Die Französische Revolution: Geschichte und Personen

Die Französische Revolution war die Einleitung zur Neuzeit, sie zeigte sowohl die großen Errungenschaften unserer Zeit wie Demokratie, Menschenrechte, Gewaltenteilung, Gleichheit aller vor dem Gesetz, das Wahlrecht, eine Verfassung, kurz: das Ende des Feudalismus und des Absolutismus; als auch die Schreckensherrschaft eines Diktators mit willkürlichen Verurteilungen und „maschinisierten“ Hinrichtungen, deren schlimmste Ausartungen das 20. Jahrhundert dominierten.

Ursachen und Gründe für die Französische Revolution

Zum Entstehen und Ausbreiten der Revolution bedurfte es mehrerer Faktoren. Einer war der Gegensatz der Stände, der zu großer Unzufriedenheit führte: Von den geschätzten 25 Millionen Einwohnern, die Frankreich 1789 bewohnten, gehörten 23 Millionen zum Dritten Stand, d.h. sie waren zumeist Bauern und mussten einen großen Teil ihrer Erträge an Gutsbesitzer, Kirche und König abgeben, während Kleriker und Adlige (die Angehörigen des ersten und zweiten Standes) keine Steuern zahlten. Als dann noch eine Missernte die Menschen in arge Bedrängnis brachte, verschärfte dies ihre Wut.

Gleichzeitig waren die Winde, bedingt durch die Zeit der Aufklärung, günstig für gesellschaftliche Veränderungen. Zwar waren die Schriften Montesquieus, Rousseaus und Voltaires dem normalen Volk nicht zugänglich, jedoch stellten sie die Legitimation des Königs infrage und überzeugten einige Kleriker und Adlige, sich auf die Seite des Dritten Standes zu schlagen.

Zudem stand das Ancien Régime, aufgrund der Tatsachen, dass es die amerikanischen Kolonien gegen England unterstützt hatte und dem aufwändigen Lebensstil der absolutistischen Bourbonenkönige, kurz vor dem Staatsbankrott.

Gründung der Nationalversammlung

Versuche, das marode Finanzsystem zu sanieren, schlugen fehl, woraufhin Ludwig XVI. die Generalstände einberief, die seit 1614 nicht mehr getagt hatten. Der Dritte Stand forderte währenddessen mehr Rechte, wurde von Ludwig XVI. aber abgewiesen. Darauf erklärten am 17. Juni der Dritte Stand und einige Wohlgesinnte aus dem Ersten und Zweiten Stand die Nationalversammlung, d.h. sie beanspruchten, die gesamte französische Nation zu repräsentieren und ihr eine Verfassung zu geben. Diese wurde vom König unter Druck anerkannt, gleichzeitig beorderte er Truppen nach Paris.

Sturm auf die Bastille

Die Verfassungsgebende Nationalversammlung machte nur langsam Fortschritte, während die von Ludwig XVI. georderten Truppen die Preise für Brot erneut in die Höhe trieben. Der Stein des Anstoßes für die Eskalierung der Situation bestand jedoch in der Entlassung des beliebten Finanzministers Necker, den das Volk als Interessenwahrer betrachtete.

Am 14. Juli stürmte das Volk die Bastille und mit der Ermordung des Kommandanten Launay gab es das erste prominente Opfer. Ludwig XVI., der am Abend noch nichts von der Erstürmung der Bastille vernommen hatte, notierte noch in sein Tagebuch: „Nichts, Necker abgereist.“ Kurze Zeit darauf wurde er von einem Herzog informiert und soll wohl ausgerufen haben: „Aber das ist ja eine Revolte.“ Worauf ihm widersprochen wurde: „Nein, Majestät, das ist eine Revolution.“

„Grande Peur“

Es war tatsächlich eine Revolution und die Unruhen griffen auf das Land über. Der Dritte Stand in der Provinz war bedrängt, erregt und ängstigte sich vor einer Rache des Adels. Dies löste sich in einem Gewaltausbruch der Bauern, die plünderten, brandschatzen und sämtliche Archive mit Urkunden über Herrenrechte zerstörten. Um sie zu beruhigen, schaffte die Nationalversammlung innerhalb kürzester Zeit die Leibeigenschaft, Steuerbefreiung der ersten beiden Stände und ähnliches ab und verfasste Dekrete über Menschenrechte.

