Der Selfstorage Boom: Die Trend-Dienstleistung der Deutschen

Selfstorage betitelt einen Service, der Räume bereitstellt, die jeder zum Einlagern persönlicher oder gewerblicher Dinge nutzen kann. Anders als bei Speditionen oder Containern, hat der Mieter dieser Lagerfläche jederzeit Zutritt zu seinen Besitztümern und muss keine Auflistung über den Inhalt der Kammer erstellen.

Eine Videoüberwachung in den Gängen sorgt für die nötige Sicherheit und die konstante Klimatisierung macht die Stauräume attraktiver, als manchen feuchten Keller oder undichten Dachboden.

Der Selfstorage Boom – Wachstumsraten, Investitionen, Auslastung

Nach Angaben des „Verband deutscher Selfstorage Unternehmen e.V.“ wächst der Markt jährlich um 20 bis 25 Prozent. Den ersten Anbieter dieser Dienstleistung in Deutschland gab es 1997. Fortan verbreitete sich der Trend deutschlandweit über die Ballungszentren hinaus. Gab es 2000 nur vier Containerhäuser in der gesamten Republik, so sind es heute mehr als 70, von denen sich allein ein Dutzend in Berlin befinden. Für die kommenden zehn Jahre prognostiziert der Verband Investitionen von mehreren 100 Millionen Euro, sodass ca. 300 neue Lagerstätten dazukommen werden. Alle Häuser verzeichnen eine durchschnittliche Auslastung von 90 Prozent und das vorwiegend durch private Nutzer. Der Markt ist groß und wird von verschiedenen neuen Anbietern überspült. Marktführer und Mitglieder des Verbandes, und damit standardisiert und vertrauenswürdig, schließlich wurde 2009 eigens eine verpflichtende DIN-Norm eingeführt, sind MyPlace und Lagerbox. Die Preise pendeln sich bei ca. einem Euro pro Quadratmeter und Tag ein, wobei Vergünstigungen bei langer Laufzeit und großer Fläche geboten werden.

Die Professionalisierung der Branche und die erleichterte Inanspruchnahme des Services erklären das größere Vertrauen und die steigende Bereitschaft dieses Angebot auch zu nutzen. Das allein begründet allerdings noch nicht den Aufstieg zur Trend-Dienstleistung. Wenn wir etwas verstauen wollen, dann lieber bei verlässlichen Partnern. Aber warum haben wir überhaupt etwas einzulagern? Was hat sich in der letzten Dekade verändert, dass wir außerhalb unseres Wohnraumes oder Arbeitsplatzes einen Ort für eigene Gegenstände benötigen?

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Animation über den Selfstorage Service eines Anbieters.

Die Entwicklung zur Trend-Dienstleistung

Der Selfstorage Boom profitiert von mehreren unterschiedlichen Entwicklungen in den letzten Jahren. Zum Einen resultiert aus dem steigenden Umweltbewusstsein und dem Verlangen nach nachhaltigem Handeln der Wunsch, sich immer weiter zu minimalisieren und seinen eigenen Besitz zu verkleinern. Wir ziehen in immer kleinere Wohnungen und versuchen möglichst wenig Platz allein für uns in Anspruch zu nehmen. Doch wohin mit den Dingen, die nicht in die neuen Quadratmeter passen? Wegschmeißen? Verkaufen? Solange darüber keine Entscheidung getroffen wird und Unklarheit besteht, was behalten werden kann und was weg soll, bieten Lagerräume eine gute, kurzfristige Lösung die fraglichen Gegenstände zu verstauen. Ohne Druck und Zeitprobleme kann man sich langsam und bedacht von alten, unbenutzten Dingen trennen ohne übereilt eine falsche Entscheidung zu treffen.

Weiterhin stehen vor allem Mietern in Metropolen und Großstädten nur selten noch Keller oder Dachboden als Stauraum zur Verfügung. Da das Angebot an Wohnungen begrenzt und die Nachfrage jedoch riesig ist, bauen Besitzer Räume unterm Dach und im Souterrain zur Wohnfläche aus. Lagerhäuser ersetzen dann die fehlende Garage oder den Extra-Raum.

Selfstorage Anbieter ermöglichen uns zudem flexibel und spontan auf die jeweilige Lebenssituation zu reagieren. Heutzutage verbleibt man nicht bei einem Arbeitgeber bis zur Rente, behält nur einen Wohnsitz bis ins hohe Alter oder geht lebenslange Beziehungen ein. Wir sind nicht mehr lokal oder regional gebunden und Auslandsaufenthalte gehören zum Studium genauso wie zum Arbeitsleben dazu. Mobilität wird uns einerseits abverlangt und andererseits von uns selbst gewünscht. Günstig seine Möbel, sein Hab und Gut zu verstauen, während man die Welt bereist oder Verpflichtungen abseits der Heimat nachkommt, scheint die einzige Möglichkeit zu sein, diesen Lebensstil überhaupt verfolgen zu können.

Diese Schnelllebigkeit verlangt dem Menschen eine große Bereitschaft zur ständigen Veränderung ab. Aber wir wollen uns nicht gänzlich von dem gewohnten Leben trennen. Wir möchten unsere Vergangenheit konservieren und ihr ein schönes Hotel für die Zeit unserer Abwesenheit gönnen. Bei all der Bewegung in unserem Leben symbolisieren unsere liebgewonnenen Dinge einen Anker, einen Verweis auf unsere wirkliche Identität, der uns Sicherheit und Stabilität gibt. Wir hängen an diesen Erinnerungen und lassen jenen Produkten eine größere Wertschätzung zu kommen, als es noch zur Zeit der Wegwerfgesellschaft in den 80er Jahren der Fall war. Das erklärt vor allem unser Bestreben Geld für den angemessenen Verbleib eigener Besitztümer zu zahlen.

Die Zukunft des Selfstorage Marktes

Das eigene Heim wird immer kleiner ohne dass die Güter schrumpfen. Allein daraus lässt sich schließen, dass Anbieter auch in Zukunft viele Abnehmer ihrer Dienstleistung finden werden und sich der Selfstorage Boom weiter vollziehen wird. Der Trend geht allerdings über das einfache Verstauen alter Gegenstände oder zu großer Möbel hinaus. Die gewerbliche Nutzung von Kanzleien für ihre Akten oder von Verkäufern für ihre Waren wird weiter zunehmen, da diese Lagerräume flexibel und zeitnah dazu gemietet oder aufgegeben werden können. In England zeichnet sich zudem die Tendenz ab, die Zimmer als Büro, für die Bandprobe oder den Yogakurs zu benutzen, da der Standort abseits von Wohnvierteln sicherstellt niemanden durch das Treiben zu stören.

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Eine Meinung

  1. Kürzlich habe ich mir einen Selfstorage Standort in Hamburg angeschaut. Zwar war dort alles sauber und hell, aber auch sehr unpersönlich und steril (kein schöner Ort, um lange zu verweilen). Ich habe mich daher entschieden, die Sachen mit der Post in ein Lager schicken zu lassen (Anbieter nennt sich http://www.lagernperpost.de). Für mich war das ideal, da das bei meinen 7 Kisten deutlich günsitger war als der Self-Storage Anbieter vor Ort. Bei Möbeln natürlich nicht möglich, aber eine interessante Idee fand ich.

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