DZ Deathrays im Interview: ‚Bloodstreams‘ rockt Australien

Kurz bevor sie sich damals an die Arbeit zu ihrem Debütalbum machten, traf ich das Duo DZ Deathrays im Berliner Comet Club zu einem Interview, zur aktuellen Veröffentlichung ihres Albums „Bloodstreams“ und einem hoffentlich anhaltenden Wechse von Indie zu Rock in der aktuellen Musikszene erscheint es nur passend, mich mit Pfeife und einem Glas Chantre zurück zu lehnen und das Gespräch Revue passieren zu lassen.

DZ Deathrays: Australisches Feuerwerk

Shane (Gitarre, Bass, Gesang) und Simon (Schlagzeug) machen das Duo aus, eigentlich hießen sie ursprünglich DZ, mussten dann jedoch fest stellen, dass es bereits einen amerikanischen DJ mit diesem Namen gab. So ganz aufgeben wollten sie DZ nicht, weshalb sie einfach den Titel eines ihrer Songs nahmen und ihn hinten anhängten und ganz ehrlich, den Namen damit um 100% cooler gestalteten.
Der Song wurde später zu „Rad Solo“ umbenannt, der Bandname blieb jedoch.

Angefangen haben die beiden damals noch zu dritt in einer Grungeband, die jedoch anscheinend nicht ganz den Vorstellungen der Beiden entsprach.

Shane: Wir haben vorher schon in einer anderen Band zusammen gearbeitet, Simon hat Gitarre gespielt und wir hatten einen anderen Schlagzeuger und es war etwas mehr Grunge als DZ und wir wollten einfach etwas machen, was mehr Upbeat klingt aber trotzdem härter. Und so haben wir die Band als Duo gegründet, damit wir hart aber mit Spaß spielen können.

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Bloodstreams: Gejammtes Songwriting

Vorwiegend auf Partys von Freunden fanden sie sich daraufhin zu zweit zusammen, um viele eigene Songs, aber auch diverse obskur zusammen gemischte Coversongs darzubieten (Venga Boys, Daft Punk). Irgendwann merkten sie, dass die neue Formation Spaß machte, vor allem als Duo schienen sie gut zusammen zu arbeiten.

Simon: Wir gehen einfach in einen Raum und spielen zusammen und wenn etwas gut ist, dann konzentrieren wir uns darauf und wenn nicht, wird es verworfen.

Shane: Viel wird verworfen, wir brauchen lange, um einen Song zu schreiben. Oder wir schreiben zwei Monate lang nichts und schreiben dann während einer Probe drei Songs. Aber so sind wir wenigstens beide von den Songs überzeugt und es kann nicht passieren, dass einer ihn jedes Mal hasst, wenn wir ihn spielen.

Shane: Ich hab viele Shows gespielt, wo ich noch nicht mal Lyrics hatte. Ich schneide für gewöhnlich die Songs aus den Probetapes und nehm sie mit nach hause und versuch dann einen Text hinzu zu fügen. Wenn wir die Melodie ausarbeiten und ich gucke, wo ich Gitarre und wo ich Bass spielen sollte, dann die Stimmmelodie obenauf und dann die Texte – das wäre einfach zu viel während der Probe, weshalb ich die Aufnahmen nach hause nehme, wenn die Songs fertig sind. Zuhause setze ich mir dann Kopfhörer auf und schreib die Texte. Und ich kann normalerweise einfacher zum Schlagzeug schreiben, als zur Gitarrenspur.

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Lange Zeit gab es davon nur Live etwas zu hören, denn da sie ihr Geld lieber in Touren investierten, die in den Weiten Australiens noch einen Tick schwerer und finanziell aufwändiger zu organisieren sind als im gut bevölkerten Europa, kam bis auf „Gabby Street“ erst einmal keine richtige Veröffentlichung auf den Markt, außerdem wollten die Jungs auch noch Übersee touren, was zeitweise für einen kleinen Hype in England sorgte und die Blogosphere schon lange vor ihrem Debüt auf sie aufmerksam machte. Bei so vielen Touren mit kleinem Budget, aka in einem winzigen Wagen ist wohl klar, dass man gut miteinander auskommen muss, wenn man danach jemals wieder zusammen arbeiten will.

Simon: Wir haben eigentlich keine Probleme, weil wir beide sehr relaxt sind. Aber als wir noch zu dritt waren, hatten wir einen Schlagzeuger, der sehr angespannt war und das war sehr – unterhaltsam. Immer mal wieder wurde er echt sauer weil wir total faul waren. 