Allerdings galt der Grundsatz „Liberté, Égalité, Fraternité“ nur für männliche Weiße. Zwar gab es immer wieder Frauen, wie Olympe de Gouges, die in ihrem Traktat „Les Droit de la Femme et de la Citoyenne“ Gleichberechtigung forderte, jedoch war dieser Gedanke den Revolutionären gänzlich fremd, um nicht zu sagen „lächerlich“.

Zug der „Frauen von Paris“ nach Versailles

Ludwig XVI. weigerte sich, die Dekrete zu unterzeichnen und die Versorgungsengpässe waren immer noch nicht beseitigt. Daraufhin zogen 6.000 Frauen (auch bezeichnet als „Poissarden“ – „Fischweiber“) unter dem Motto „Versailles schlemmt, Paris hungert!“ nach Versailles. Sie forderten eine Verbesserung der Lebensmittelsituation und zwangen den Herrscher, in die Hauptstadt umzuziehen. In dieser Periode dachte kaum jemand daran, die Monarchie abzuschaffen oder gar den König hinzurichten. Geplant war eine konstitutionelle Monarchie, in der gewählte Volksvertreter die Gesetze bestimmen und der König ein aufschiebendes Vetorecht bekommen sollte.

Entstehung der Konterrevolution

Das Jahr 1790 wird auch als das „glückliche Jahr“ bezeichnet, da es große Fortschritte bei der Bildung der Verfassung gab und die Ernte wieder besser ausgefallen war. Zudem wurden im Rausch der Euphorie die aufkommenden, grauen Wolken am Himmel noch verkannt.

Gerade im Süden des Landes gab es Menschen, die sich eine Destabilisierung der neuen Ordnung wünschten, auch unter „Inkaufnahme“ einer ausländischen Intervention. Bisher war es ihnen jedoch misslungen, einen ausländischen Herrscher für ihr Vorhaben zu begeistern.

Des Weiteren erließ die Nationalversammlung am 27. November 1790 den Entscheid, dass jeder Priester einen Eid auf die neue Verfassung leisten müsse. Dem stellte sich Papst Pius VI., der bereits die Menschenrechtserklärung als „gottlos“ bezeichnet hatte, vehement in den Weg und drohte jedem Eidleistenden mit Exkommunikation. Da ca. die Hälfte der Geistlichen den Eid leistete, war Frankreich religiös gespalten.

Flucht des Königs

Am 20. Juni 1791 versuchte die königliche Familie in die österreichischen Niederlande zu fliehen. Allerdings ließ der Herrscher keine übermäßige Vorsicht walten, wurde alsbald erkannt und kurz vor der Grenze eingeholt und zurück in den Tuilerien-Palast gebracht. War er bisher immer noch mit Begeisterung in der Hauptstadt empfangen worden, lastete nun nur eisiges Schweigen über der Paris. Die Stimmung hatte sich geändert; der Jakobinerclub verlangte gar die Absetzung des Königs und die Errichtung einer Republik. Doch so weit war die Gesellschaft noch nicht. Die Vorstellung einen König abzusetzen, verursachte doch vielen noch Bauchschmerzen. Außerdem gab es, im wahrsten Sinne des Wortes, noch andere Schlachtfelder.

Krieg mit Österreich und Preußen

Die anderen Monarchien Europas, die sich bisher solidarisch, aber zurückhaltend bei Unterstützung des Königs gegeben hatte, missfiel zunehmend die Auseinandersetzung mit der Monarchie in Europa und den Umgang mit dem König. Sie fürchteten um ihre eigene Stellung und fingen an, eine Kriegserklärung in Erwägung zu ziehen. Die Revolutionäre fühlte sich dadurch bedroht.

