Die humorlosesten Schriftsteller …

Humor ist für mich ein Qualitätskriterium, wenn es auch in der Literaturkritik kaum diskutiert wird – im Gegenteil, dort sind diejenigen Schriftsteller, die ihre Hütte auf Seiten der Sprachspiele erbauten, den Kritikastern eher verdächtig. Ich aber finde es nun mal unbegreiflich, wie sich jemand als Leser durch Texte schlagen mag, bei denen vor Ernsthaftigkeit, Bedeutungshuberei und Zeigefingerfuchtelei die Fliegen vor Langeweile tot von der Wand fallen. Hier einige solcher, welche:

1. Peter Handke
2. Hermann Hesse
3. Johann Gottfried Herder
4. Botho Strauß
5. Rudolf Borchardt
6. Hugo von Hoffmannsthal
7. Stefan George
8. Fjodor Dostojewski
9. Hermann Broch
10. Johannes R. Becher
11. Franz Kafka
12. Stefan Zweig
13. Hans Grimm
14. Max Frisch
15. Christa Wolf

[to be continued] 

6 Meinungen

  1. Kafka ist sehr wohl ein Komiker, fand ich immer. Ich meine auch, mich zu erinnern, dass Henscheid ein paar Sachen schrieb, die von derselben These ausgingen. Wobei ihm in Sachen Bedeutungshuberei natürlich trotzdem kaum einer was vormacht. Und in puncto Grass schließe ich mich dem Vorredner an – der sollte unbedingt mit auf die Liste.

  2. Und humorvoll?Mario Barth vielleicht, Wilhelm Busch.

  3. Ich finde durchaus, dass Günter Grass in seinen Büchern einen Humor hervorlugen lässt. Und zu Kafka: Im Anhang einer Ausgabe vom Prozess wird von einem Freund Kafkas berichtet, er habe beim Vorlesen des Werkes manchmal lauthals gelacht und sich über bestimmte Formulierungen amüsiert. Ich denke daher, dass einige Passagen durchaus auch mit Humor aufgefasst werden können und dass dadurch erst das Werk ganz erfasst wird.

  4. Der Humor liegt natürlich im Kopf des Betrachters. Mein Lachmuskel jedenfalls stellte sich bei der Lektüre Kafkas immer totenstarr. Vielleicht aber fehlt mir ja nur das Sensorium. Einen habe ich übrigens vergessen: Rainer Maria Rilke, das rehäugige Dichterwesen, bei dem vor allem die Frauenherzen in Sympathetik wie ein Teelicht dahinschmolzen. Zu den Humorvollen ist unbedingt mein Allzeit-Favorit Heimito von Doderer zu rechnen, ferner Fontane, Heine, Döblin, Wezel, Lessing, Brecht, von den Neueren Frank Schulz – die Reihe hört gar nicht mehr auf.

  5. Humorvoll oder nicht. Sie sind großartig.

  6. da es keinen menschen gibt, der keinen humor hat, gibt es auch keinen humorlosen schriftseller; allerdings mag es millionen menschen geben, die ihren humor auf sagenwirmal feldern entfalten (meinetwegen in beschränktem umfang), auf denen wir sozusagen nicht stattfinden/ statfinden wollen. humor „antwortet“ auf fragen, zu denen uns erstens nichts einfällt und die uns zweitens hinreichend wenig persönlich betreffen (im augenblick); d. h. die „anwendungssoftware“/geist erhält ein nicht lösbares in-put, sodaß die „hardware“/körper „error“/chaos spuckt (hahahihihoho); dem entspräche das, was wir lachen nennen. jedem, dem beim lesen dieses beitrags schon ein wenig schlecht zu werden droht, muß zur entschuldigung gesagt werden, daß die fragen den humor im allgemeinen betreffend, meist zu allgemeinsten antworten führen. (das wäre ein stelle, wo Sie mich lachen hören dürfen). der mensch ist (nach vor allem h. plessner) eine „ausdrucksmaschine“, er kann gar nicht anders als sich zu verhalten, er tut das immer, auch dort, wo dieser ausdruck/antwort sehr reduziert ausfallen mag (mit einer andeutung von einer mimik etwa). dort, wo wir keine antwort haben in einer hochgradig existentiell für einen persönlich relevanten situation, sind wir verzweifelt. geschieht das in einer (etwa durch künstlerische vermittlung) hinreichend großen distanz, können wir lachen, müssen wir lachen. unserer unfähigkeit, auf fragen/problemlagen konkrete antwort zu geben, korrespondiert die leere antwort des lachens in seinen bekannt uniformen lautbildern. das befreiende des lachens liegt in dem umstand begründet, das der körper die antwort gewissermaßen übernimmt des zwanghaft zugreifenden, aber hier überforderten geistes, der so gewissermaßen umgangen wird. wenn wir an die obige liste denken, dann ist jetzt, meine ich, nicht mehr zu verstehen, wie ausgerechnet kafka hier geführt wird, der doch ein großer meister in sachen allgemeinster inkompetenz menschlicher zwangsgeistigkeit ist, auch wenn einem das lachen erst mal in der kehle hängen bleibt. aber. das macht nix. denn wie gesagt, jeder mensch, jeder humor findet auf anderen feldern statt, dort, wo wir unsere anspannungen haben, dort auch, wo wir in zwängen stecken, dort sind wir entlastungsfähig und -bedürftig, dort werden wir auch lachen können/müssen.

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