Dies Buch macht Löcher in mein Herz

Nicht jeder versteht sofort, woher dieses Motto kommt. Es handelt sich um ein Fragment, das in
Kapitel 4, Vers 12 des Hebräerbriefes steht. Der Vers hat es in sich: "Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen." 

Dies Buch macht Löcher in mein Herz

In einer sehr eindrücklichen Predigt, die ich vor Jahren zum Reformationstag gehört habe, erzählte der Pastor mehrere kleine Geschichten, um genau diesen Vers zu erklären. Eine stammte von Manfred Hausmann. Er erzählte darin von einem Missionar in Afrika, der einem Jungen die Bibel ausgeliehen hatte. Der Junge wollte, nachdem er darin gelesen hatte, unbedingt eine eigene Bibel haben. Auf die Frage, was ihm denn daran so gefallen hätte, habe der Junge geantwortet: "Dies Buch macht Löcher in mein Herz."


Wo bist du?

Eine andere Geschichte, die der Pastor erzählte, soll nach meiner Erinnerung Martin Buber überliefert haben. Zur Zeit der Progrome in Rußland saß ein Rabbi im Gefängnis. Der Gefängnisdirektor wollte von dem weisen Mann wissen, wieso Gott Adam rufe, nachdem dieser und Eva von den verbotenen Früchten gegessen hätten. Er wisse es doch. Trotzdem rufe er: "Wo bist du?" Der Rabbi habe geantwortet, über jeder Geschichte der Tora seien mit unsichtbaren Lettern die Worte "Hier wird dein Fall verhandelt" geschrieben. Die Worte Gottes richteten sich nicht nur an Adam, sondern an den Menschen schlechthin. Die Frage Gottes gelte jedem Menschen. Wo bist du? Was hast du aus deinem Leben gemacht? Wie stehst du zu mir? Als der Rabbi dies erzählte, habe das Herz des Direktors vor Entsetzen zu flattern begonnen.

Du bist dieser Mann!

Ergänzend dazu könnte man noch die Geschichte von David und Nathan erzählen. David hatte seinen Untergebenen Uria in den sicheren Tod geschickt, um seinen Ehebruch mit Bathseba zu verschleiern und sie schließlich zu heiraten. Nathan kommt später zu ihm und erzählt ihm die Geschichte von dem reichen Mann, der seinem Nachbarn dessen einziges Schaf wegnahm. David ist wütend über darüber und sagt: "Der Mann, der das getan hat, soll sterben!" Nathan antwortet nur kurz: "Du bist dieser Mann." So ähnlich wirkt das Wort Gottes auch: Man regt sich auf über diese seltsamen Geschichten, und hinterher wird einem klar oder klargemacht, daß es um das eigene Leben geht. Das ist oft nicht angenehm. Man versucht eigentlich eher, solche Erkenntnisse zu vermeiden. Aber heilsam sind sie trotzdem. Deswegen wäre es toll, wenn der Vers nicht nur als Steinbruch für einen pseudo-coolen Werbespruch verwendet würde, sondern auf dem Kirchentag wirklich ernstgenommen würde. Das wäre schon bemerkenswert, denn gerade evangelische Predigten handeln oft von allem Möglichen – nur nicht vom Wort Gottes. Dabei müßten sie eigentlich nichts anderes tun als den Text erklären. Das wäre schon eine Leistung. Wir leben in dieser Hinsicht wirklich in einer Service-Wüste (wenn man unter Service "Gottesdienst" versteht). Oft können nur noch die guten alten Lieder diese Leere füllen. Wie zum Beispiel dieses. Oder dieses. Oder dieses. usw.
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4 Meinungen

  1. Ich ahnte es doch: Hinter dem kastrierten Kirchentagsmotto, in dem Gott und alles andere, was evangelisches Profil bedeuten würde, sorgfältig herausredigiert wurden, steckt eine der Werbeagenturen, die uns auch „Du bist Deutschland“ geschenkt haben.Ganz prima, EKD! In der Gesellschaft steigt die Zahl der Sinn suchenden stündlich; weil die religiöse Grundbildung bei den meisten völlig fehlt, wird irgendwelchen seltsamen New Age-Müll nachgerannt, der Religion light anbietet oder zu Bewegungen, die direkt aus dem Mittelalter zu kommen scheinen – und wir evangelische Christen lassen eine Werbeagentur die frohe Botschaft zu einer Headline degradieren, die auch auf einer Packung Pepproni-Chips stehen könnte! Was sagt das denn über den Wert aus, den wir der christlichen Botschaft zu messen? Und was sagt das aus über die ganzen amtlichen, halbamtlichen und vor allem auf staatliche Kosten ausgebildeten Theologen, denen wir unseren Laden überlassen haben? Es scheint uns peinlich zu sein, von Gott und dem Evangelium zu reden – vielleicht sind wir aber auch schon selbst so vom Konsumerismus durchdrungen, dass selbst für Kirche Gott und Glaube nur noch eine Lifestyle-Option ist?Schöner Beitrag übrigens. Danke für die Links.

  2. Danke fürs Lob. Noch eine kleine Anmerkung: Nicht Scholz & Friends hat das kastrierte Kirchentagsmotto erfunden, sondern die Veranstalter des Kirchentags selbst. Scholz & Friends hat wirklich nur die Werbung zu diesem Motto und für den Kirchentag entworfen. Das Motto wurde also nicht von einer Werbeagentur aufgezwungen, weil das besser klingt. Die Organisatoren selbst denken anscheinend so.Vielleicht wäre es am besten, gar keine Werbung zu machen. Kommen eh immer dieselben Leute.

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