Nicht umsonst schreibt der ehemalige Grüne Außenminister Joschka Fischer über den Roman „Der Schatten des Windes“: „Anderthalb Tage – Sie werden die Nacht durchlesen. Sie können es nicht weglegen, bevor Sie nicht am Ende sind.“ Das liegt vor allem in der enormen Ideenvielfalt des spanischen Autors Carlos Ruiz Zafón begründet. Mit der Geschichte, die sich in Barcelona abspielt und seine Charaktere mit Charme und vor allem der Liebe zu Büchern ausstattet, gelingt Zafón spannende Unterhaltung in höchster Form. In zwölf Sprachen übersetzt und damit international sehr erfolgreich, erhielt das Buch unter anderem die Auszeichnung „Roman des Jahres 2002“.
Schatten des Windes in einer morbiden spanischen Metropole
Die Altstadt von Barcelona zur Zeit der Franco-Ära. Eine geheimnisvolle Atmosphäre liegt über der Stadt. Einbildung wird hier besonders schnell zur eigenen Realität. Dafür sorgen allein schon die atemberaubenden Bauwerke. In diesem fast gespenstischen Treiben lebt Daniel Sempre. Seine Welt wird, ausgelöst durch seinen Vater, von Büchern bestimmt. Dadurch aber auch in ihren Grundmauern erschüttert. Daniels Schicksal scheint an das eines Buches gebunden zu sein. Der sogenannte „Friedhof der Vergessenen Bücher“ hat seinen Anteil daran. Als ihn sein Vater an diesen mysteriösen Ort mit nimmt, verändert sich einfach alles.
In einem Labyrinth bestehend aus Büchern soll sich Daniel ein eigenes Exemplar aussuchen. Für dieses Werk, trägt er fortan die Verantwortung. Daniel wählt „Der Schatten des Windes“ von einem gewissen Julián Carax. Schnell wird er von der Geschichte im Buch gefesselt. Sogar Nachforschungen stellt er an. Wer war Julián Carax und warum ist nur ein kleiner Bestandteil seiner Werke noch auffindbar? In seiner Fokussierung gefangen, bemerkt Daniel nicht, dass er sich in großer Gefahr befindet. Der Roman ergreift Besitz von seinem Leben, er selbst wird Teil furchtbarer Verwicklungen. Die Trennung von vermeintlicher Fiktion und Daniels realem Leben verschwimmen. Doch in all dieser Tragik ist trotzdem oder gerade deswegen Platz für eine Liebesgeschichte der besonderen Art.
Zafón in Reinform
Packend von der ersten bis zur letzten Seite: Der Handlungsverlauf und die atemberaubende morbide Barcelona Szenerie. All das kann beim Lesen magnetisierend wirken. Die Hommage an die Welt der Bücher gelingt Zafón in ansprechend mystischer Leidenschaft.
Carlos Ruiz Zafón Roman „Der Schatten des Windes“ umfasst 526 Seiten. Er gilt als Erstlingswerk des Autors, der sich vorher der Jugendliteratur verschrieb. Im Suhrkamp Verlag wird die deutsche Ausgabe des Buches seit 2005 publiziert. Wer Bücher liebt und mit Spannung und ausgesprochen fantasievoller Erzählweise unterhalten werden möchte, ist mit einem Zafón gut beraten.
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Zafón hat nach „Schatten des Windes“ noch ein tolles Buch geschrieben: Düster, spannend, lebendig, historisch eingebettet und auch sarkastisch. Es heißt “ Das Spiel des Engels.“ Empfehlenswert. Hat jemand mal „Der Fürst des Nebels“ gelesen?