Seit der Saison 2009/2010 setzt die Deutsche Fußball Liga (DFL) in Absprache am Samstag abend um 18.30 Uhr das sogenannte Topspiel der Woche an. Zumeist sind es Duelle mit besonderer Brisanz oder absolute Spitzenspiele, die zu dieser privilegierten Zeit ausgetragen werden. Bisweilen werden zur Abwechslung aber auch einmal weniger attraktive Duelle als „Topspiel der Woche“ angepriesen, wahrscheinlich um den kleineren Vereinen, die schließlich auch berechtigt in der 1. Bundesliga spielen, auch einmal die Chance auf einen exklusiven Sendeplatz und lukrative Einnahmen zu eröffnen. Am ersten Spieltag ging dieses Kalkül bei der Partie Hertha BSC gegen den 1. FC Nürnberg allerdings nicht auf, denn das Berliner Olympiastadion erlebte an jenem Abend ein sterbenslangweiliges Spiel. Anders dürfte es am kommenden Wochenende aussehen. Borussia Mönchengladbach gegen VfB Stuttgart wäre vor der Saison sicher nicht unbedingt als großes Event angepriesen worden. Doch angesichts der aktuellen Situation kann man mit Recht behaupten, dass die DFL bei dieser Spielansetzung einen guten Riecher bewiesen hat.
Gladbach sinnt auf die Revanche des vergangenen Abstiegskrimis
Schon in der vergangenen Saison war Gladbach gegen Stuttgart – übrigens auch an einem Samstag abend – an Dramatik kaum zu überbieten. Damals war es ein klassisches Kellerduell, denn es traf der Tabellenletzte auf den Vorletzten. Und die heimischen Gladbacher schienen zur Pause auf dem besten Weg zu sein, die rote Laterne abzugeben, denn sie führten zu diesem Zeitpunkt durch Treffer von Dante und de Camargo bereits mit 2:0. In Halbzeit 2 brach dann aber das Unglück wie ein heftiger Gewitterregen über die „Fohlen“ herein. Der VfB kam durch Progrebnyak und Harnik schnell zum Ausgleich und drehte das Spiel am Ende sogar ganz. Zunächst wurde ein regulärer Treffer von Gladbachs Idrissou nicht anerkannt und anschließend gab Schiedsrichter Kinhöfer noch einen zweifelhaften Strafstoß zugunsten der Schwaben, welcher durch Gebhart eiskalt genutzt wurde.
Borussia Mönchengladbach gegen VfB Stuttgart: Die aktuellen Aussichten
Für den VfB Stuttgart war dieser hart erkämpfte Sieg ein wichtiger Wendepunkt auf dem Weg zum Klassenerhalt. Die Gladbacher wurden dagegen nach jener unglücksseligen Partie wohl sogar von den eigenen Fans abgeschrieben. Heute wissen wir jedoch, dass alles ganz anders kam. Der Trainerwechsel zu Lucien Favre tat den Borussen so gut, dass sie dem Abstieg in letzter Sekunde von der Schippe sprangen.
Aus dieser nie für möglich gehaltenen Rettung scheint die Elf vom Niederrhein viel Selbstvertrauen getankt zu haben. Die Truppe bildet eine in der letzten Rückrunde zusammengeschweißte Einheit. Lucien Favre konnte seine wichtigsten Spieler beisammen halten und setzte somit zum Bundesligaauftakt bei Bayern München auch keinen Neuzugang ein. Und offenbar hat insbesondere die Defensive die taktischen Vorgaben des Trainerfuchses Favre verinnerlicht. Beim Rekordmeister ließ die Borussia wenige Torchancen zu und siegte am Ende völlig überraschend durch Igor de Camargos Kopfballtreffer mit 1:0. Wenn dieser Erfolg der Mannschaft nicht zu Kopf steigt, dürfte sie in dieser Spielzeit mit dem Abstieg nichts zu tun haben.
Der erste Heimspielgegner VfB Stuttgart möchte natürlich neben den beschriebenen guten Erinnerungen aus dem letztjährigen Abstiegskrimi auch die Form aus der Partie gegen den FC Schalke 04 mit in den Borussia Park nehmen. Gegen die Knappen gelang den Schwaben ein glattes 3:0 und der Sprung an die Tabellenspitze. Auch Bruno Labbadia scheint sich bei seinem neuen Verein, den er erst seit dem vergangenen Winter betreut, hervorragend eingearbeitet zu haben. Die Abwehr mit dem neuen mexikanischen Innenverteidiger Maza hat sich stabilisiert und unter den zahlreichen Offensivmöglichkeiten scheint der vormalige HSV-Trainer mit Martin Harnik, Cacau und Joker Shinji Okazaki die aktuell wirkungsvollsten herausgefiltert zu haben. Außerdem wurde das Team mit dem Dänen William Kvist verstärkt, einem fleißigen Arbeiter im defensiven Mittelfeld, welcher den nach Wolfsburg gezogenen Christian Träsch ersetzen soll.
Prognose: Borussia Mönchengladbach gegen VfB Stuttgart sieht einen zunächst feldüberlegenen VfB, der diese Dominanz zu 2 Treffern nutzt. Die Borussia geht mit dem Gefühl des Bayern-Sieges zunächst etwas zu überheblich zu Werke, besinnt sich dann aber ihrer wieder gewonnenen Heimstärke und erreicht mit unbändigem Willen noch ein etwas schmeichelhaftes 2:2.