Frankreich erklärte Österreich und dem mit ihm verbündete Preußen am 22. April 1792 den Krieg. Mit der Begründung: „…die gerechte Verteidigung eines freien Volkes gegen den ungerechten Angriffs eines Königs.“

Obgleich die Kriegsbegeisterung in Frankreich groß war, fehlte es ihnen an erfahrenen Offizieren und so gelang es den ausländischen Truppen immer weiter vorzudringen.

Rose Bouillon

Die Französische Revolution hat nicht nur visionäre, aufstrebende und wagemutige Männer zu bieten, es gab viele Frauen, die ihnen an Mut ebenbürtig waren und weniger aus Ruhmsucht als aus Liebe handelten.

Eine von ihnen war Rose Bouillon, deren Mann eingezogen worden war. Um bei ihm sein zu können, verschaffte sie sich eine Uniform und kämpfte neben ihm in der Schlacht. Bis er fiel. Trotzdem fochte sie bis zum Ende der Schlacht und bat danach um ihren Abschied. Als er ihr verweigerte wurde, gab sie sich zu erkennen und erzählte, sie habe ihren Mann begleitet, um ihre Pflicht als Ehefrau zu erfüllen. Nun müsse sie gehen, um ihre Pflicht als Mutter zu erfüllen. Sie bekam viel Bewunderung, ihren Abschied und eine Pension.

Nationalkonvent und Septembermorde

Das Volk fühlte sich von innen und außen bedroht. Es wurden Sondertruppen ausgehoben, um die äußeren Feinde in Schach zu halten. Es wurden Überwachungsausschüsse gebildet, um die inneren Feinde zu erkennen. Und Tausende wurden als Konterrevolutionäre inhaftiert und zur Bedrohung stilisiert. Es folgen die Septembermorde: Zwischen dem 2. und 6. September wurden ca. 1.300 Gefängnisinsassen ermordet.

Die Nationalversammlung hat an politischer Autorität verloren und es werden Neuwahlen zur Gründung eines Nationalkonvents angesetzt. Das Nationalkonvent rief den 22. September 1792 zum ersten Tag des Jahres 1 der Republik aus. Er spaltete sich in zwei Gruppen, die Girondisten, die gegen eine direkte Volksherrschaft und für eine Schonung des Königs waren und die Jakobiner, die für eine direkte Volksherrschaft, für radikale, soziale Reformen und gegen eine Schonung des Königs sind.

Am 21. Januar 1793 wird Ludwig XVI. guillotiniert.

La Grande Terreur

Durch weitere Zuspitzungen der Situation, Druck von innen und außen entschied man sich im April 1793 den Wohlfahrtsausschuss zu gründen, der für Ordnung sorgte. Er ist maßgeblich verantwortlich für die Zeit der Schreckensherrschaft der Französischen Revolution. Zunächst geleitet von Georges Jacques Danton: „Seien wir schrecklich, damit es das Volk nicht zu sein braucht“, übernahm später Maximilien de Robespierre den Vorstand. Ziel ihrer Aktionen war, die Französische Revolution von ihren Gegnern zu befreien, d.h. Verfolgung und Inhaftierung einer verdächtigen Person und, zumeist nach einem kurzen Prozess, Hinrichtung. Und als Verdächtige galten viele: „… die sich durch ihr Verhalten oder ihre Beziehungen oder durch mündlich oder schriftlich geäußerte Ansichten als Parteigänger der Tyrannen, des Föderalismus und Feinde der Freiheit zu erkennen gegeben haben“, dazu alle Adligen und ihre Verwandten, „die nicht dauernd ihre Verbundenheit mit der Revolution unter Beweis gestellt haben… und alle nach Frankreich zurückgekehrten Emigranten.“

In der folgenden Zeit wurden Angeklagte aller Art, Girondisten, Hébertisten, Danton und seine Anhänger, Robespierre und seine Anhänger, Charlotte Corday, Olympe de Gouges und Marie-Antoinette guillotiniert – es gibt 16.594 vollstreckte Todesurteile, diejenigen nicht mitgezählt, die während der Gefangenschaft, ohne Prozess und während der Niederschlagung von Aufständen, wie z.B. Vendée, starben.

