Die Deutschkurse für Flüchtlinge sind zum Teil desaströs organisiert. Das ergibt ein Prüfbericht des Rechnungshofes. 400 Millionen Euro soll die Bundesregierung für die Kurse ausgegeben haben. Nun übt der Rechnungshof scharfe Kritik.
Die Deutschkurse sind ein Angebot an die Flüchtlinge, die im Herbst und Winter 2015 nach Deutschland kamen. Nach Vorstellungen der Politik sollten sie neben einem Dach über dem Kopf und Nahrung auch möglichst schnell Deutschunterreicht bekommen. So rief die Bundesagentur für Arbeit ein Angebot für Einstiegskurse ins Leben. Viele Träger witterten Fördermöglichketen und nahmen Deutschkurse in ihr Angebot auf.
Viele Träger, keine Mindestanforderungen
Die Arbeitsagentur versäumte jedoch offenbar, Minimalanforderungen an die einzelnen Anbieter zu stellen. So schrieb sie weder das Führen von Anwesenheitslisten noch Anforderungen an die Qualifikation der Lehrer vor. Laut Prüfbericht des Rechnungshofes gab und gibt es zwischen den Angeboten erhebliche Qualitätsunterschiede. Der Rechnungshof selbst beruft sich bei den Angaben wiederum auf den Bericht des Prüfdienst ADML. Dieser ist Teil der Qualitätssicherung der Arbeitsagentur und überprüft die Bildungsträger bei Vor-Ort-Kontrollen.
Im Fall der Deutschkurse konnte der Prüfdienst bei drei Prozent der keine Ergebnisse liefern, da der Träger weder an den angegebenen Standorten präsent noch anders erreichbar gewesen war.
Weiter heißt es in dem Bericht: „Die Ausstattung sowie das vorhandene Lernmaterialwaren teilweise in einem derart schlechten Zustand, dass von einer positiven Unterrichtsatmosphäre nicht auszugehen war. Dies begründete möglicherweise auch die geringe Anzahl anwesender Teilnehmer.“
Zertifikate über Teilnahme nur freiwillig
Zudem bekamen die Teilnehmer nur dann ein Zertifikat, wenn sie es ausdrücklich forderten. Wie viele der Teilnehmer also wirklich bestanden haben, kann nicht herausgefunden werden. Das heißt, der Erfolg der Maßnahmen wird nicht messbar sein. Die Agentur begründet dies damit, dass der Kurs nur erste Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt und mit keiner offiziellen Sprachprüfung endet. Ausgelegt waren die Kurse für etwa 230.000 Teilnehmer.
„Die Bundesagentur hat keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen, um den Erfolg der Einstiegskurse strukturiert zu prüfen“, heißt es im Prüfbericht des Rechnungshofes. Bei aller Kritik, erkennen die Verfasser der Studie das schnelle Reagieren der Arbeitsagentur an: „Das Engagement der Bundesagentur bei der Eingliederung der Flüchtlinge ist anzuerkennen“, heißt es abschließend in dem Bericht. „Trotzdem sehen wir die weitgehend „bürokratiefreie“ Umsetzung der Einstiegskurse im Sinne einer „Nothilfe“ sehr kritisch.“
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