Die ABC Analyse und das Paretoprinzip: 10 wissenswerte Fakten

Die ABC Analyse ist ein Ordnungsverfahren, das ermöglicht eine großen Anzahl von Daten (Erzeugnisse, Kunden oder Prozesse) zu klassifizieren. Seinen Namen hat das Verfahren von seiner gängigen Aufteilung in eine A-, B- und C-Klasse. Die Aufteilung in drei Klassen soll zur Priorisierung von Aufgaben, Problemen, Produkten und Aktivitäten dienen. Die Einteilung ist jedoch nicht zwingend notwendig.

Die idealste Klasse setzt sich aus einer 80/20-Verteilung zusammen. Würde man eine Kundenbewertung durchführen hieße das: mit 20 Prozent der Kunden werden bereits 80 Prozent des Umsatzes erzielt (A-Kunden = hohe Bedeutung optimal, Schlüsselkunden), 30 Prozent der Kunden bringen 15 Prozent des Umsatzes (B-Kunden = mittlere Bedeutung) und von 50 Prozent der Kunden kommen nur 5 Prozent des Umsatzes (C-Kunden = geringe Bedeutung).

Diese 80/20-Regel wird auch als Pareto Regel, Paretoprinzip oder Pareto-Effekt bezeichnet. Die Ergebnisse dieses Ansatzes werden in der Realität allerdings nur selten erreicht. Häufig wird das Prinzip stumpf auf Probleme angewandt, ohne die Anwendbarkeit im Einzelfall zu belegen. Diese Idealtypische Verteilung wird meist in Lehrbüchern verwendet, um als Rechenbeispiel zu dienen.

Hier sind zehn wissenswerte Fakten über die ABC Analyse und das Paretoprinzip:

ABC Analyse und Paretoprinzip: 10 wissenswerte Fakten

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Enstehung der Analyse

Das ABC Verfahren wurde von H. F. Dickie in der General Electric Company zunächst für den Bereich der Materialwirtschaft entwickelt, um die Beschaffungs- und Lagerungsmaßnahmen nach wichtigem, weniger wichtigem und unwichtigem Material optimal zu differenzieren und zu rationalisieren.
2

Signore Pareto

Seinen Namen erhielt das Paretoprinzip von Vilfredo Pareto. Der italienische Ingenieur, Ökonom und Soziologe untersuchte die Verteilung des Volksvermögens in Italien und fand heraus, dass ca. 20 Prozent der Familien ca. 80 Prozent des Vermögens besitzen. Banken sollten sich also vornehmlich um diese 20 Prozent der Menschen kümmern und ein Großteil ihrer Auftragslage wäre gesichert. Aus dieser Untersuchung leitete sich schließlich die Pareto Regel ab.
3
Die Pareto Verteilung gilt nur dann, wenn die Elemente des Systems unabhängig voneinander sind. Sind Elemente voneinander abhängig (wie etwa in einer Organisation und allen soziotechnischen Systemen) wird die Situation verändert. In der Praxis bestimmen nur wenige Elemente fast den gesamten Effekt.
4

Das Paretoprinzip im Alltag

Das Paretoprinzip kann bei vielen, auch alltäglichen, Fragestellungen beobachtet werden. Bei einem optimalen Zeitmanagement sollten 20 Prozent der eingesetzten Zeit 80 Prozent der Ergebnisse bringen. In einem durchschnittlichen Haushalt verursachen 20 Prozent der Kostenpositionen 80 Prozent der Kosten. In einer Wohnung weisen 20 Prozent des Teppichs 80 Prozent der Gesamtabnutzung auf. 80 Prozent eines Textes werden mit 20 Prozent der Wörter bestritten.
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Natürliche Pareto-Verteilungen

