Am 7. Januar 2022 erscheint ein „verlorenes“ Album des im Januar 2016 verstorbenen David Bowie: Auf „Toy“ interpretierte der vielleicht wichtigste britische Pop- und Rockmusiker des 20. Jahrhunderts viele Songs seines frühen Materials aus den Sechziger- und frühen Siebzigerjahren neu.
Neu-Interpretationen, live aus dem Studio
Kurz nach seinem erfolgreichen Auftritt auf dem Glastonbury-Festival im Jahr 2000 beschließt Bowie, direkt mit seiner damaligen Live-Band ins Studio zu gehen, um dort überwiegend Songs aus seiner Anfangszeit neu einzuspielen. Dazu schreibt er drei neue Stücke.
Es ist das erste Mal, das David Bowie auf altes Material aus seiner bisherigen Schaffenszeit für eine LP zurückgreift. Später wird er das mit einzelnen Titeln wie „China Girl“ oder „Tonight“ wiederholen. Musik, die er zusammen mit seinem Sangeskollegen Iggy Pop während ihrer gemeinsamen Berliner Schaffensphase geschrieben hat und der er später einen kommerzielleren Anstrich verpasst.
Und: „Toy“ ist nicht das erste Bowie-Album, das fertiggestellt und zunächst nicht veröffentlicht wird. Bereits im Jahr 1974 nahm Bowie während seines vom Drogenkonsum gezeichneten US-Aufenthalts das Album „The Gouster“ auf, das im Nachhinein als Blaupause zu seinem folgenden Plastic-Soul-Album „Young Americans“ verstanden werden kann.
Auf dem Album werden eine Reihe der „Gouster“-Songs in teilweise überarbeiteter Form veröffentlicht, unter anderem der Titelsong sowie der Song „Right“. „The Gouster“ selbst war dann erst in David-Bowies Todesjahr 2016 für ein breiteres Publikum erhältlich.
Ein „Überraschungsalbum“ – fürs Archiv
Die Idee hinter „Toy“ war, Fans und Kritiker gleichermaßen mit der modernen Überarbeitung von Songs wie „The London Boys“, „Can‘t Help Thinking About Me“ oder „You‘ve Got a Habit of Leaving“ zu überraschen. Dabei wurden die Songs nach bester Old-School-Manier live im Studio aufgenommen, der jeweils beste Take sollte es dann aufs Album schaffen.
Doch zu einem Veröffentlichungstermin kam es zunächst nicht: Bowies damalige Plattenfirma Virgin Records fürchtet einen Bowie-Überdruss des Fanpublikums, da der Künstler bereits kurz nach Fertigstellung von „Toy“ mit den Aufnahmen zu seinem nächsten Album „Heathen“ beginnt. Als es deshalb nicht zur Veröffentlichung kommt, ist David Bowie not amused – und bringt „Heathen“ 2002 auf seinem eigenen Label ISO heraus, mit Vertriebshilfe von Columbia/Sony.
Zunächst landen die Tapes des spontanen Retro-Projekts im Giftschrank, um Jahre später als Leak im Internet zu erscheinen. Die erste zusammenhängende Veröffentlichung von „Toy“ erfolgte im November 2021 im Rahmen des David-Bowie-Box-Sets „Brillant Adventure“, das Teil einer karriereumspannenden Set-Edition des Künstlers ist.
Nun wird „Toy“ am 7. Januar endlich als eigenständige Deluxe-Ausgabe von Parlophone Records/ISO Records veröffentlicht, wahlweise als 3-CD- oder 6x- 10-Inch-Vinyl-Set.
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