Shane: Manchmal haben wir uns nicht wirklich etwas zu sagen, aber das ist auch ok. Als wir das letzte Mal in England getourt sind, war es wirklich witzig, wir hatten einen Kumpel, der mit uns gekommen ist, weil er in Glasgow gelebt hat und wir haben ihn seit einem Jahr nicht gesehen und das letzte, was er in GB gemacht hat, war mit uns für zwei Wochen zu touren und das war super.

Simon: Ja, vor allem, weil endlich jemand da war, der unsere Storys, die wir schon auswendig kennen, noch nicht kannte.

Offensichtliche Postpunk Vorbilder

Der Sound von DZ Deathrays dürfte für alle Erinnerungen wecken, die damals noch weinten, als sich Death From Above 1979 trennten. Mittlerweile sind sie ja wieder da, aber aus gerade diesem Verlust wuchs glücklicherweise auch das australische Gespann der DZs heran, die mit Vergleichen zu den Kanadiern keine Probleme haben.

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Simon: Wir hören sehr viel Mötley Crue und Death From Above, bzw. haben viel gehört, als wir die EP aufgenommen haben, original haben wir nur auf Partys von Freunden gespielt und haben vorwiegend Bands wie The Bronx, DFA usw. gehört und haben versucht, das zusammen zu bringen.

Shane: Und jetzt versuchen wir, unseren eigenen Kram zu machen, aber die Leute werden wohl immer sagen, dass es nach DFA klingt und das ist ok, weil wir die Band gestartet haben und DFA als Inspiration hatten. Und zu der Zeit als wir angefangen haben, waren DFA mehr oder weniger vom Radar verschwunden und viele Leute meinten, dass wir nach den White Stripes oder den Black Keys klangen und wir dachten nur 'wir klingen überhaupt nicht danach, das sind Bluesbands!'. Ich meine, die sind super, aber ich glaube, die Leute haben sich nur auf das Duo konzentriert und mehr nicht. Aber jetzt, wo DFA wieder touren haben sich alle um 180° gedreht und sagen, dass wir wie sie klingen und wir meinen nur 'ja, das sagen wir auch schon seit zwei Jahren'.

Zu zweit musizieren ist besonders bei so einem dicken Sound wie den DZs nicht nur eine reine Gefühlssache, ein wenig Wissen in Sachen Studioproduktion kann nicht schaden, damit man dann auf dem Album klingt, als wäre man eine ausgewachsene Vier Mann Band.
Das beherrschen die DZs anscheinend so gut, dass sie 2 Wochen im Studio für ein Album schon als ausschweifenden Luxus betrachten, da sie ansonsten zwei Tage gewohnt sind.

Simon: Man muss viel Aufmerksamkeit auf Layering (Spuren) verwenden, um es so klingen zu lassen.

Shane: Ich spiele meine Gitarre auch durch die Bass Amp und eigentlich hat man viele Optionen mit Bass, Gitarre, Stimme und Schlagzeug, die Kombinationen sind endlos und man kann viele Variablen einbringen, beispielsweise völlig ausrasten oder aber einfach nur die Kick-Drum spielen und das mit verschiedenen Dynamiken ausschmücken. Ich glaube, das ist auch das, was wir auf dem Album wollen, die Dynamik der Band einfangen.

Zurück zum Rock

Das Schöne an „Bloodstreams“ ist definitiv, dass es so derartig nach vorne geht, nicht, dass man etwas gegen heutige Indiebands hätte, aber der Wumms, der noch Anfang der 2000er auf jeder Indieparty dazugehörte, etwa mit Bands wie DFA, Mclusky und Co, musste in den letzten Jahren ja schon einiges zu Gunsten der Synthies und Computerprogramme einbüßen. Zeit, dass man endlich wieder seine Haare schwingen kann.

Shane: Rockmusik ist irgendwie nie tot, aber in den letzten fünf Jahren gab es diese riesige Welle an Electro- und Indiebands, aber Rock war immer da.

Simon: Ich glaube ja, dass Leute irgendwann einfach von Indiebands die Nase voll haben, die einfach nur Akustik Gitarre spielen und Bärte tragen und stattdessen einfach nur betrunken werden und Party feiern wollen und das ist der Punkt, wo wir ins Spiel kommen – hoffentlich.

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