Eine grandiose Schau haben die Kuratoren des Rijksmuseums in Amsterdam zusammengestellt. „Der späte Rembrandt“ zeigt Gemälde, Skizzen und Zeichnungen aus Rembrandts letzten Lebensjahren in nie dagewesener Fülle und Konzentration.
In den Jahren von 1652 bis 1669 hat sich Rembrandt van Rijn um Konventionen nicht mehr geschert. In dieser Zeit, als er alle äußerlichen Zeichen des Erfolgs schon wieder verloren hatte, als er insolvent und verarmt in einer Mietwohnung lebte, entstanden einige seiner wichtigsten Gemälde. Eigenwillig und brillant sein Umgang mit Farbe und Licht, experimentierfreudig in seinen Techniken – die Porträts seines Spätwerks, und gerade auch die Selbstporträts, berühren und faszinieren Besucher aus aller Welt.
„Die beste Ausstellung der Welt“
Die Ausstellung zu Rembrandts Spätwerk entsteht in Zusammenarbeit mit der National Gallery London, wo sie zuvor zu sehen war; ein Kritiker dort nennt sie die „beste Ausstellung der Welt“. Nun kommt sie also nach Amsterdam, erweitert um einige selten gezeigte Gemälde (darunter das Porträt von Rembrandts Freund und Mäzen Jan Six), an den Ort, wo vor über 300 Jahren alle Gemälde und Zeichnungen entstanden, wo Rembrandt lebte und im Jahr 1669 starb. Die Ausstellung versammelt Leihgaben aus aller Welt, rund 40 Gemälde, dazu Skizzen, Drucke und Zeichnungen. Am 17. Mai schließt sie nach rund zwei Monaten, und nicht alle Interessenten werden sie gesehen haben: Die Tickets sind längst vergriffen.
Porträts und Selbstporträts
Die Ausstellung präsentiert die Kunstwerke in zehn Themenbereichen: drunter Selbstporträts, Alltag, aber auch emotionale Themen wie „Intimität“, „Innerer Konflikt“ und „Versöhnung“. Zu den absoluten Höhepunkten des Rundgangs gehören die Selbstporträts des alternden Künstlers und Bilder der Menschen, die ihm wichtig waren. Im Selbstporträt mit zwei Kreisen schaut er ernst, fast entrückt. Das Porträt seines einzigen überlebenden Sohns Titus: Den Augenblick eingefangen. Das zärtliche Paar im gerühmten Bild „Jüdische Braut“ – das sind Gemälde, die der Besucher nicht wieder vergisst.
In den großen Sälen des Rijksmuseums jedenfalls wird Rembrandt gefeiert, als ausdrucksstarker Künstler des 17. Jahrhunderts, der uns doch so nah ist. Ein Maler, der in seinen letzten Lebensjahren radikaler malt als je zuvor, und seine eigene Vergänglichkeit ins Bild bringen kann.
Foto: Zelfportret als oude man, Kenwood House, Rijksmuseum Amsterdam