Aleksander Ruzicka steht nicht nur gerade vor dem Kadi, er schreibt auch gern und viel. Schließlich war er CEO einer großen Media-Agentur, bevor der Oberstaatsanwalt seine Karriere so rüde unterbrach. Und so klingen – resp. klangen – seine Elaborate dann: "Strategische Kommunikationsberatung braucht einen holistischen Blickwinkel, der die Wertschöpfungskette einzig und allein an ihrem Kommunikationserfolg im Härtetest der Marktrealität festmacht. Die Wertschöpfungskette strategischer Beratung und die Verantwortung der Agenturen endet beim Absatzerfolg der Marke."
Der "Blickwinkel" also, bekanntlich immer nur ein Ausschnitt aus dem 360-Grad-Kreis, soll laut Ruzicka plötzlich "holistisch" (ganzheitlich) eine Ringsum-Perspektive gewähren. Am "Härtetest" lässt sich die "Wertschöpfungskette" "festmachen" wie das Schiff am Poller, von der gequälten Grammatik, die dort ein "enden" verlangt, wo bei Ruzicka ein "endet" steht, ganz zu schweigen. Kurzum: Diese beiden Sätze aus einem längeren Hypnotikum dort in der Absatzwirtschaft sind – wie so vieles in den Public Relations – komplett sinnfrei. Pures Gaga …
Das heißt aber nicht, dass sie deswegen nicht ihren Zweck erreichen würden. Ruzicka reiht im Grunde "Sabberwörter" aneinander, die Eindruck machen sollen. Er will imponieren und spreizt zu dem Zweck verbal sein Pfauenrad. Die Leser, vermutlich wohl vor allem Marketing-Leute bei einem Medium wie der Absatzwirtschaft, lassen sich von den bunten Federn blenden, sie lesen "Wertschöpfungskette", "strategische Beratung", "Absatzerfolg", "Verantwortung", "Kommunikationserfolg", "Marktrealität" – lauter Wörter, die vor ihren Augen begehrenswert glitzern und blinken. Wie Kinder nach dem bunten Weihnachsbaum versuchen sie nach dem Tand zu greifen. Und schon hat die Media-Agentur ihren Auftrag an Land gezogen.
Man sage jetzt nicht, dass die knallharten Typen aus dem Marketing nur ihr Geschäft im Auge hätten. Sie lassen sich verführen – auch und vor allem von der Sprache – wie jeder andere auch.