Die einen Erziehungsratgeber sagen, wir erziehen unsere Kinder mit zu viel Verständnis zu kleinen Terroristen – und manchmal glaubt man fast, sie hätten recht. Die anderen behaupten, dass jeder laute Ton bereits die zarte Seele der Kinder zum negativen Schwingen bringt – und manchmal ist man sich fast sicher, dass man die schlechteste Mutter aller Zeiten ist, weil man wieder einmal in einem familiären Wortgefecht um unaufgeräumte Wohnzimmer laut wurde.
Eine echte Alternative zum klassischen Erziehungsratgeber
Letztendlich aber ist es wohl so, wie die beiden Autorinnen Yvonne de Bark und Sabine Bohlmann in ihren Büchern schreiben: Der Großteil von uns Müttern ist genau so richtig, wie er ist. Voller Liebe und Ideen und manchmal auch gestresst. Alles ganz normal. Um diese Phasen des Gestresstseins in positive Energie umzuwandeln, lohnt es sich definitiv, mal einen Blick in ‚Noch ein Löffelchen voll Zucker‘ zu werfen. Denn auch, wenn der Titel in Anbetracht des Vorgängers nicht wirklich kreativ ist, der Inhalt des Buches ist es auf jeden Fall, übertrifft in manchen Punkten sogar das erste.
Mary Poppins Kinder sind älter geworden
Sabine Bohlmann bleibt dem Mary-Poppins-Prinzip treu, wobei es genau wie ihre Kinder auch mitgewachsen ist. Geht die Grundschulzeit langsam dem Ende zu, dann werden andere Themen wichtig. Wobei natürlich der Umgang mit einem pubertierenden Jugendlichen an Nummer eins steht.
Erfrischend, dass in diesem Buch mal nicht die Rede ist von seltsamen Wesen, die an einer Art Erkrankung zu leiden scheinen, sondern von Kindern, die im Begriff sind, erwachsen zu werden und nicht nur Verständnis, sondern auch Respekt verdienen.
Dass es natürlich für uns Mütter nicht einfach ist, dass wir plötzlich nicht mehr ‚Ich liebe Dich, Schätzchen‘ auf die Butterbrottüte pinseln dürfen und manchmal völlig grundlos ziemlich angestänkert werden, steht dabei außer Frage. Ein Buch voller schöner Anregungen, die genau an den Punkten eingreifen, an denen die Familienstimmung oft kippt – geschrieben von einer Petra Pan, die anscheinend ganz genau weiß, wovon sie spricht.
Humor statt Erziehungsratgeber
Ganz anders geht Yvonne de Bark an die Sache heran. Selbst auch zweifache Mutter hat sie einfach einmal all die Dinge zusammengetragen, die die wahren Mütter von heute ausmachen und man kann nicht umhin, sich das eine oder andere Mal in ihren Zeilen wiederzuerkennen. Sie spricht alle relevanten Themen in kurzen und überschaubaren Kapiteln an und ihr Buch eignet sich, genau wie das von Yvonne de Bark nicht wirklich zum Lesen, sondern mehr zum Darinherumblättern, wobei man sich auch von Zeichnung zu Zeichnung hangeln kann.
Nicht Erziehung ist ihr Thema, sondern die Mutter als Wesen an sich. ‚Das schräge Fachwissen der Mütter‘ ist der Untertitel und das Ganze geht so manches Mal in Richtung Humorbuch. Sich selbst nicht so ernst nehmen – das ist die Devise. Und letztendlich bleibt, so die Autorin, eine Gewissheit: ‚ So schrecklich die Kinder auch sein mögen und so sehr sie sich auch Mühe geben, anstrengend zu sein…Eine Mutter weiß, dass sie ihre Kinder immer lieben wird. Mehr als alles auf der Welt.‘ Wie wahr!
Sabine Bohlmann: ‚Noch ein Löffelchen voll Zucker‘, erschienen bei vgs im Juni 2010. Preis: 14,95 Euro
Yvonne de Bark: ‚Mamas wissen mehr‘, erschienen bei Ueberreuter im Januar 2010, Preis 17,95 Euro, gebunden. Illustriert von Christoph Illigens