser, musikalischer werden. Eine neue Fachjury sollte in 22 statt 31 Kategorien die besten deutschen Musiker, Sänger, Künstler auszeichnen. Gemessen an verkauften Tonträgern und Chartplatzierungen.

Doch schon bei der Nominierten-Liste wurde deutlich: Die komplette deutsche Musiklandschaft wird beim Echo nicht dargestellt. Obwohl Schlagersängerin Helene Fischer mit insgesamt 16 Echos an der Spitze aller Gewinner steht und immer noch erfolgreich Platten und Konzerttickets verkauft, wurde sie dieses Jahr noch nicht einmal nominiert. Stattdessen tauchen altbekannte Namen wie Udo Lindenberg, Andrea Berg, Ina Müller und Marius Müller-Westernhagen auf.

Die Echo-Gewinner 2017 im Überblick

• Album des Jahres: Udo Lindenberg
• Hit des Jahres: Drake feat. Wizkid & Kyla
Künstler Pop National: Udo Lindenberg
• Künstlerin Pop National: Ina Müller
• Band Pop National: Annenmaykantereit
• Schlager: Andrea Berg
• Volkstümliche Musik: Andreas Gabalier
• Hip-Hop/Urban National: Beginner
• Dance National: Alle Farben
• Rock National: Broilers
• Künstler International: Rag’n’Bone Man
• Künstlerin International: Sia
• Band International: Metallica
• Newcomer National: Annenmaykantereit
• Newcomer International: Rag’n’Bone Man
• Produzent National: Herbig/Menzel/Seifert
• Bestes Video National: Von Wegen Lisbeth, Sophie Lakow & Doz Zschäbitz
• Kritikerpreis National: Beginner
• Lebenswerk: Marius Müller-Westernhagen
• Partner des Jahres: Popakademie Baden-Württemberg
• Handelspartner des Jahres: Dussmann das Kulturkaufhaus, Musikabteilung
• Soziales Engagement: Viva con Agua
• Sonderpreis: Nordorff/Robbins-Musiktherapie

Deutsche Musiklandschaft in der Kritik

Bereits im Vorwege hatte der Satiriker Jan Böhmermann in seinem „Neo Magazin Royale“ die deutsche Musiklandschaft rund um den Echo scharf kritisiert: Er bezeichnete die einschlägigen Songs als „Bio-Musik aus industrieller Käfighaltung“ und fragte: „Ist der Echo eigentlich der Preis der deutschen Musikindustrie oder der Preis der deutschen Industriemusik?“ Dafür wurde er auch auf der Verleihung von Toten-Hosen-Frontmann Campino angegriffen.



Bildnachweise:
Artikelbild: Screenshot „ECHO 2017: Udo Lindenberg | Red Carpet Interview“ (https://www.youtube.com/watch?v=a2g3_FW6nn8)
Bild im Text: Screenshot http://www.echopop.de/pop-gewinner-2017/

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