Auch viele Verteilungen in der Natur folgen einem Skalengesetz, sehr oft einem Potenzgesetz, also einer Pareto-Verteilung. Dazu zählt beispielsweise die Größe von menschlichen Siedlungen: Es gibt viele kleine Dörfer mit wenig Einwohnern, aber die Masse der Menschen wohnt in wenigen großen Städten. Auch die Werte im Lager eines Industrieunternehmens gehören dazu: Vorhanden sind viele Schrauben etc., die nicht viel kosten, dafür gibt es wenige aber sehr teure Maschinen. Ein weiteres Beispiel ist der Welthandel, 75 Prozent des Welthandels finden unter 25 Prozent der Menschen statt.
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Prioritäten festlegen

Wenn mit dem ABC Verfahren eine Priorisierung durchgeführt werden soll, ist es oft sinnvoll festzulegen, wie viel Prozent mit A bzw. B klassifiziert werden soll. Denn oftmals werden zu viele Prioritäten festgelegt, ohne anzugeben, was nachrangig ist.
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Die ABC Regel in der Logistik

In der Logistik nimmt die ABC Analyse eine Einteilung von Lagergütern nach ihrem relativen Anteil am Wert des gesamten Lagerbestands in A-Güter, B-Güter und C-Güter vor. In der Praxis hat sich gezeigt, dass meist ein relativ kleiner Teil der Güterarten den Hauptanteil am gesamten Lagerbestandswert repräsentiert (sogenannte A-Güter).
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Die ABC Regel im Controlling

Auf die Controllerarbeit übertragen ist das ABC Verfahren ein Werkzeug, um Prioritäten zu bilden. Dadurch, dass man Kunden oder Produkte in die Kategorien A, B und C einteilt, kann man erkennen, wo sich gezielte Maßnahmen lohnen oder wo detailliert budgetiert werden soll. Die ABC Analyse ist also ein wichtiges Prinzip, um den Nutzen von Strukturkosten zu überprüfen.
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Nachteil der Analyse

Ein möglicher Nachteil des ABC Verfahrens liegt in seiner Eindimensionalität. Die Analyse zieht nur ein Kriterium zur Entscheidungsfindung heran und sollte daher nur als eine von mehreren Entscheidungshilfen benutzt werden.
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Auch C-Elemente sind nicht ohne

In den meisten Fällen legen die Ergebnisse der Analyse nahe, dass Aktionen auf A-Elemente ausgerichtet sein sollten. Dort lassen sich die größten Effekte erzielen, wie etwa in Bezug auf Kosteneinsparungen, Prozessverbesserungen oder Umsatzsteigerungen. C-Elemente brauchen hingegen weniger Aufmerksamkeit. Neue Technologien und Geschäftsmodelle lassen mittlerweile auch C-Elemente an Bedeutung gewinnen. Das Internet macht es beispielsweise geschäftlich attraktiv in C-Elemente zu investieren. Unternehmen wie E-Bay und Amazon zeigen, dass auch C-Elemente hohes Umsatzpotenzial bergen.

Eine Meinung

  1. Ich finde diesen Artikel sehr gut erklärt und informiert. Da aber wie bereits unter Punkt 9 beschrieben ist diese Analyse nur eines von mehreren Kriterien. Leider werden Kunden auch gelegentlich aus versehen in eine schlechtere Kategorie eingeordnet. A-Kunden geben sich auch nicht immer sofort beim ersten Kontakt als solche zu erkennen. Mir ist es selbst auch schon untergekommen das ich bei einem Auftrag erst angenommen habe es würde sich um einen C-Kunden oder bestenfalls B-Kunden handeln und es wurde dann doch ein A-Kunde. Sicherlich ist es durchaus sinnvoll erst einmal jeden Neukunden wie einen A-Kunden zu behandeln. Einen neuen Kunden zu gewinnen ist viel schwerer als mehrere bestehende Kunden zu behalten. Später kann man diesen Kunden ja immer noch gegebenenfalls etwas abstufen. Kein Mensch und auch kein Analyseverfahren ist absolut perfekt. Daher wird es immer einen gewissen Prozentsatz an Fehlentscheidungen kommen. Es sollte aber immer das höchste Ziel sein solche Fehler zu vermeiden.

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