Außerdem fand eine Entchristianisierung statt, an ihrer Stelle wurde die Ersatzreligion der „Kult des Höchsten Wesens“ eingeführt.

Marie-Antoinette

Maria-Antonia, so ihr Geburtsname, ist die letzte Tochter von Maria Theresa, der Erzherzogin von Österreich. Oftmals als naiv und leicht dümmlich verhetzt, ist zu bedenken, dass sie bereits mit 14 Jahren die große Aufgabe hatte, die politischen Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich zu festigen. Ihr 15-jähriger Gemahl war an vielem interessiert – außer an ihr. So lebte Marie-Antoinette ein verschwendungssüchtiges Leben, welches ihr den Hass des Volkes einbrachte und musste erst lernen, nicht über die Intrigen am Hof zu stolpern.

Am 16. Oktober 1793 wird sie in Paris guillotiniert. Doch nicht nur das „savoir vivre“ beherrscht sie königlich, auch das „savoir mourir“ kann sie zu ihrem Metier machen. Dem Priester, der ihr auf dem Weg zur Hinrichtung zuflüstert, sie werde jetzt viel Mut brauchen, beschwichtigt sie mit den Worten, sie habe schon so viel erlebt und nicht die Fassung verloren, da werde es ihr jetzt auch nicht passieren.

So wird sie mit den Worten beschrieben: „Die Dirne ist übrigens kühn und frech bis zum Ende geblieben.“

Der Aufstand von Vendée

Der Aufstand von Vendée bezeichnet den bewaffneten Kampf der royalistisch-katholisch gesinnten Landbevölkerung der Vendée gegen die Revolutionstruppen. Von den ihnen schlecht gesinnten oder furchtvollen Teilen der Revolution wird der Bauernaufstand als ein von Aristokraten und Ausländern geplantes Komplott betrachtet, um die Revolution zu zerstören. Tatsächlich war die Bevölkerung durch den Tod des Königs und den Priesterverfolgungen jedoch schon empört, mit Beginn der Truppenaushebungen für die Eroberungszügen der Revolution schwanden ihre letzten Sympathien. Sie kämpften für sich, um nicht für andere kämpfen zu müssen.

Der Nationalkonvent beschloss darauf, am 6. Februar 1794, „die vollständige Zerstörung der Vendée und die Ausrottung seiner Bevölkerung.“ Es wurden 12 „colonnes infernales“ (Höllenkolonnen) entsandt, diesen Beschluss in die Tat umzusetzen.

Einige Landstriche verloren zwischen 25 und 35 Prozent ihrer Bevölkerung, die geplant und systematisiert ermordet worden ist, weshalb der Aufstand von Historikern auch als Genozid betrachtet wird.

Direktorialzeit

1795 wurde der jungen Republik erneut eine Verfassung gegeben. Die Zeiten waren friedlich bis es bei den Neuwahlen von 1799 zu einer Stärkung der Royalisten kam, dass die Revolutionäre befürchteten, die absolutistischen und feudalen Verhältnisse könnten zurückkehren. Mithilfe von Napoleon Bonaparte besetzten sie Paris und ließen die Wahlen für ungültig erklären – nichtsahnend, dass Napoleon selbst die Macht ergreifen und sich zum Kaiser krönen würde.

Die Französische Revolution, und später Napoleon, haben das Gesicht und die Kultur Europas verändert. Nach dem Wiener Kongress 1814, in dem der Kontinent neu geordnet werden musste, gab es liberalere Staaten, die ihren Bürgern mehr Mitspracherecht einräumten – die Revolution war die Geburtsstunde der modernen Demokratien, Verfassungen und Menschenrechtserklärungen wie wir sie heute kennen – die sich seit der Revolution jedoch noch in Sonderwegen, ethnischen Säuberungen und Kriegen ausprobieren und selbst finden mussten.

3 Meinungen

  1. Toller Artikel, Leo!

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